Kinderschutz

Kinderschutzbund: „Original Play“-Verbot ist richtig und notwendig

Bei der Methode „Original Play“, die bundesweit in Kindertagesstätten angewandt wurde, raufen und ringen Erwachsene mit Kindern. Nach Missbrauchsvorwürfen wurde dies mittlerweile in einigen Bundesländern untersagt. Der Deutsche Kinderschutzbund bezieht Stellung zur Methode „Original Play“ und ruft die übrigen Landesregierungen auf, auch Verbote auszusprechen.

14.11.2019

Die Sendung „Kontraste“ vom 24. Oktober 2019 berichtete über Missbrauchsvorwürfe in Zusammenhang mit dem von dem US-Amerikaner Fred Donaldson entwickelten Konzept „Original Play“, das in Kindertagesstätten bundesweit angewandt wurde. Der Kinderschutzbund äußert sich nicht zu den Vorwürfen, da diese noch Teil von Ermittlungen sind. Er ist aber verschiedentlich um eine Einschätzung zur Methode gebeten worden.

Was ist „Original Play“?

Laut Selbstauskunft des Vereins gehe das „Original Play“ auf das „ursprüngliche Spiel“ kleiner Kinder und junger Tiere zurück, weil dieses keine Regeln, keine Fehler, keinen Kampf keine Konkurrenz kenne und ein Geschenk der Schöpfung sei. Erwachsenen sei es aufgrund des Getriebes im Alltag abhandengekommen, aber das Bedürfnis nach Berührung und Verbundenheit sei geblieben.

Beim „Original Play“ spielen jedoch nicht Kinder untereinander, sondern Erwachsene raufen und ringen mit Kindern.

Dazu erklärt Prof. Dr. Sabine Andresen, Vizepräsidentin des Kinderschutzbundes: „Kinder sind keine Objekte, die der Sublimierung von wie auch immer gearteten Bedürfnissen von Erwachsenen dienen. Sie sind eigenständige Subjekte. Pädagogik muss den Kindern dienen, nicht den Erwachsenen.“

Einschätzung des Deutschen Kinderschutzbundes

Jedes pädagogische Handeln sollte die Rechte, Interessen und Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen im Zentrum haben. Dass dies bei Original Play der Fall ist, daran bestehen berechtigte Zweifel:

  • Die Grenzen zwischen Kindern und Erwachsenen werden verwischt.
  • Die formulierten Ziele sind weder für Kinder noch für Fachkräfte und Eltern überprüfbar.
  • Die Reaktion von Fred Donaldson auf den Vorwurf sexualisierter Übergriffe in der Sendung „Kontraste“ signalisiert einen Mangel an Sensibilität und präventiver Herangehensweise.
  • Die Beschreibung der Auswahl und „Schulung“ der „Lehrlinge“ ist nicht transparent.
  • Die Organisationsstruktur wirkt hierarchisch und autoritär.
  • Die Zielgruppen sind sehr divers und damit stellt sich die Frage nach der Passgenauigkeit z.B. für den Einsatz in Kitas.

Unterstützung für Fachkräfte – Schutzkonzepte entwickeln

Im Umgang mit Körperlichkeit scheinen viele Fachkräfte verunsichert zu sein. Sie benötigen daher Unterstützung für ihr fachliches Handeln. Ein Baustein dafür ist die Entwicklung von Schutzkonzepten, zu der Kitas und andere Einrichtungen verpflichtet sind. Dazu gehören auch Möglichkeiten zur Supervision und zu kollegialer Beratung. Dafür zu sorgen, ist Aufgabe der Träger und Leitungen.

Eine positive und konstruktive Bewältigung von Unsicherheit wird vermutlich nicht gelingen, indem der körperliche Umgang mit Kindern an unbekannte Menschen abgegeben wird. Kitas brauchen vielmehr ein stabiles Netzwerk mit anderen Fachkräften, etwa aus Beratungsstellen. Auch dafür gilt es, Ressourcen bereit zu stellen.

Professionelles Beschwerde- und Konfliktmanagement nötig

Der im „Kontraste“-Bericht geschilderte Umgang mit den betroffenen Kindern und Eltern ist aus unserer Sicht nicht zufriedenstellend. Prof. Dr. Sabine Andresen: „Der Fall zeigt, nach wie vor fehlt es im Alltag an Sensibilität. Ein professionelles Beschwerde- und Konfliktmanagement, das Eltern und Kinder ernst nimmt, ist essentiell für einen so sensiblen Raum wie die Kindertagesstätten.“

Der Kinderschutzbund hält aus diesen Gründen die Entscheidung einiger Landesregierungen etwa in Bayern, Berlin und Brandenburg, „Original Play“ in Kindertagesstätten zu untersagen, für richtig und ruft die übrigen Landesregierungen auf, ebenso zu verfahren.

Die ausführliche Stellungnahme (PDF, 100 KB) findet sich auf der Webseite des Deutschen Kinderschutzbundes.

Quelle: Deutscher Kinderschutzbund Bundesverband e.V.

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