Kinderschutz
Initiative „Schule gegen sexuelle Gewalt“ in Sachsen gestartet
Im aktuellen Schuljahr sollen sächsische Schulen im Rahmen der Initiative „Schule gegen sexuelle Gewalt“ dazu motiviert werden, Schutzkonzepte zu entwickeln und Lehrkräfte für die Prävention sexuellen Missbrauchs sensibilisiert werden. Dazu stehen Informationsmaterialien sowie Fortbildungsangebote zur Verfügung.
26.09.2018
Gemeinsam mit dem Unabhängigen Beauftragten für Fragen sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM), Johannes-Wilhelm Rörig, hat Sachsens Kultusministerium die Initiative „Schule gegen sexuelle Gewalt“ gestartet. Ziel ist es, die allgemeinbildenden Schulen in Sachsen zur Entwicklung von Konzepten zum Schutz vor sexueller Gewalt zu motivieren. „Mit der Initiative sollen Schulleitungen und Lehrerkollegien fachlich unterstützt und ermutigt werden, sich mit den komplexen und sehr emotionalen Themenfeld professionell auseinanderzusetzen. Mädchen und Jungen, die sexuelle Gewalt erleben, benötigen dringend kompetente Ansprechpersonen, die ihre Signale erkennen und wissen, was sie im Verdachtsfall zu tun haben. Da wir nur in der Schule nahezu alle Kinder und Jugendlichen erreichen können, ist Schule für den Kinderschutz ein bedeutender Ort“, sagte Kultusminister Christian Piwarz zum Start der Initiative.
Prävention und Schutzkonzepte
Im Rahmen der Initiative werden im Schuljahr 2018/2019 in allen Landkreisen und kreisfreien Städten Regionalkonferenzen für Schulen und Schulverwaltung durchgeführt. Zur Unterstützung steht den Schulen zudem eine umfangreiche Infomappe und ein Fachportal im Internet zur Verfügung. Das Kultusministerium unterstützt die Schulen durch gezielte Informationen, Handreichungen und Fortbildungsangebote. Schulinterne Fortbildungen, in denen gesamte Lehrerkollegien für die Prävention sexuellen Missbrauchs sensibilisiert und für die Erstellung von Schutzkonzepten motiviert werden, nehmen dabei einen besonderen Stellenwert ein.
Kultur des Hinsehens und der Achtsamkeit
Auf den Weg gebracht wurde die Initiative vom Unabhängigen Beauftragten der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM), Johannes-Wilhelm Rörig: „Es ist wichtig, dass Pädagoginnen und Pädagogen Vertrauenspersonen sind, an die sich Kinder und Jugendliche wenden können und wollen. Viele Lehrerinnen und Lehrer vermeiden jedoch Gespräche, in denen es um sexuelle Gewalt geht, etwa weil sie denken, dass ihnen die richtigen Worte fehlen, oder weil sie sich nicht zuständig fühlen. Hier muss es ein Umdenken geben. Schülerinnen und Schüler müssen über sexuellen Missbrauch aufgeklärt und über Hilfemöglichkeiten informiert werden. Informierte Kinder und Jugendliche können Situationen besser einschätzen, sind weniger arglos und erleben, dass darüber gesprochen werden kann. Meine Initiative „Schule gegen sexuelle Gewalt“ setzt genau hier an: Pädagoginnen und Pädagogen sollen in die Lage versetzt werden, im schulischen Alltag präventiv zu handeln, Anzeichen für sexuelle Gewalt zu erkennen, als Vertrauensperson wahrgenommen zu werden und schulische Schutzkonzepte zu entwickeln. Schule soll zu einem Ort werden, an dem eine Kultur des Hinsehens und der Achtsamkeit gepflegt und Schülerinnen und Schülern der Zugang zu Hilfe ermöglicht wird.“
Schule als Schutzort
An der Initiative „Schule gegen sexuelle Gewalt“ hat auch der Betroffenenrat, ein Fachgremium beim UBSKM mitgewirkt. Corinna Thalheim, Mitglied im Betroffenenrat: „Kinder gehören zu den schönsten Geschenken im Leben, sie benötigen Schutz und Geborgenheit. Die Aufmerksamkeit ALLER gehört für jedes Kind zu einem geschützten Leben dazu. Ich wünsche mir, dass jedes Kind die Möglichkeit bekommt sich anzuvertrauen und auch in der Schule einen Schutzort findet. Verschlossenheit nach Heiterkeit zwingt zur Aufmerksamkeit."
Bisherige Maßnahmen in Sachsen
In Sachsen gibt es bereits seit 2007 ein „Handlungskonzept für präventiven Kinderschutz“. Sowohl der Freistaat Sachsen als auch die Landkreise und kreisfreien Städte bekennen sich zum Kinderschutz als Querschnittsaufgabe. Im Zusammenhang mit dem Handlungskonzept wurden seit 2007 die sächsischen Netzwerke für Kinderschutz und Frühe Hilfen entwickelt. Mittlerweile haben sich in allen Landkreisen und Kreisfreien Städten entsprechende Netzwerke etabliert und Schulen in die Arbeit eingebunden.
Seit dem Schuljahr 2016/2017 begleitet der Deutsche Kinderschutzbund, Landesverband Sachsen, zwei Schulen in Sachsen bei der Entwicklung und Umsetzung von Schutzkonzepten gegen Gewalt und Missbrauch. Hinsichtlich der Prävention, darunter der Prävention sexuellen Missbrauchs, nutzen Schulen verstärkt die Möglichkeiten, die sich aus „Prävention im Team“ ergeben. „Prävention im Team“ ist ein langfristiges und nachhaltiges Arbeitsprinzip, das dazu beiträgt, stabile Kooperations- und Kommunikationsstrukturen zwischen der Schule und den anderen mit Präventionsaufgaben befassten Trägern aufzubauen. Im Ergebnis arbeiten die Behörden und andere Verantwortungsträger einer Region (Polizeidirektion, Landesamt für Schule und Bildung und Kommunalverwaltung) bei der Prävention übergreifend und verbindlich zusammen.
Quelle: Sächsisches Staatsministerium für Kultus vom 20.09.2018
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