Kinderschutz
Hamburg beschließt bessereren Schutz für Opfer interkultureller Familienkonflikte
Der Hamburger Senat hat in seiner Sitzung am Dienstag einen Bericht an die Bürgerschaft beschlossen, der die Maßnahmen und Verbesserungen darstellt, die nach dem von ihrem Bruder verübten Mord an Morsal O. im Bereich der Schutz- und Präventionsangebote bei interkulturellen Familienkonflikten ergriffen worden sind.
25.03.2010
„Gewalt in Familien ist bei weitem nicht nur ein Problem von Familien mit Migrationshintergrund“, so Sozial- und Familiensenator Dietrich Wersich. „Wenn aber Frauen und Mädchen Opfer innerfamiliärer Gewalt werden, weil ihre Lebensvorstellungen traditionellen Rollenmustern widersprechen, benötigen sie besondere Hilfsangebote.“
Der Senat hat deshalb eine anonyme Schutzeinrichtung für akut gefährdete junge Mädchen und Frauen in interkulturellen Familienkonflikten eingerichtet. In ihr können bis zu sechs Betroffene bis zu acht Wochen begleitet leben und mit Unterstützung von Fachkräften Zukunftsperspektiven ent-wickeln. Ende November hat die Einrichtung ihren Betrieb aufgenommen.
Wer in Not ist, kann sich an die interkulturellen Beratungsstellen LALE oder i.bera wenden. Aber auch in Kindertagesstätten, Jugendhilfe, Schule und außerschulischen Bildungseinrichtungen werden künftig mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Umgang mit spezifischen interkulturellen Familienkonflikten geschult sein.
Viele der von familiärer Gewalt bedrohten und betroffenen Mädchen und jungen Frauen haben gleichzeitig eine enge Bindung zu Familienangehörigen. Dadurch befinden sie sich selbst in einer akuten Bedrohungssituation im Zwiespalt zwischen der notwendigen Sicherheit und Hilfe und dem Wunsch nach Nähe und Unterstützung durch die Familie. Dies ist eine Herausforderung für die Helferinnen und Helfer.
Aber auch die Arbeit mit den männlichen Familienangehörigen hat eine zentrale Bedeutung. Dabei geht es vor allem darum, auszuloten, in wie weit diese bereit und in der Lage sind, die vorhandenen Familienkonflikte gewaltlos auszutragen und Freiheitsansprüche und Selbstbestimmung ihrer Töchter und Schwestern zu akzeptieren.
Um gewalttätige innerfamiliäre Konflikte möglichst zu vermeiden, werden besondere Anstrengungen in der Prävention unternommen: Hier soll generell auf die geschlechtsspezifischen Rollenmuster und Wertorientierungen eingewirkt werden, die nicht mit den Grund- und Freiheitsrechten aller Menschen in Einklang zu bringen sind.
Zudem soll die Qualifizierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kindertagesstätten, Jugendhilfe, Schule und außerschulische Bildung im interkulturellen Bereich und auch die Fortbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Regeldienste weiter verbessert werden. Die Fachkräfte werden außerdem mit Handlungsempfehlungen unterstützt.
In Kindertagesstätten, Jugendhilfe, Schule und außerschulischer Bildung sollen Jungen mit Migrationshintergrund zudem mehr männliche Vorbilder finden, die ihnen gewaltfreie Konfliktlösung nahebringen. Unter anderem weist die Behörde für Schule und Berufsbildung seit mehreren Jahren besondere Plätze für Bewerberinnen und Bewerber mit Migrationshintergrund im Vorbereitungsdienst aus.
Herausgeber: Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz der Freien und Hansestadt Hamburg - Landesjugendamt
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