Kinderschutz

Die meisten Kindersoldaten überwinden die Schrecken des Krieges

Mit einer hoffnungsvollen Botschaft trat die Sonderbeauftragte der Vereinten Nationen für Kinder und bewaffnete Konflikte, Radhika Coomaraswamy, am Mittwochnachmittag vor die Abgeordneten des Ausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe. Sie berichtete, dass die Erfahrung und Untersuchungen unter ehemaligen Kindersoldaten unter anderem in Sierra Leone ergeben hätten, dass rund 85 Prozent sich von den Schrecken des Krieges erholen und später ein relativ normales Leben führen würden. Problematisch seien die Lebensläufe bei rund 15 Prozent.

17.03.2011

Dies beträfe vor allem Jungen und Mädchen, die in sexuell missbraucht wurden, berichtete Coomaraswamy. Deshalb, so die UN-Beauftragte, sei die Frage der Qualität der Kommandeure und wie sie ihre Befehlsgewalt ausführen würden, sehr wichtig. ”Bildung ist der Schlüssel“ betonte sie

Die Juristin aus Sri Lanka hat ihr Amt seit 2006 inne. Zuvor arbeitete sie als UN-Sonderberichterstatterin der Menschenrechtskommission zu Gewalt gegen Frauen und als Vorsitzende der Menschenrechtskommission ihres Heimatlandes.

Weltweit sind mehr als eine Milliarde Kinder von bewaffneten Konflikten betroffen, eine Viertelmillion nimmt selbst als Kindersoldaten an diesen Auseinandersetzungen teil. Die Arbeitsgruppe ”Kinder und bewaffnete Konflikte“ des UN-Sicherheitsrats hat es sich zur Aufgabe gemacht, Konfliktparteien, die Kindern Leid antun, durch eine Liste öffentlich zu machen und zu ächten. Deutschland hat Anfang des Jahres den Vorsitz der Gruppe übernommen. Bislang werden Konfliktparteien auf die Liste der Arbeitsgruppe aufgenommen, wenn sie Kindersoldaten einsetzen, Kinder verstümmeln, sexuell missbrauchen oder töten. Deutschland setzt sich dafür ein, dass die Konfliktparteien auch dann gelistet werden, wenn sie Schulen oder Krankenhäuser angreifen. Die UN-Sonderbeauftragte begrüßt diese Ergänzung ausdrücklich

Für die Konfliktparteien sei es sehr unangenehm, auf dieser Scham-Liste zu erscheinen, berichtete Coomaraswamy . Dadurch würden Verbrechen an Kindern und ihre Methoden, immer jüngere Soldaten zu gewinnen, öffentlich gemacht. Manche Rebellenführer strebten auch nach einer politischen Karriere und wollten daher nicht auf der Liste des sogenannten ”naming-and-shaming“ erscheinen oder schnell wieder gestrichen werden. ”Das Verfahren ist effektiv“, sagt Coomaraswamy. ”Die Liste ist ein wichtiges Instrument.“ Nur sehr extreme Gruppen, wie etwa die Taliban, ließen sich davon nicht beeindrucken.

Coomaraswamy sprach vor den Abgeordneten im Ausschuss auch über ein relativ neues schreckliches Phänomen, vor allem im Irak und in Afghanistan. In diesen Ländern würden vermehrt Kinder als Selbstmordattentäter missbraucht.

Herausgeber: Deutscher Bundestag

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