Flucht und Migration

Berufliche Qualifizierung für Flüchtlinge in Südhessen

Das Projekt "PAuL – Perspektive Arbeit und Lebensqualität" am Berufsbildungs- und Technologiezentrum in Bensheim richtet sich an Flüchtlinge, die aktuell in Südhessen leben und bietet die Möglichkeit der beruflichen Qualifizierung für den regionalen Arbeitsmarkt.

28.10.2015

Handwerkskammerpräsident Bernd Ehinger hat gemeinsam mit dem Hessischen Minister für Soziales und Integration, Stefan Grüttner, am 26. Oktober das Projekt "PAuL Perspektive Arbeit und Lebensqualität" am Berufsbildungs- und Technologiezentrum in Bensheim vorgestellt.

Die Initiative ist eine Kooperation des Landes Hessen, des Kreises Bergstraße und der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main, die vor Ort vertreten waren durch Matthias Schimpf, Kreisbeigeordneter des Landkreises Bergstraße, Birgit Förster, Vorsitzende der Agentur für Arbeit Darmstadt und Stefan Rechmann, Leiter "Neue Wege Kreis Bergstraße".

Das Angebot am Bildungsstandort Bensheim umfasst vier inhaltliche Schwerpunkte:

  • Kennenlernen des Arbeitsalltages
  • Erlernen praktischer handwerklicher Fähigkeiten
  • Erlernen betrieblicher Abläufe und
  • das Üben alltagsrelevanter Sprachkompetenzen.

Ankommenshilfe und Aus- und Weiterbildungsangebote

"Für das Handwerk steht in der Flüchtlingsthematik vor allem die Frage nach konkreten Lösungsansätzen im Vordergrund. Inwiefern können wir also Menschen, die bei uns ankommen, sinnvolle Aus- und Weiterbildungsangebote im regionalen Arbeitsmarkt machen. Und: Inwiefern sprechen wir dabei genau diejenigen an, die auch bereit sind, hier zu leben und dabei unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung respektieren", so Ehinger, der als hessischer Handwerkspräsident im Flüchtlingskonvent des Landes Hessen auch die Arbeitsgruppe "Arbeitsmarkt" leitet.

"Wir sind sehr dankbar, dass das Land Hessen die Flüchtlingsthematik nun zentral koordiniert – nur so finden wir gemeinsame, gangbare Lösungen, die uns als Gesellschaft weiterbringen. Die Zeit der Bedenkenträger und derjenigen, die voreilig Lösungen präsentieren, ist vorbei, denn Ansätze für so ein weitreichendes Thema benötigen Zeit und vor allem die Mithilfe von allen gesellschaftspolitischen Akteuren".

Stefan Grüttner, Hessischer Minister für Soziales und Integration sagte: "Wir unterstützen das Projekt aus ESF-Mitteln, weil wir der Überzeugung sind, dass das Erlernen der deutschen Sprache der Schlüssel zu persönlichem und beruflichem Erfolg ist. Denn Ziel von PAuL ist, dass die Teilnehmer ausreichende Sprachkompetenzen erwerben, um im August/September 2016 eine berufliche Tätigkeit oder eine Ausbildung beginnen können." Grüttner dankte Ehinger und den Partnern für ihr "wertvolles" Engagement bei einem der gemeinsamen Zukunftsthemen, nämlich der Integration von Flüchtlingen.

Das Projekt "PAuL" gebe es erst seit einigen Wochen, Erfahrungen sammle man erst mit der Zeit. "Viele Flüchtlinge beginnen von ganz vorne – nicht nur im Bereich Sprachqualifizierung, aber auch im Bereich Überwindung von Fluchterfahrungen und Bereitschaft zur interkultureller Zusammenarbeit. Es ist eine große, verantwortungsvolle Aufgabe, die wir im Mittelstand nur gemeinsam mit unseren Partnern lösen." Ehinger sagte, viele Fragen müssten nicht nur hessenweit, sondern auch bundespolitisch oder gar europaweit koordiniert werden: "Auch hier ist es für unsere Betriebe in der Metropolregion Frankfurt-Rhein-Main von konkretem Interesse, unbürokratische Regelungen, etwa für Anerkennungsfragen, Arbeitserlaubnis oder Sprachqualifizierung zu finden."

Kombination von Spracherwerb und praktischer Tätigkeit

Die Teilnehmer des Projekts PAuL werden an fünf Tagen die Woche von 8 bis 15 Uhr von Ausbildern, Sozialpädagogen und Lehrkräften im BTZ Bensheim betreut. Das Projekt ist in drei Projektphasen eingeteilt: Nach einer zweimonatigen Orientierung in ausgewählten Berufsfeldern am BTZ Bensheim und weiterführenden Sprachkursen, nehmen die Teilnehmer dann sechs Monate lang in dem von ihnen gewählten Bereich an Praxisschulungen in den Werkstätten teil. Es folgt eine Übergangsphase in Arbeit oder Ausbildung, sowie eine Nachbetreuungsphase durch die Ausbilder und Sozialpädagogen. Diese hat das Ziel, Teilnehmer in sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse zu integrieren.

Matthias Schimpf, Kreisbeigeordneter des Kreises Bergstraße sagte: "Wir sind überzeugt, dass die bestmögliche Integration von Flüchtlingen durch eine Kombination von Spracherwerb und praktischer Tätigkeit gelingen wird. Mit PAuL wurde ein innovatives, praxisnahes Instrument entwickelt, das diesen Kriterien Rechnung tragen wird."

"Kaum ein Thema bewegt die Menschen im Lande und auch uns als Agentur für Arbeit zurzeit so sehr wie der aktuelle Flüchtlingsstrom. Das Erlernen der deutschen Sprache ist, wie wir alle wissen, Grundvoraus-setzung für die gesellschaftliche und arbeitsmarktliche Integration. Die Bundesagentur für Arbeit will hier helfen und stellt Sprachkurse für Asylsuchende in den nächsten zwei Monaten flexibel und unbürokratisch zur Verfügung. Der Anzahl der Teilnehmer/innen ist nach oben keine Grenze gesetzt, betont Birgit Förster," Vorsitzende der Agentur für Arbeit Darmstadt.

Quelle: Hessisches Ministerium für Soziales und Integration vom 26.10.2015

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