Gesundheit
18. Kongress Armut und Gesundheit entwickelt Strategien zur Bekämpfung von gesundheitlicher Chancenungleichheit bei Kindern
Am 6. und 7. März 2013 fand unter dem Motto „Brücken bauen zwischen Wissen und Handeln – Strategien der Gesundheitsförderung“ der Kongress Armut und Gesundheit in der Technischen Universität Berlin statt.
08.03.2013
Er wurde, in diesem Jahr zum 18. Mal, von Gesundheit Berlin-Brandenburg zusammen mit zahlreichen Partnern, etwa der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und dem Zentrum Technik und Gesellschaft der Technischen Universität Berlin, ausgerichtet.
Auf dem deutschlandweit größten regelmäßigen Public Health-Forum diskutierten über 2.000 Teilnehmende in mehr als 80 Workshops den Zusammenhang von Armut und Gesundheit.
Jedes siebte Kind unter 15 Jahren lebt von der Grundsicherung nach SGB II („Hartz-IV“) – das sind 255 Euro pro Monat. 2012 waren ca. 1,6 Millionen Kinder und Jugendliche betroffen. Ihr Gesundheitszustand ist häufig schlechter als der ihrer Altersgenossen/-innen. Das ist ein unhaltbarer Zustand. Akteure aus Wissenschaft, Politik, Praxis und Zivilgesellschaft diskutierten Lösungen für dieses drängende Problem und überlegten, wie existierende gute Ansätze und Erkenntnisse aus der Wissenschaft in die Praxis überführt werden könnten.
Sozial benachteiligte Menschen haben ein höheres Krankheitsrisiko und eine geringere Lebenserwartung. Insbesondere Kinder aus kinderreichen Familien oder aus Haushalten von Alleinerziehenden sind in Deutschland von Armut betroffen. Jedes elfte Kind in Armut erfährt alltägli-che Entbehrungen wie fehlende regelmäßige Freizeitaktivitäten, keine tägliche warme Mahlzeit und kein ruhiger Platz für die Hausaufgaben. „Diese Fakten vermitteln dringenden Handlungsbedarf“, so Prof. Dr. Rolf Rosenbrock, Vorsitzender des Paritätischen Gesamtverbandes und Vorsitzender von Gesundheit Berlin-Brandenburg. „Wir brauchen mehr gesundes und bezahlbares Mittagessen in Schulen, flächendeckend Kindertageseinrichtungen, Familienhebammen, die die Eltern frühzeitig erreichen und ausreichend niedrigschwellige Angebote der Gesundheitsförderung.“
Prof. Dr. Elisabeth Pott, Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, macht nachdrücklich deutlich: „Der Ort, wo wir handeln müssen, ist die Kommune. Deswegen haben wir den Partnerprozess ‚Gesund aufwachsen für alle!‘ ins Leben gerufen. Er baut auf bundesweit abgestimmten Handlungsempfehlungen auf. Auf dieser Basis können sich Kommunen austauschen, wie Prävention und Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten gelingen und wie wir Bestehendes besser nutzen können. Beim voneinander Lernen erfahren Kommunen zum Beispiel, wie Kinder und Jugendliche in der Kommune, in der Schule und in der KiTa so beteiligt werden können, dass ihr Selbstwert und damit ihre Gesundheit gestärkt werden.“
Thema des Kongresses und Fokus der Abschlussveranstaltung war nicht zuletzt der Referentenentwurf zum Präventionsgesetz, den die Bundesregierung vorgelegt hat. Parlamentarier aller im Bundestag vertretenen Parteien diskutierten das für und wider des Gesetzentwurfes. Dabei ging es sehr lebendig und kontrovers vor und auch das Plenum beteiligte sich bisweilen lautstark. Die eilig zusammengestellten Maßnahmen zeigten nach Ansicht der Teilnehmenden der Abschlussveranstaltung und der oppositionellen Politikerinnen wenig Gespür für die Komplexität der gesamtgesellschaftlich anzugehenden Aufgabe und konzentrierten sich ihrer Ansicht nach zu sehr auf Akteure wie Krankenkassen und Ärzte. Hier wurde noch deutlicher Nachbesserungsbedarf gesehen. Denn eines wurde in allen Workshops und Fachforen in den zwei Kongresstagen deutlich: Gesundheitsförderung kann nur gelingen, wenn möglichst viele Akteure aus den unterschiedlichsten Bereichen, die menschliche Lebenswelten tangieren, an einem Strang ziehen.
Quelle: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Anneli Starzinger
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