Europa

Fünf Jahre nach der Unabhängigkeitserklärung im Kosovo: CARE fordert mehr Unterstützung für Jugendprogramme und den Aufbau der Zivilgesellschaft

Anlässlich des fünften Jahrestags der Unabhängigkeitserklärung des Kosovo am 17. Februar erinnert die Hilfsorganisation CARE an die fortbestehenden Entwicklungsdefizite im Kosovo.

14.02.2013

"Kosovo hat noch einen langen Weg vor sich. 30 Prozent der Bevölkerung lebt immer noch unterhalb der Armutsgrenze und fast jeder zweite Einwohner ist arbeitslos", mahnt Felix Wolff, CARE-Regionaldirektor für den Balkan.

Die Arbeitslosenquote bei Jugendlichen unter 25 Jahren ist mit 70 Prozent besonders hoch. Ihr Bevölkerungsanteil beläuft sich dabei auf mehr als die Hälfte. Neben den desolaten Aussichten auf dem Arbeitsmarkt und der vorherrschenden ethnischen Segregation verhindern vor allem mangelnde Infrastruktur und Know-How die wirtschaftliche Entwicklung.

"Die Fortschritte im Kosovo werden Schritt für Schritt erzielt. Es sind gerade die kleinen Initiativen, die besonders große und positive Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung haben. Die Zivilbevölkerung zu unterstützen ist der effektivste Weg, die Situation im Kosovo zu verbessern."

CARE unterstützt in der Region Novo Brdo im Osten des Kosovo daher Tourismus-Initiativen. In Suhareka vergibt CARE Kleinkredite, damit Menschen kleinere Geschäfte auf- oder ausbauen können. CARE unterstützt lokale Organisationen dabei, ihre Arbeit und damit die Situation in ihren Gemeinden zu verbessern. Die meisten Institutionen im Kosovo sind noch jung und eine Kultur des zivilen Engagements muss noch weiter entwickelt werden. "Veränderungen brauchen Zeit. Die Expertise und der Enthusiasmus der Zivilgesellschaft haben bereits großartige Veränderungen herbeigeführt. Aber ohne ausreichende finanzielle Mittel können sie ihre Arbeit nicht weiter aufrechterhalten", warnt Wolff.

Die Chancen der jungen Generation zu verbessern bleibt eine zentrale Herausforderungen für Kosovo: "Das Gefühl von Frustration und Perspektivlosigkeit ist weit verbreitet. Sobald die jungen Menschen die Schule oder Universität beenden, haben sie einfach keinerlei Chance, einen Job zu finden", schildert Felix Wolff die Situation. In einer Kultur, in der Machismo und paternalistisches Verhalten eine lange Tradition haben, kann diese Frustration schnell in Aggression umschwenken. CARE hat daher die "Young Men Initiative" im Kosovo gegründet, ein Programm für junge Männer, das Gewalt und diskriminierendes Verhalten gegenüber Mädchen und Frauen verhindern soll. CARE bringt auch verschiedene Gemeinden und Volksgruppen zusammen, die in gemeinsamen Projekten ihre Stereotype und gegenseitiges Misstrauen abbauen. De facto besteht weiterhin eine ethnische Segregation im Alltag, vor allem in Städten wie Mitrovica, wo Serben und Albaner getrennt auf verschiedenen Seiten der Stadt leben. "Für junge Menschen ist es schwer, diese Gräben zu überwinden. Es besteht großer Druck in ihren jeweiligen Gemeinden, nichts mit der anderen Gruppe zu tun zu haben", erklärt Wolff. Die demographische Situation des Kosovo ist jedoch nicht nur eine Herausforderung, sondern bietet auch eine große Chance. "Die jungen Menschen des Kosovo sind das Fundament der Entwicklung ihres Landes. Trotz der schwierigen politischen Situation und Sicherheitsbedingungen zeigen sie einen starken Willen, Brücken zu schlagen", so Wolff. Viele der jungen Menschen wollten die Last der Vergangenheit nicht mehr tragen, wollten studieren, einen guten Job finden und den Kosovo in eine bessere Zukunft führen: "Wenn wir fünf Jahre nach der Unabhängigkeitserklärung über den Kosovo sprechen, müssen vor allem die Bemühungen der Zivilbevölkerung und das Engagement der vielen jungen Menschen anerkannt werden. Sie sind die Zukunft des Kosovo und müssen unbedingt mit Bildung, Sozialprogrammen und Arbeitsmöglichkeiten unterstützt werden."

CARE arbeitet seit 1997 im Kosovo. Während des Krieges galt es, humanitäre Hilfe für betroffene Gemeinden und Flüchtlinge zu leisten. Heute liegt der Schwerpunkt der Arbeit auf Nachhaltigkeit: Wirtschaftliche Entwicklung schwacher Regionen, Friedens- und Versöhnungsarbeit, Integration von Minderheiten und Perspektiven für junge Menschen. Dabei fördert CARE besonders Frauen und Mädchen, deren Position in den Gesellschaften des Balkans nicht selbstverständlich gleichberechtigt ist.

Quelle: CARE Deutschland-Luxemburg e.V. vom 13.02.2013

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