EU-Jugendstrategie
Kommunen in voller Fahrt
Vom 5. bis 6. November fand in Berlin das erste der diesjährigen Werkstattgespräche im Rahmen von Kommune goes International statt. Rund 30 Teilnehmende verschiedener Träger, die sich in ihren Kommunen an der jugendpolitischen Initiative beteiligen, nutzten die Zeit für intensiven Austausch und gegenseitige Beratung. Das Besondere diesmal: Auch einige internationale Projektpartner waren vor Ort und haben den Erfahrungsaustausch bereichert.
15.11.2013
Praxisbeispiele zeigen: es gelingt, neue Zielgruppen zu erreichen
Im Rahmen von Kommune goes International haben sich die teilnehmenden Kommunen zum Ziel gesetzt, verstärkt Jugendliche zu erreichen, die bislang keine Berührungspunkte mit internationaler Jugendarbeit haben. Dass dies gelingen kann, zeigte eindrucksvoll Florian Fangmann vom Centre Français de Berlin, der in Kooperation mit dem Projekt der aufsuchenden Sozialarbeit „MoWo“ eine deutsch-französische HipHop-Begegnung durchgeführt hat. Mit HipHop, Graffiti und Breakdance wagten sich die Jugendlichen aus Berlin heraus, um sich mit Pariser Jugendlichen musikalisch und tänzerisch auszutauschen. Eine gute Vorbereitung der Jugendlichen war dabei gleichermaßen wichtig wie aufwändig. Ging es zunächst darum, die Jugendlichen überhaupt zu überzeugen, sich auf ein solches Abenteuer einzulassen, galt es später, sie zum Einhalten von Terminen für Vorbereitungstreffen zu motivieren und sie auf das vorzubereiten, was sie in der „Fremde“ erwarten wird. Umso größer war die Freude am Flughafen, als tatsächlich alle Jugendlichen erschienen. „Doch, ich kann was!“, so das Fazit der Jugendlichen nach Abschluss der Begegnung. Und für die Teilnehmenden am Werkstattgespräch wurde deutlich, dass internationale Jugendarbeit in den verschiedensten Bereichen von Jugendhilfe – auch in der Straßensozialarbeit - gelingen kann.
Netzwerke stärken die internationale Jugendarbeit
In der kleinen Stadt Lauenburg hat sich durch Kommune goes International ein großes Netzwerk gebildet. Als einen Schwerpunkt hat sich das KGI-Netzwerk dort das Ziel gesetzt, eine deutsch-türkische Partnerschaft aufzubauen. Gemeinsam mit Ayhan Sancak aus Tokat in der Türkei berichtete Friederike Betge, Jugendpflegerin aus Lauenburg, wie sie die Partnerschaft aufgebaut haben. Die ersten Kontakte entstanden bereits vor vielen Jahren, als Ayhan Sancak, damals Germanistikstudent, ein Praktikum in Lauenburg absolvierte. Dieser Kontakt zur Ayan Sancak, der mittlerweile als Deutschlehrer am Tokater Gymnasium arbeitet, konnte nun wieder aufgegriffen werden, als es darum ging eine langfristige deutsch-türkische Partnerschaft aufzubauen. Durch das gut funktionierende Netzwerk ist Kommune goes International in Lauenburg ein voller Erfolg: So kooperiert bei den deutsch-türkischen Projekten das Lauenburger Jugendamt mit der örtlichen Schule, dem Ortsjugendring und einem Türkischen Elternverein. 2013 führte die Lauenburger Jugendfachleute ein Fachkräfteprogramm nach Tokat. Ab 2014 sollen regelmäßige Jugendbegegnungen folgen. Das Lauenburger Team wünscht sich eine große Ausstrahlungskraft des Projekts auf andere Träger in der Stadt.
Zentral: Erfahrungsaustausch
Beiträge von Ansgar Drücker (IDA e.V.) zu der Frage „Wie erreichen Träger der internationalen Jugendarbeit die JiVE-Zielgruppen?“ und von Judith Dubiski (Fachhochschule Köln) zur Evaluation internationaler Jugendbegegnungen vermittelten hilfreiche Hintergrundinformationen. Doch war es den Teilnehmenden vor allem wichtig, sich über ihre jeweiligen Erfahrungen in „ihren“ Kommunen auszutauschen und miteinander zu diskutieren, welche Schritte beispielsweise bei den Kolleginnen und Kollegen gut laufen und worüber sie stolpern, welche Probleme strukturell bedingt sind und wo sich Erfahrungen in die eigene Kommune übertragen lassen. So wurden in manchen Kommunen die Einrichtungen „verpflichtet“, eine internationale Jugendbegegnung pro Jahr durchzuführen. Kann die eine Kommune dies mit einer entsprechenden finanziellen Beteiligung im städtischen Haushalt unterstützen, so muss dies in der anderen Kommune allein mit eingeworbenen Drittmitteln funktionieren. So oder so zeigt sich, dass der Stellenwert der internationalen Jugendarbeit deutlich gestiegen ist.
Was die Zukunft bringt
Viele Aufgaben liegen noch vor den beteiligten Kommunen. Ein Thema, dessen sich die KGI-Beteiligten aus NRW in Zukunft noch besonders annehmen wollen, ist die Forcierung von internationalen Aktivitäten am Übergang von der Schule in den Beruf bzw. die Ausbildung. Ein positives Beispiel einer Kooperation mit einem Jobcenter hat sie motiviert, auch in ihren Kommunen entsprechende Formen der Zusammenarbeit auszuloten und zu entwickeln. Darüber hinaus stellen sich viele Beteiligte bereits jetzt die wichtige Frage, wie es gelingen wird, das Erreichte aufrecht zu erhalten und weiter auszubauen.
Deutlich wurde auch bei diesem Treffen im Rahmen von Kommune goes International wieder, dass die Unterstützung durch eine zentrale Koordinierungsstelle und die Ermöglichung des Erfahrungs- und Wissensaustauschs zwischen den teilnehmenden Kommunen wichtige Erfolgsfaktoren sind, um die internationale Jugendarbeit kommunal voran zu bringen.
Quelle: IJAB - Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland, Bettina Wissing
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