Digitalisierung und Medien

Medienbildung in der Kinder- und Jugendhilfe - Positionspapier der AGJ

Die Bedeutung von Mediatisierung und Digitalisierung für das Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen zu betrachten, hält die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe - AGJ für unbedingt notwendig. In der Kinder- und Jugendhilfe müsse Medienbildung außerdem stärker verankert werden.

16.12.2014

Die Teilhabe junger Menschen an der Gesellschaft ist heute von medialer Teilhabe nicht mehr zu trennen. Digitalisierung und Mediatisierung prägen die Lebenswelten nicht nur nachhaltig, sie verändern auch Kommunikations- und Aushandlungsprozesse und damit den Rahmen, in dem Kinder und Jugendliche ihre altersspezifischen Entwicklungsaufgaben und ihre Identitätsarbeit meistern. Die sozialen Umfelder junger Menschen sind dabei sehr heterogen und die Formen der Lebensführung in hohem Maße optional und vorläufig. Mit den Vorzügen und Zumutungen, den Chancen und Risiken einer wachsenden Teilselbstständigkeit werden junge Menschen immer früher konfrontiert.

Dieser Freiheit gegenüber steht eine zunehmende Institutionalisierung und Pädagogisierung von Kindheit und Jugend. Der 14. Kinder- und Jugendbericht zeigt auf, wie Konsum- und Kaufanreize einer marktgebundenen Warenwelt Kinder von klein auf begleiten und die Trennlinien zwischen "öffentlich" und "privat" neu gedacht werden müssen: sowohl wirtschaftliche Verwertungsinteressen und politische Steuerungsaktivitäten durchdringen den privaten Raum, umgekehrt gewinnen private Formen der Kommunikation und Interaktion an Bedeutung im öffentlichen Raum.

Medien sind Ursache, Folge und verstärkender Faktor

Bei allen diesen Bedingungen des Aufwachsens spielen Medien eine gewichtige Rolle – als Ursache, Folge und verstärkender Faktor. Insbesondere Social Media sind für Kinder und Jugendliche relevant zur Bewältigung zentraler Entwicklungsaufgaben, zu denen das Streben nach Autonomie, die Gestaltung sozialer Beziehungen sowie die Verwirklichung von Selbstbestimmung und Teilhabe zählen. Ihnen ermöglichen soziale Medien weitere, bereichernde Formen von Gemeinschaft, Anerkennung durch Gleichaltrige, Abgrenzungsmöglichkeiten und das Erleben von Handlungswirksamkeit.

Nicht umsonst zählt der 14. Kinder- und Jugendbericht Mediennutzung und -kompetenz zu den acht Dimensionen des Wohlbefindens von Kindern in der frühen, mittleren und späten Kindheit. Die kritische Auseinandersetzung mit Medien und Medieninhalten und das Erkennen von Chancen und Möglichkeiten der Mediennutzung zählen zu den Grundkompetenzen der heutigen Zeit, die junge Menschen erwerben müssen.

Medienbildung ist Gegenstand der Kinder- und Jugendhilfe

Die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ hält es daher für unbedingt notwendig, die Bedeutung von Mediatisierung und Digitalisierung für das Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen im Kontext ihres komplexen lebensweltlichen Bezugsrahmens zu betrachten, die Verantwortung der Kinder- und Jugendhilfe für die Medienbildung ihrer Adressatinnen und Adressaten zu benennen und diese im Sinne einer reflexiven Professionalisierung verstärkt einzufordern und umzusetzen.

Das Positionspapier <media 13016 - external-link-new-window "Positionspapier als PDF-Datei">"Mit Medien leben und lernen - Medienbildung ist Gegenstand der Kinder- und Jugendhilfe" (PDF-Datei)</media> der AGJ informiert über folgende Punkte:

  • Faktencheck: Wie Medien genutzt werden
  • Ungleiche Lebensverhältnisse und "digital divide"
  • Medienbildung als Gegenstand der Kinder- und Jugendhilfe
  • Herausforderungen und Handlungsbedarfe

Um die Kinder- und Jugendhilfe in die Lage zu versetzen, Medienbildung systematisch, in allen Handlungsfeldern, in ihr Verständnis und ihre Arbeit zu integrieren, stellen sich aus Sicht der AGJ folgende Herausforderungen und Handlungsbedarfe:

  • Professionelle Haltung durch eine gute Qualifizierung entwickeln!
  • Strategien, Konzepte und (Finanzierungs-)strukturen weiter entwickeln!
  • Gerechte Teilhabe ermöglichen!
  • Differenziert untersuchen und umfassend informieren!
  • Medienbildung von Anfang an mitdenken!
  • Datenschutz verbessern und Kinder- und Jugendschutz stärken!

Fazit

Im Fazit fordert die AGJ eine medienreflexive Kinder- und Jugend(hilfe)politik, die insbesondere digitale Medien und Kommunikation zentral berücksichtigt. Die Befähigung zur kompetenten Nutzung digitaler Medien als Grundlage für Persönlichkeitsentwicklung und gesellschaftliche Teilhabe muss stärker als bisher in den unterschiedlichen Feldern der Kinder- und Jugendhilfe, vom frühkindlichen Bereich über die Eltern- und Familienbildung, die Kinder- und Jugendarbeit, die Jugendsozialarbeit und die Hilfen zur Erziehung – sowohl in der Praxis wie auch in der Ausbildung – verankert werden. Angesichts der zentralen Bedeutung und der immensen Entwicklungsdynamik, muss Medienbildung eine strukturell abgesicherte Dauer- und Querschnittsaufgabe sein – einzelne Initiativen und Projektförderung sind nicht ausreichend.

Das Positionspapier in voller Länger kann unter "Materialien" oder auf der Internetseite der AGJ heruntergeladen werden.

Quelle: Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ

Redaktion: Kerstin Boller

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