Kinder- und Jugendschutz
KJM feiert ihr 10-jähriges Bestehen
Das Bekenntnis zur Notwendigkeit des Jugendschutzes in einer immer unübersichtlicheren Medienwelt einte die Diskutanten und Gäste der Jubiläumsfeier, zu der die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) am 19. Juni ins Prinz-Carl-Palais nach München eingeladen hatte.
27.06.2013
„Der Schutz unserer Jugend und der Menschenwürde steht niemals zur Disposition“, betonte Staatsminister Thomas Kreuzer, Leiter der Bayerischen Staatskanzlei, in seinem Festvortrag. Dieser Schutz sei am besten auf der Grundlage eines Drei-Säulen-Modells zu gewährleisten: Sanktionen bei Verstößen, Prävention und die Stärkung der Medienkompetenz von Kindern und Erziehungsverantwortlichen.
Für die Sanktionen bei Verstößen gegen den Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (JMStV) ist seit April 2003 die Kommission für Jugendmedienschutz zuständig, mit der die Länder vor zehn Jahren erstmals ein gemeinsames Aufsichtsdach für den privaten Rundfunk und Telemedien geschaffen haben. KJM-Vorsitzender Siegfried Schneider würdigte die Arbeit der Kommission als Gemeinschaftserfolg, „der unter anderem auf der heterogenen Struktur der Kommission beruht. Mit Weitblick ist damals eine Zusammensetzung mit Vertretern aus Bund und Ländern gewählt worden, die sich als sehr effektiv erwiesen hat.“ Als wichtigen Baustein des Erfolgs bezeichnete Schneider außerdem die Selbstkontrolleinrichtungen. Der Weg, auf die Selbstverantwortung der Unternehmen zu setzen und mittels der Aufsichtsfunktion die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen zu sichern, sei eine richtige Regulierungsentscheidung gewesen. Mehr Selbstverantwortung, beispielsweise in Form von Selbstverpflichtungen der Unternehmen, einzufordern, ist laut Schneider mit Blick auf das globale Internet auch auf internationaler Ebene notwendig.
Was sich rückblickend als Erfolgsweg herausgestellt hat, sei anfangs gar nicht so leicht in die Praxis umzusetzen gewesen, erinnerte sich der ehemalige KJM-Vorsitzende Prof. Dr. Wolf-Dieter Ring in der ersten Diskussionsrunde an so manche Auseinandersetzung mit den Selbstkontrolleinrichtungen. Letztlich hätte aber das gute Zusammenwirken aller Beteiligten zu einem effizienten Jugendmedienschutz geführt. Die Entwicklung der Zusammenarbeit zwischen Aufsicht, Selbstkontrollen und Inhalteanbietern brachte Sabine Frank, ehemalige Geschäftsführerin der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSM), auf den Punkt: „Nach einer Phase der Annäherung, um zu verstehen, wie der jeweils andere denkt, haben wir ein gutes Verhältnis zueinander gefunden, obwohl wir von unterschiedlichen Planeten kommen.“ An so manch hitzige Diskussion erinnerte sich auch Jürgen Doetz, Bevollmächtigter des Vorstands des VPRT, und zwar immer dann, wenn „Jugendschutz zu Qualitäts- und Geschmacksfragen missbraucht wurde“. Generell, so Doetz, hätten sich die Fernsehsender immer mit einem "klaren Ja“ zum Jugendschutz bekannt. Dies bestätigte auch RTL-Generalsekretär Thomas Kreyes, der allerdings von einem anfänglich „völligen Unverständnis, was die KJM von uns wollte“, berichtete.
Das Unverständnis ist gegenseitigem Verständnis gewichen, doch so mancher Schlagabtausch findet auch gegenwärtig noch statt, wie sich in der Diskussionsrunde „Augenblick“ am Beispiel eines Menschenwürdeverstoßes in einer „Super Nanny“-Folge herausstellte. Während FSF-Geschäftsführer Prof. Joachim von Gottberg betonte, dass ein Menschenwürdeverstoß einem „Totalverbot“ der betroffenen Sendung gleichkäme und deshalb eine „bilaterale Lösung“ zwischen KJM und Selbstkontrolle forderte, wies der stv. KJM-Vorsitzende Andreas Fischer auf das harte „Ringen“ der KJM-Mitglieder um solche Entscheidungen hin, die dann auch vollzogen werden müssten. Auch wenn prominente Fernsehfälle wie „DSDS“ oder „Super Nanny“ mehr im Fokus der Öffentlichkeit stehen, wie der Moderator und stv. KJM-Vorsitzende Thomas Krüger anmerkte, gewinnen Internetinhalte und mobile Anwendungen in der Jugendschutzaufsicht immer mehr an Bedeutung. Gerade im Mobile-Bereich werde die Arbeit der KJM deutlich ansteigen, prognostizierte Karl König, Geschäftsführer ProSieben Sat1.TV Deutschland, und wurde in dieser Vermutung von KJM-Stabsstellenleiterin Verena Weigand bestätigt. Das „unüberschaubare Feld“ an Internetinhalten, die von immer jüngeren Kindern auf mobilen Geräten abgerufen werden könnten, bereite ihr „zunehmend Sorgen“, so Weigand. Im Internet gebe es „unglaubliche Spitzen“, mit denen Kinder nicht konfrontiert werden dürften. Dank der guten Zusammenarbeit mit jugendschutz.net sei in den letzten zehn Jahren aber viel erreicht worden.
Die veränderte Mediennutzung durch Kinder und Jugendliche beunruhige auch die Eltern, betonte Schauspielerin Aglaia Szyszkowitz in der „Ausblicks“-Runde. Fernsehen sei out, ihre Kinder säßen nur noch vor dem Laptop oder wären mit ihrem Smartphone beschäftigt, so die Mutter von zwei Söhnen. Ständig müsse man sich damit auseinandersetzen, welche und wie viel elektronische Medien die Kinder nutzen würden. Eine Sorge, die sowohl KJM-Vorsitzender Schneider als auch Staatsminister Kreuzer nachvollziehen konnten. In puncto Internetaufsicht befürworteten sie deshalb internationale Jugendschutzstandards. Das sei ein langer Weg, so Kreuzer, „aber ein Weg ohne Alternative“.
Quelle: Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) vom 24.06.2013
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