Kinder- und Jugendschutz

Deutsche Kinder machen im Durchschnitt weniger negative Erfahrungen im Internet als ihre europäischen Altersgenossen

Wie Kinder und Jugendliche in der "digitalen Gesellschaft" aufwachsen: Darüber diskutierten in der deutschen Hauptstadt 200 Online-Experten, Medienwissenschaftler, Jugendschützer und Politiker aus ganz Europa.

07.12.2010

Das ist ein Ergebnis der Studie "EU Kids Online", die in Berlin im Rahmen einer internationalen Fachtagung vorgestellt wurde. Wie Kinder und Jugendliche in der "digitalen Gesellschaft" aufwachsen: Darüber diskutierten in der deutschen Hauptstadt 200 Online-Experten, Medienwissenschaftler, Jugendschützer und Politiker aus ganz Europa. Veranstalter der Konferenz waren die Landeszentrale für Medien und Kommunikation Rheinland-Pfalz (LMK), das Hans-Bredow-Institut (HBI) sowie die deutschen Partner im Verbund des Safer Internet Programms der Europäischen Union (<link http: www.saferinternet.de _blank external-link-new-window>www.saferinternet.de).

Europaweit ist das Internet inzwischen fester Bestandteil des Alltags von Kindern. Bereits 92% der neun- bis 16-jährigen Internetnutzer sind mindestens einmal wöchentlich online. Bei rund 30% dieser Jugendlichen gibt es sogar Anzeichen dafür, dass sie das Internet exzessiv nutzen (z.B. Vernachlässigung von Freunden, Hausaufgaben oder Schlaf). Spitzenreiter im europäischen Vergleich sind hier Portugal (49%) und Estland (50%). Diese Zahlen sind Ergebnisse der bislang einzigartigen Studie "EU Kids Online". In der repräsentativen Untersuchung wurden insgesamt 25.000 Kinder, die das Internet nutzen, sowie je ein Elternteil aus insgesamt 25 europäischen Ländern befragt. Die Auswertung der Ergebnisse soll auch eine empirische Basis für politische Entscheidungen bieten, die zu einem sicheren Umgang mit dem Internet beitragen können. Vor allem Online-Risiken wie Pornografie, Cybermobbing und Internetkontakte mit nicht persönlich bekannten Personen standen deshalb mit im Fokus der Untersuchung.

"Überall in Europa stellen uns die rasanten Entwicklungen im Internet jeden Tag vor neue Herausforderungen", sagt LMK-Direktor Manfred Helmes. "Das Netz kennt keine Landesgrenzen. Entsprechend müssen auch wir gemeinsam lernen, mit den technischen Möglichkeiten und Risiken umzugehen. Die aktuelle Ergebnisse dieser ersten Studie zum Internetverhalten von Kindern und Jugendlichen in Europa bieten uns hierfür eine sehr gute Grundlage." Die rheinland-pfälzische Landesmedienanstalt koordiniert den Verbund der deutschen Partner im europäischen Safer Internet Programm (saferinternet.de).

Auf deutscher Ebene wurde die Durchführung der Studie vom Hamburger Hans-Bredow-Institut für Medienforschung koordiniert. "Deutsche Kinder nutzen das Internet seltener und weniger vielfältig", erläuterte Professor Uwe Hasebrink. "Damit sind sie weniger gefährdet, nutzen aber auch die Chancen des Internets nur in begrenztem Maße.", so der Direktor des Instituts und Leiter des deutschen "EU Kids Online"-Forschungsteams.

Mit explizit sexuellen Medieninhalten kommen Kinder in Deutschland seltener in Kontakt als Gleichaltrige in allen anderen untersuchten Ländern Europas. Auch ist hier in Deutschland nicht das Internet die Hauptquelle solcher Inhalte, sondern das Fernsehen bzw. der DVD-Player. "Offenbar bewähren sich die Anstrengungen der für den Jugendmedienschutz zuständigen Stellen, gemeinsam mit den Anbietern dafür zu sorgen, dass die Wahrscheinlichkeit unabsichtlicher Kontakte mit sexuellen Inhalten möglichst gering ist", sagte Professor Hasebrink.

Welche Schlüsse lassen sich aus der "EU Kids Online"-Studie ziehen? In Berlin diskutierten darüber heute im Rahmen der Fachkonferenz "Aufwachsen in digitaler Gesellschaft" Online-Experten und Jugendschützer aus ganz Europa. Tagungsort war die britische Botschaft im Berliner Regierungsviertel. Der britische Botschafter Simon McDonald begrüßte die Konferenzteilnehmer persönlich.

"Gemeinsam mit unseren Partnern bei saferinternet.de freuen wir uns über den intensiven nationalen und internationalen Austausch", sagte Manfred Helmes. "Wenn es um komplexe Themen wie Cybermobbing oder das Aufwachsen in sexualisierten Lebenswelten geht, ist Medienkompetenz gefragt. Hier können wir von den Erfahrungen sehr gut profitieren."

Partner der mit Unterstützung der Europäischen Union organisierten Fachtagung der Landeszentrale für Medien und Kommunikation Rheinland-Pfalz (LMK), des Hans-Bredow-Instituts und saferinternet.de waren die Landesmedienanstalt NRW (LfM), die EU-Initiative klicksafe, die Internet-Hotlines internet-beschwerdestelle.de (durchgeführt vom Verband der Internetwirtschaft e.V. (eco) und dem Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter e.V. (FSM)) und jugendschutz.net sowie das Kinder- und Jugendtelefon von Nummer gegen Kummer e.V. (Helpline).

Quelle: Hans-Bredow-Institut

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