Fokusthemen

Haiti: Zahl der verlassenen Kinder steigt wieder an

Zwei Jahre nach dem verheerenden Erdbeben in Haiti hat die Hilfsorganisation SOS-Kinderdörfer an die Bundesregierung, die EU und die UN appelliert, in den Bemühungen um Verbesserungen der Lage des Inselstaats nicht nachzulassen.

12.01.2012

Die Zahl der verlassenen Kinder nimmt wieder zu, obwohl sich die Lage vor Ort deutlich verbessert hat und rund 100.000 neue Häuser gebaut wurden.

Insgesamt sei die Situation von verlassenen Kindern in Haiti noch immer dramatisch, sagte Dr. Wilfried Vyslozil, Vorstand der SOS-Kinderdörfer weltweit in München zum Jahrestag der Katastrophe. Die Hilfsanstrengungen müssten auf hohem Niveau beibehalten und der haitianischen Regierung unter Präsident Michel Martelly der Rücken gestärkt werden. Vyslozil: "Haiti steht am Scheideweg. Es besteht die Chance auf eine deutliche, langfristige Besserung. Aber wenn die Hilfen jetzt gekürzt werden sollten, könnte Haiti zurückgeworfen werden."

"Die Zunahme der verlassenen Kinder ist ein Alarmsignal und Indikator dafür, dass viele Familien ihren Alltag noch immer nicht aus eigener Kraft zu bewältigen", erklärte Vyslozil. Noch immer lebten hunderttausende Menschen in Zelten oder Übergangsbehausungen und hätten kaum Chancen, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Auch habe die Zahl der Kinder zugenommen, die ohne Eltern bei fremden Familien leben müssten und dafür praktisch versklavt würden - sogenannte "Restavek"-Kinder. Die Bedingungen in den Waisenhäusern seien teilweise katastrophal. "Hier müssen so rasch wie möglich Maßnahmen ergriffen werden, damit eine bestmögliche kindgerechte Betreuung sichergestellt ist", sagte Vyslozil.

Bei dem Erdbeben am 12. Januar 2010 waren mehr als 230.000 Menschen gestorben. Mehr als drei Millionen Menschen hatten ihre Unterkunft verloren. Die SOS-Kinderdörfer, seit 1978 als lokal ansässige Organisation mit zwei Kinderdörfern in Haiti tätig, hat in den ersten zwölf Monaten nach dem Beben täglich zehntausende Kinder und Erwachsene mit Essen versorgt und medizinisch betreut, hunderte unbegleitete Kinder wurden in den Kinderdörfern temporär aufgenommen. Heute leben noch immer 130 zusätzliche Kinder im SOS-Kinderdorf in Santo. Die Organisation plant derzeit zwei neue Kinderdörfer in Santo und Les Cayes.

Seit Ende 2010 haben die SOS-Kinderdörfer die Nothilfe schrittweise in dauerhafte Sozialprogramme umgewandelt. 2011 startete die Organisation mit dem Bau von insgesamt sieben neuen Schulen - die Erweiterung der Hermann-Gmeiner-Schule in Santo wird mit Unterstützung des Bundesministeriums für Entwicklung und Zusammenarbeit (BMZ) realisiert. Zudem wurden langfristige Sozialprogramme für Kinder und Familien erweitert.

Quelle: PM SOS-Kinderdörfer weltweit/Hermann-Gmeiner-Fonds

Back to Top