World Vision Report

Kinder auf der Flucht von Hunger betroffen

Die weltweite Lage geflüchteter Kinder hat sich in den vergangenen 12 Monaten deutlich verschlechtert. Darauf machte die internationale Hilfsorganisation World Vision in einem aktuellen Bericht anlässlich des Weltflüchtlingstags (20. Juni) aufmerksam: So konnten bei 82% der Kinder nicht einmal Grundbedürfnisse wie Nahrung, medizinische Versorgung oder Unterkunft gedeckt werden.

28.06.2022

Kinder auf der Flucht 

Für den Bericht „Hungrig, schutzlos und oft vergessen: Kinder auf der Flucht“ (engl. Titel: „Hungry and Unprotected Children: The forgotten Refugees“) wurden Geflüchtete und Binnenvertriebene aus insgesamt 11 Ländern, darunter Syrien, Südsudan und Venezuela, befragt. Ein deutliches Ergebnis ist, dass unzureichende Ernährung vor allem die jüngsten Kinder trifft und deren Gesundheit und Entwicklung unumkehrbar schädigen kann. 35 Prozent der Befragten gaben an, dass ihre Kinder in den vergangenen 12 Monaten an Gewicht verloren hatten.

Kinder in fragilen Ländern seien besonders von Hungersnot betroffen, dabei seien Geflüchtete und intern vertriebene Kinder am stärksten gefährdet, erklärt Marwin Meier, Fluchtexperte bei World Vision im Vorfeld des Welt-Flüchtlingstages. World Vision-Mitarbeiter verstärken vor Ort die Soforthilfen und vorbeugende Maßnahmen gegen Unterernährung. Bei aktuell mehr als 100 Millionen Flüchtlingen weltweit und einer sich zuspitzenden Ernährungskrise sei jedoch dringend mehr Unterstützung und Finanzierung nötig, um die lebensnotwendigen Maßnahmen fortzusetzen. 

Die Lebensmittelpreise schießen in die Höhe und viele Menschen verlieren ihre Lebensgrundlagen durch die Auswirkungen des Klimawandels, Konflikte und die Folgen von Covid-19, so Meier.

Hilfsangebote fehlen

Aktuell böten die Lebensumstände vieler geflüchteter Kinder kaum Sicherheit und Hilfsangebote stünden nur in geringem Umfang zur Verfügung. Marwin Meier betont, dass nur vier Prozent der nötigen Hilfsgelder für den Schutz von Kindern bisher tatsächlich zugesagt sind. So ist Kinderschutz der mit am schlechtesten finanzierte Bereich der humanitären Hilfe, folgert er. Die Hälfte der Flüchtlingskinder in den untersuchten 11 Ländern hat derzeit keinen Zugang zu einer sicheren Unterkunft, und 44 Prozent können keine Kinderschutzangebote gemacht werden. Damit stellt sich die Situation für Kinder auf der Flucht noch schlechter dar als im Vorjahr.

Weltweit fehlt Millionen Mädchen und Jungen, die ihre Heimat verlassen mussten, außerdem die Möglichkeit die Schule zu besuchen. Die Zahl der Familien, die nicht über ausreichend Mittel verfügen, um die Kinder in die Schule zu schicken, hat sich zwischen 2021 und 2022 verdoppelt. Meier sagt, dass viele nach den Lockdowns der Corona-Pandemie nicht in den Unterricht zurückkehrten. Ihre neue Realität hieße stattdessen oftmals Zwangsheirat oder Kinderarbeit. 

World Vision befürchtet zudem eine Kürzung der Mittel für Humanitäre Hilfe bei Krisen, die keine starke mediale Aufmerksamkeit erfahren. Einige Geberländer haben bereits finanzielle Mittel, die für internationale Nothilfe vorgesehen waren, zugunsten der Ukraine-Hilfe umgewidmet.  Bei der Unterstützung der Ukraine müssten Aufnahmeländer und die internationale Gemeinschaft darauf achten, dass sich nicht ein „Zweiklassensystem der Hilfe für Flüchtlinge“ etabliert. Weltweit würden Hunderttausende Kinder – bedingt durch Dürren, steigende Preise und mangelnde Weizenlieferungen – um ihr Überleben kämpfen. Die Mittel für diese Menschen müssen daher dringend aufgestockt werden. 

Informationen zum Bericht

Der Bericht beruht auf Befragungen, die im April 2022 durchgeführt wurden. Befragt wurden 2.522 geflüchtete und vertriebene Menschen in 11 Ländern: Bangladesch (Geflüchtete in Cox Bazar), Brasilien und Kolumbien (jeweils Geflüchtete aus Venezuela), Guatemala und Honduras (Geflüchtete und Vertriebene aus Mittelamerika), Mali (Binnengelüchtete), DR Kongo (Geflüchtete aus der zentralafrikanischen Republik), Jordanien (Geflüchtete aus Syrien), Peru und Uganda (Geflüchtete aus Südsudan). Die Ergebnisse sind zwar nicht repräsentativ für alle geflüchteten Menschen weltweit, liefern aber nach Erfahrung von World Vision gute Indikatoren für eine eher durchschnittliche Situation und somit moderate Notlage in länger anhaltenden Krisen. 

Eine deutschsprachige Zusammenfassung mit Empfehlungen an die Politik (PDF, 1,43 MB) steht als PDF-Download zur Verfügung, der komplette englischsprachige Bericht kann auf den Internetseiten von World Vision nachgelesen werden.

Quelle: World Vision Deutschland e.V. vom 14.06.2022

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