Demokratische Republik Kongo

Immer mehr Kinder auf der Flucht vor Kämpfen von ihren Eltern getrennt

Auf der Flucht vor bewaffneten Konflikten in der Demokratischen Republik Kongo (DRK) haben in den vergangenen Wochen mindestens hundert Kinder ihre Eltern verloren oder wurden auf der Flucht von ihnen getrennt. Die Kinderrechtsorganisation Save the Children unterstützt die Kinder bei der Suche nach Angehörigen und bei der Unterbringung in Pflegefamilien.

02.08.2022

Die meisten betroffenen Kinder stammen aus Rutshuru in der Provinz Nord-Kivu, wo bei Zusammenstößen zwischen bewaffneten Gruppen in den vergangenen drei Monaten mindestens 10.400 Familien mit 43.000 Kindern aus ihren Häusern vertrieben wurden. Die meisten sind in angrenzende Gebiete geflohen, mehr als 11.000 Menschen ins benachbarte Uganda.

Amavi Akpamagbo, Länderdirektor von Save the Children in der DRK betonte:

„Die Krise in der Demokratischen Republik Kongo ist eine Krise der Kinder. Sie müssen voller Angst ihr Zuhause verlassen und laufen Gefahr, im Chaos der Flucht ihre Familie zu verlieren. Manche finden ihre Eltern tage- oder wochenlang nicht wieder – oder müssen erfahren, dass sie tot sind. Wir sind zutiefst besorgt um das Wohl dieser Mädchen und Jungen, denn das Erlebte wird für viele schwerwiegende körperliche und seelische Folgen haben. Geber und Regierungen müssen ihre Anstrengungen verstärken, um sicherzustellen, dass Kinder in diesem Konflikt geschützt werden.“

Schätzungsweise 5,5 Millionen Binnenvertriebene

Die humanitäre Lage in der Demokratischen Republik Kongo ist weiter sehr unbeständig. Seit rund 20 Jahren wüten in Teilen des Landes Konflikte zwischen verschiedenen Gemeinschaften sowie nichtstaatlichen bewaffneten Gruppen und Sicherheitskräften. Hinzu kommen Extremwetter durch die Klimakrise sowie soziale und wirtschaftliche Herausforderungen. Die DRK ist das afrikanische Land mit den meisten Binnenvertriebenen: schätzungsweise 5,5 Millionen Menschen bei einer Bevölkerung von rund 90 Millionen. Zudem sind schätzungsweise 27 Millionen Menschen – knapp ein Drittel der Bevölkerung – von akuter Nahrungsmittelunsicherheit betroffen und mindestens 29.000 Kinder akut unterernährt. Damit befindet sich die DRK in einer der größten Hungerkrisen der Welt.

Schutz- und Spielräume für Kinder auf der Flucht

Save the Children ist im Norden des Landes bei der Familienzusammenführung aktiv und bietet psychosoziale Unterstützung für Kinder an, die traumatisiert, von ihren Eltern getrennt oder Opfer von Missbrauch geworden sind. In Schutz- und Spielräumen können sie sich dort erholen. Nach Ausbruch der Gewalt im Osten wurden darüber hinaus Bildungs- und Kinderschutzprogramme in Nord-Kivu, Ituri und Süd-Kivu gestartet, zerstörte Schulen instandgesetzt und Kinder mit Lernmaterial versorgt.

Auch Jacques* suchte mit seiner Familie Schutz in einem von Save the Children unterstützten Aufnahmezentrum für Vertriebene in Nord-Kivu. Der 16-Jährige erzählte von seinem Leben auf der Flucht:

„Als in unserem Dorf Schüsse fielen, hatten meine Mutter und ich große Angst. Wir flohen und ließen all unsere Sachen zurück. Als es ruhiger wurde, ging ich zu unserem Haus, um sie zu holen, aber sie waren schon gestohlen worden. Es gab nicht einmal mehr einen Topf zum Kochen. Früher bin ich zur Schule gegangen, aber wegen des Krieges gehe ich nicht mehr. Dieses Leben, das Hin- und Herziehen, ist eine große Belastung. Wir laufen weg, und wenn wir zurückkommen, haben wir keinen Platz zum Schlafen mehr.“

*Name zum Schutz geändert

Quelle: Save the Children Deutschland e.V. vom 21.07.2022

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