Jugendpolitik
Deutsches Bündnis Kindersoldaten fordert Stopp der Rekrutierung von Minderjährigen
Zum Red Hand Day fordert das Deutsche Bündnis Kindersoldaten die Bundesregierung auf, keine Minderjährigen mehr in die Bundeswehr aufzunehmen. Außerdem müsse Deutschland den weltweiten Stopp der Rekrutierung Minderjähriger als Soldaten unterstützen. Mit der Ratifizierung eines Zusatzprotokolls der UN-Kinderrechtskonvention am 12. Februar 2004 hat sich auch Deutschland vor 15 Jahren zum besonderen Schutz von Kindern in bewaffneten Konflikten verpflichtet.
12.02.2019
Derzeit werden schätzungsweise 250.000 Kindersoldaten in mindestens 19 Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas in bewaffneten Konflikten zum Kämpfen gezwungen oder als Spione, Minensucher und Wachposten missbraucht. Das Deutsche Bündnis Kindersoldaten und Child Soldiers International stellten die Studie „Why 18 matters – eine Analyse der Rekrutierung von Kindern“ vor. Demnach halten mehr als drei Viertel aller Staaten den 18-Jahre-Standard bei der Rekrutierung ein und verzichten auf die Einstellung minderjähriger Soldaten. Unter den wenigen Ländern, die Minderjährige noch in großer Zahl in ihre Armeen aufnehmen, sind nur drei Industrieländer: die USA, Großbritannien und Deutschland. In Deutschland wurden im Jahr 2018 genau 1.679 17-jährige Soldatinnen und Soldaten rekrutiert, etwas weniger als im Vorjahr, aber immer noch mehr als doppelt so viele wie im Jahr 2011.
Bild: Deutsches Bündnis Kindersoldaten
Sexuelle Gewalt und Missbrauch auch in der Bundeswehr
„Deutschland, die USA und Großbritannien schwächen damit wesentlich den internationalen Straight-18-Standard, der die Rekrutierung von Minderjährigen verbietet – und damit auch den Schutz von Kindern in bewaffneten Konflikten“, sagte Ralf Willinger, Kinderrechtsexperte von terre des hommes und Sprecher des Deutschen Bündnis Kindersoldaten. „Denn bewaffnete Gruppen und Armeen in Konfliktgebieten, beispielsweise in Myanmar, rechtfertigen die Rekrutierung von Kindersoldaten auch mit Verweis auf die Rekrutierung minderjähriger Soldaten in diesen drei Ländern“, so Willinger.
Die Studie belegt, dass es auch in der Bundeswehr regelmäßig zu sexueller Gewalt und Missbrauch kommt, mit stark steigender Tendenz. In den Jahren 2017 und 2018 waren minderjährige oder gerade volljährig gewordene Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr von sexualisierten Ritualen, sexueller Belästigung und Vergewaltigung betroffen. „Die einzige Möglichkeit, Minderjährige vor Gewalt und sexuellem Missbrauch in der Bundeswehr umfassend zu schützen, ist, auf ihre Rekrutierung als Soldaten ganz zu verzichten“, forderte Willinger. „Minderjährige haben in Armeen und bewaffneten Gruppen nichts zu suchen – die ganze militärische Umgebung ist unvereinbar mit der UN-Kinderrechtskonvention. Auch Deutschland und Großbritannien sollten das respektieren und nur noch Erwachsene als Soldaten rekrutieren“, betonte auch David Gee von Child Soldiers International.
Hilfsprogrammen für von Konflikten betroffene Kinder
„Deutschland muss hier dringend seiner internationalen Verantwortung gerecht werden, gerade auch als aktuelles Mitglied des UN-Sicherheitsrats“, ergänzte Frank Mischo, Kinderrechtsexperte der Kindernothilfe und Sprecher des Deutschen Bündnis Kindersoldaten. „Dazu gehört auch eine deutliche Steigerung der Finanzierung von Hilfsprogrammen für von Konflikten betroffene Kinder, insbesondere Kindersoldaten. Auch der Stopp von Waffenlieferungen in Krisenregionen wie den Nahen Osten ist längst überfällig“, so Mischo.
Innocent Opwonya wurde als Zehnjähriger von einer bewaffneten Gruppe in Uganda zwangsrekrutiert und entkam nur knapp dem Tod. „Die UN-Kinderrechtskonvention definiert ein Kind als einen Menschen unter 18 Jahren. Auch heute noch müssen Kinder in Armeen als Soldaten dienen, selbst in der EU in Ländern wie Großbritannien, Deutschland oder Frankreich. Es ist falsch, das fundamentale Recht von Kindern zu verletzen, in einer gesunden und friedlichen Umgebung aufzuwachsen – ob mit oder ohne Erlaubnis ihrer Eltern, das spielt keine Rolle. Sie müssen in der Lage sein, ihre eigene Entscheidung darüber zu treffen, ob sie als Soldat in eine Armee eintreten wollen – und das können sie frühestens mit 18 Jahren“, erklärte der ehemalige Kindersoldat.
Red Hand Day – Welttag gegen den Ensatz von Kindersoldaten
Am 12. Februar 2002 ist das Zusatzprotokoll zur Kinderrechtskonvention zu Kindern in bewaffneten Konflikten in Kraft getreten, das den Einsatz von unter 18-Jährigen in bewaffneten Konflikten verbietet. Seitdem gilt der Tag als internationaler Tag gegen den Einsatz von unter 18-Jährigen als Soldaten. Anlässlich dieses „Red Hand Day“ ruft das Deutsche Bündnis Kindersoldaten gemeinsam mit zahlreichen Organisationen weltweit zu Aktionen mit dem Symbol der roten Hand auf. Bisher haben mehr als 400.000 Menschen in über 50 Ländern weltweit mit ihrem Handabdruck gegen den Missbrauch von Kindern als Soldaten protestiert.
Auch in diesem Jahr finden Rote-Hand-Aktionen in zahlreichen deutschen Städten statt, darunter Berlin, Bonn, Altenburg (Thüringen), Aachen, Castrop-Rauxel, Hagen, Siegen, Schramberg, Radolfzell und Freiburg. Viele Mitgliedsorganisationen des Deutschen Bündnis Kindersoldaten unterstützen Hilfsprojekte für Kindersoldatinnen und -soldaten in Asien, Afrika und Lateinamerika.
Weitere Informationen zum Red Hand Day 2019: Welttag gegen den Einsatz von Kindersoldaten finden sich auch in einem ausführlichen Hintergrundbericht von UNICEF - dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen auf dem Fachkräfteportal der Kinder- und Jugendhilfe.
Informationen im Internet finden sich außerdem unter:
Mitglieder des Deutschen Bündnis Kindersoldaten: Aktion Weißes Friedensband, Deutsche Friedensgesellschaft DFG-VK, Kindernothilfe, Dt. NK des Lutherischen Weltbundes, missio, Netzwerk Afrika Deutschland, Pax Christi, Quäker-Hilfe Stiftung, terre des hommes, UNICEF Deutschland, World Vision
Quelle: Deutsches Bündnis Kindersoldaten vom 11.02.2019
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