Generationengerechtigkeit

Kinder haben ein Anrecht auf Klimaschutz

Gerade die junge Generation hat nach Überzeugung der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ) ein Anrecht auf einen umfassenden Klima- und damit auch Kinderschutz. Nur so werden sich künftig ihre Zukunftsvorstellungen auch unter veränderten Klimabedingungen verlässlich realisieren lassen.

29.08.2023

Extrem heiße Sommer in Deutschland, Unwetter in ganz Europa und kaum beherrschbare Waldbrände weltweit: der Klimawandel ist ein reales und bedrohliches Phänomen für uns alle. Besonders betroffen sind vulnerable Gruppen: ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen, aber vor allem Kinder und Jugendliche. Deshalb müssen wir nach Ansicht der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ) nicht nur jedes einzelne Kind individuell schützen, sondern die gesamte Gruppe der Heranwachsenden, vom Säugling bis zum jungen Erwachsenen, ja selbst das ungeborene Kind. Da die nachfolgenden Generationen der jetzt Heranwachsenden deutlich mehr unter der Erderwärmung und deren Auswirkungen auf die Umwelt leiden werden als die aktuell verantwortliche, ist deren Gesundheit und Entwicklung stärker durch Umwelteinflüsse beeinflusst als die der Erwachsenen. Sie verfügen im Vergleich zudem über weniger adäquate psychische Mechanismen und Resilienzen, um frühzeitig und adäquat auf krisenhafte Situationen reagieren zu können.

Zukunftschancen von künftigen Generationen sichern

Gerade die junge Generation hat nach Überzeugung der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ) ein Anrecht auf einen umfassenden Klima- und damit auch Kinderschutz. Nur so werden sich künftig ihre Zukunftsvorstellungen auch unter veränderten Klimabedingungen verlässlich realisieren lassen: sich ausprobieren und erfahren zu dürfen, ohne durch Wetterveränderungen wie Starkregen oder Dürre, nachfolgenden Ressourcenmangel oder neuartige Infektionserreger in ihrem Alltag zu sehr beeinträchtigt zu werden. Einerseits Zukunftsperspektiven entwickeln und Neues entdecken zu dürfen und dabei trotzdem Ressourcen zu schonen und das Klima zu schützen - diesen Spagat werden die nächsten Generationen meistern müssen.
Die DGSPJ will sich daher für den gesellschaftlich-politischen Klima- und damit Kinderschutz einsetzen, ohne den Fokus für den individuellen persönlichen Schutz zu verlieren. Zahlen, Daten und Fakten liegen bereits zu Genüge vor. Da der Gesundheitssektor 5 % aller Treibhausemissionen produziert, müssten gerade hier politische Zeichen mit Signalwirkung gesetzt werden.

Politisch und gesellschaftlich kann dies in den Augen der DGSPJ im Medizinbetrieb nur dann zum Erfolg führen, wenn

  • über die Führungsebenen und andere zentrale Entscheider in den Einrichtungen des Gesundheitswesens Einfluss genommen wird. Hilfreich sind explizite Klimamanager als Ansprechpartner, die als Stabsstelle direkt im Bereich der Geschäftsführung agieren sollten.
  • über politische Entscheidungsträger entsprechende finanzielle Mittel für die Transformation bereitgestellt werden.
  • die einzelnen Fachkräfte, die in Heilberufen mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, klimaverträgliches Verhalten im Alltag vorleben.
  • sie ihr Handeln nutzen, mit Kindern, Jugendlichen und ihren Eltern ins Gespräch zu kommen und klimasensibles Verhalten auch in den Familien zu vermitteln und zu fördern.
  • wenn in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen sukzessive Gesundheits- und Klimakompetenz gefördert wird.

„Die Erfolgsaussichten dieser Strategie sind gerade in den heißen Sommermonaten günstig, weil in diesen Hitzeperiodenzeiten jeder die Folgen des Klimawandel hautnah spürt“, bekräftigt Stephanie Boßerhoff (SPZ Wesel). Sie ist mit Ursula Anders (SPZ Potsdam) Gründungsmitglied des Arbeitskreises „Klimaschutz“ innerhalb der DGSPJ (s. Artikelserie in der Fachzeitschrift „Kinderärztliche Praxis“). Hinzu kommt, „dass gerade Gesundheitsfachkräfte über eine große Vorbildfunktion verfügen und auf diese Weise auch mehr als andere Gruppierungen in Sachen Klimaschutz bewirken können“, unterstreicht Ursula Anders. Bei der Gewinnung neuer Mitarbeiterinnen könnte das klimasensible Verhalten ebenfalls von Vorteil sein.

Klimafreundliches Verhalten in Einrichtungen

Die u.g. Liste beinhaltet einige konkrete Beispiele für klimafreundliches Verhalten. Inwieweit beruflich bezogene Maßnahmen aus den Sektoren Energie, Mobilität, Transformation, Verordnung und Ernährung im eigenen Unternehmen umsetzbar sind, hängt sicherlich von vielen äußeren Umständen ab (z.B. Größe und Lage der Einrichtung):

  • Sensibler Umgang mit Energie: Telefone nicht dauerhaft in Auflade-Station belassen, Heizung am Wochenende und im Urlaub ausschalten.
  • Mitfahrgelegenheiten für alle Mitarbeitenden in der Praxis/Klinik zugänglich („Schwarzes Brett“) machen. Auf der Webseite auf Erreichbarkeit mit ÖPNV für Patienten hinweisen.

Zur Verminderung von Treibgasen z.B. Bevorzugung von Pulver-Inhalationen, bewusste umweltfreundliche Ernährung durch Bevorzugung pflanzenbasierter Kost in der eigenen Praxis/Klinik, Reduktion von Fleischgerichten, Nutzung von Mehrweg-Geschirr. Die heutige Generation der Kinder und Jugendlichen ist vom Vorbild und der (umwelt)bewussten Lebensweise von uns Erwachsenen und unserem Handeln auch in weiteren Bereichen (Wärme, Material und Biodiversität) abhängig.

Die Botschaft der beiden Sprecherinnen der AG „SPZ goes Klimaschutz“ in der DGSP ist eindeutig: „Stemmen wir uns endlich gemeinsam gegen den Zuschauer-Effekt.“ Das heißt: nicht wegschauen, ignorieren oder leugnen, wie es viele aus Bequemlichkeit tun, sondern „fangen wir am besten gleich heute an“!

Weitere Informationen

Weitere Infos finden sich auf der zugehörigen Website.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ) vom 25.08.2023

Redaktion: Silja Indolfo

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