Demografischer Wandel

Bevölkerungsentwicklung in Deutschland verläuft bis 2040 regional sehr unterschiedlich

In Deutschland wird die Bevölkerungszahl von 2020 bis 2040 um 0,6 Prozent ansteigen. Diese Entwicklung verteilt sich allerdings sehr unterschiedlich auf die einzelnen Bundesländer. Um den Fachkräftemangel zu bewältigen und eine geeignete Infrastruktur für ältere Generationen aufzubauen, braucht es auf kommunaler Ebene passgenaue Strategien.

16.04.2024

Viele Kommunen stehen in den nächsten Jahren durch die demografische Entwicklung vor großen Herausforderungen: Vor allem die Alterung unserer Gesellschaft wird sich weiter fortsetzen und den bereits bestehenden Fachkräftemangel verstärken. Zusammen mit wachsenden oder schrumpfenden Bevölkerungszahlen werden sie die kommunalen Infrastrukturen weiter unter Druck setzen.

Die Bevölkerungsentwicklung zwischen 2020 und 2040 ist in Deutschland ungleich verteilt. In einigen Bundesländern wird die Bevölkerung in den kommenden 20 Jahren wachsen, andere Regionen werden sehr stark schrumpfen. Das hat die neue Bevölkerungsvorausberechnung 2040 des Datenportals "Wegweiser Kommune" ergeben. Demnach liegt die Bevölkerungsentwicklung in den 13 Flächenländern zwischen +4,6 Prozent (Baden- Württemberg) und –12,3 Prozent (Sachsen-Anhalt). Deutliche Bevölkerungszuwächse gibt es auch in den Stadtstaaten Berlin und Hamburg mit +5,8 Prozent beziehungsweise +3,5 Prozent, Bremen wächst moderater um +1,1 Prozent. Unter den kreisfreien Städten haben Leipzig, Potsdam und Bamberg Bevölkerungszuwächse von mehr als 10 Prozent zu erwarten. Bei den Landkreisen gilt dies für Biberach, Mühldorf am Inn und Kelheim. Am anderen Ende der Skala stehen nur Kreise und kreisfreie Städte aus den östlichen Bundesländern mit einem zu erwartenden Bevölkerungsrückgang von –12 Prozent und mehr.

Mehr ältere Menschen

Die Zunahme des Anteils der Bevölkerung im potenziellen Rentenalter spielt in den kommenden Jahrzehnten eine zentrale Rolle. Die zunehmende Alterung wird erhebliche Auswirkungen auf das so genannte Erwerbspersonenpotenzial, auf die Alterssicherungssysteme und auf den Pflegebedarf haben. Der Anteil der Personen im Alter ab 65 Jahren an der Gesamtbevölkerung beträgt im Jahr 2020 knapp 22 Prozent, 20 Jahre später werden es fast 28 Prozent sein.

„Bei allen regionalen Unterschieden zeigt sich die zunehmende Alterung unserer Gesellschaft in fast allen Kommunen. Es braucht jetzt gezielte Strategien, um eine geeignete Infrastruktur für die älteren Generationen aufzubauen und die dabei entstehenden wirtschaftlichen Herausforderungen zu bewältigen",

sagt der Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung Ralph Heck.

Deutlicher Anstieg der Rentner*innen in Deutschland

Die geburtenstarken Jahrgänge rücken in den kommenden Jahren ins Rentenalter vor. Die Zahl der potenziell Erwerbstätigen nimmt ab, und die Zahl der potenziellen Bezieher*innen von Leistungen im Alter steigt deutlich an. Die Vorausberechnung zeigt, dass die Anzahl der Personen in den ersten Jahrgängen des Rentenbezugs bis zum Jahr 2035 auf rund 16,2 Millionen stark ansteigt (im Jahr 2020 waren es noch rund 12,3 Millionen 65- bis 79-Jährige). Damit steigt der Anteil der 65- bis 79-Jährigen an der Gesamtbevölkerung von 14,8 Prozent im Jahr 2020 auf 18,4 Prozent im Jahr 2040. Danach wachsen etwas schwächere Jahrgänge ins Rentenalter nach. Die Anzahl der Senior*innen ab 80 Jahren nimmt ab dem Jahr 2027 deutlich zu. Die Zahl der über 80-Jährigen steigt von rund 5,8 Millionen im Jahr 2027 auf rund 7,7 Millionen im Jahr 2040. Somit liegt der Anteil der ab 80-Jährigen im Jahr 2040 in Deutschland bei 9,2 Prozent.

Die Alterung zeigt sich auch an der Entwicklung des Medianalters, also dem Alter, das die Bevölkerung in eine älteren und eine jüngere Hälfte teilt. Bundesweit nimmt das Medianalter bis zum Jahr 2040 um 1,2 Jahre zu. In allen Bundesländern (außer dem Saarland) wird das Medianalter bis 2040 ansteigen, in mehreren Bundesländern um etwa 2 Jahre. Die Spanne zwischen den Bundesländern liegt dann bei fast 10 Jahren, zwischen den Stadtstaaten Hamburg und Berlin einerseits (je etwa 43 Jahre) und vier der fünf östlichen Bundesländer andererseits (zwischen 52 und 53 Jahre). Auf der Kreisebene beträgt die Spanne beim Medianalter 18,5 Jahre zwischen dem ältesten Landkreis Greiz (Medianalter 57,3 Jahre) und dem jüngsten Stadtkreis Heidelberg (38,8 Jahre).

Fazit

Kommunale Entscheidungsträger*innen können die Vorausberechnung nutzen, um die regionalen Infrastrukturen auf die demografischen Herausforderungen der nächsten Jahre vorzubereiten. Ohne finanzielle Unterstützung durch Förderprogramme von Bund und Ländern wird dies für viele Regionen nicht aus eigener Kraft zu schaffen sein.

Quelle: Bertelsmann Stiftung vom 09.04.2024

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