Kreativität und Kultur

Synergien und Partnerschaften

Synergien zwischen öffentlicher Politik und Programmen

In den vergangenen Jahren, vor allem seit dem Ausbau der Ganztagsschulen, zielen etliche politischen Strategien und Förderprogramme darauf ab, dass Schulen, Träger der kulturellen Bildung und Kulturträger zusammenarbeiten, um mehr und bessere kulturelle Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche zu machen (vgl. BKJ 2015) (PDF 381 KB).

Entsprechende Strategien und Programme wurden bereits in den Youth-Wiki-Kapiteln „Kreativität und Kultur: Nationale Strategie zu Kreativität und Kultur für Jugendliche“, „Kreativität und Kultur: Förderung von Kultur und kultureller Teilhabe“ und „Kreativität und Kultur: Entwicklung kultureller und kreativer Kompetenzen“ beschrieben. Umfassende Evaluationen und Datenquellen, welche die Wirksamkeit dieser Kooperationen untermauern könnten, stehen bisher aus.

Es gibt nur wenige Strategien, welche die Abstimmung und Koordination dieser Programme unter den zuständigen Ministerien und Behörden sichert. Auf Bundesebene gibt es dazu keine institutionalisierten Abstimmungen. Diese sind am ehesten dann der Fall, wenn auf Bundesländerebene oder kommunaler Ebene Gesamtkonzepte, also Strategien bestehen, die eine entsprechende Zusammenarbeit und den Austausch organisieren (siehe Youth-Wiki-Kapitel: „Kultur und Kreativität: Verwaltung und Steuerung> Ressortübergreifende Zusammenarbeit“).

Partnerschaften zwischen Kultur- und Kreativbereich, Jugendorganisationen und Jugendarbeit

Da kulturelle Kinder- und Jugendbildung in Deutschland genuiner Teil von Jugendarbeit ist, sind Partnerschaften zwischen dem Kultursektor und der Jugendarbeit alltäglich. Sehr oft arbeiten Organisationen und Einrichtungen auf der lokalen Ebene zusammen – Jugendarbeit mit Theatern Museen, Filmschaffenden oder Künstlerinnen und Künstlern zusammen. Die jeweiligen Dachorganisationen aus Kultur- und Jugendbereich sind gemeinsam in der Bundesvereinigung kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) e. V. sowie im Deutschen Kulturrat e. V. bundesweit organisiert.

Die Zusammenarbeit möglichst vieler verschiedener Partner wird aktuell vor allem durch das bundesweite Förderprogramm „Kultur macht stark“ gefördert.

Partnerschaft zwischen Schulen, Kultur- und Kreativarbeit und Jugendarbeit

Während die Zusammenarbeit zwischen dem Kultur- und Jugendsektor in Deutschland nicht ungewöhnlich ist, wurden kulturelle Bildung und Schule in Deutschland traditionell getrennt entwickelt und gefördert. Diese Systemtrennung hat erst mit dem Beginn des Ausbaus der Ganztagsschulen (ab 2003) eine Aufweichung erfahren. Seither gibt es erhebliche Anstrengungen der öffentlichen Hand, von Stiftungen, Verbänden und Trägern, Kooperationen von Schulen mit außerschulischen Trägern kultureller Bildung oder Kultureinrichtungen zu fördern. Diese Kooperationen basieren auf freiwilligen Verabredungen der Institutionen, Schülerinnen und Schülern außerunterrichtliche Angebote (z. B. in Form von Arbeitsgemeinschaften oder Workshops) zu machen. Im Bereich der kulturellen Bildung sind diese Kooperationen das vorherrschende Thema der vergangenen 15 bis 20 Jahre. Mit dem Engagement im Ganztag ist für die Politik, die Schulen und die außerschulischen Träger die Hoffnung verbunden, mehr Kinder und Jugendliche mit kultureller Bildung zu erreichen.

Damit die Zusammenarbeit zwischen Schulen und kultureller Kinder- und Jugendbildung bzw. Kultureinrichtungen nicht punktuell und willkürlich bleibt, wurde das Konzept der sogenannten lokalen Bildungslandschaften entwickelt (vgl. BMFSFJ 2005) (PDF 6 MB). Der Begriff „lokale Bildungslandschaften" meint die Zusammenführung von formalen und non-formalen Bildungsangeboten innerhalb eines ganzheitlichen kommunalen oder regionalen Handlungskonzepts. Gemeint sind bildungspolitische Ansätze und Strategien, mit denen Bildung im kommunalen Raum durch Kooperationen und in gemeinsamer Verantwortung vieler Institutionen und Akteure besser gefördert werden sollen (vgl. BKJ o. J.).  

Unter dem Stichwort „Kulturelle Schulentwicklung“ wird über Modellversuche und ausgewählte Förderprogramme die systematische Verankerung von kultureller Bildung in allen Handlungsbereichen und in den Strukturen der Schulorganisation gefördert: im Schulgebäude, im Unterricht, im Ganztag und in der Schulkultur. In den vergangenen Jahren gab es in Deutschland von verschiedenen Seiten Bemühungen, diese Form der Schulprofilierung mittels Kunst und Kultur konzeptionell und praktisch voranzutreiben und sogenannte Kulturschulen zu etablieren. So unterstützt das Stiftungsprogramm Kreativpotentiale in allen 16 Bundesländern in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Landesregierungen die nachhaltige Etablierung kultureller Bildung an Schulen.

Nordrhein-Westfalen: Kreativpotentiale entfalten NRW leistet einen Beitrag zur Verankerung kultureller Bildung in Schulen. Das Programm unterstützt Schulen, interessierte Kommunen und Kulturpartnerinnen und -partner bei der Planung und Durchführung kultureller Schulentwicklungsprozesse. Kreativpotentiale entfalten NRW ist ein Projekt der Arbeitsstelle Kulturelle Bildung NRW. Es wird gefördert durch das Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen und die Stiftung Mercator.

Berlin: Das Projekt Kreativpotentiale Berlin hat das Ziel, Kulturelle Bildung in die zentralen schulischen Steuerungs- und Unterstützungsinstrumente einzupassen. Wissen und Erfahrung werden dabei aus unterschiedlichen Praxisfeldern eingebunden und zusammengeführt.

Der Schwerpunkt des Projekts liegt in der Realisierung zweier Aufgaben:

  • Im „Handlungsrahmen Schulqualität“ werden die Kriterien guter Kultureller Bildung präzisiert und Begleitmaterialien entwickelt.
  • Die Qualifizierung der schulischen Akteure wird mit dem Fokus auf Kulturelle Bildung erweitert und Module zur Fort- und Weiterbildung werden entwickelt.
  • Kreativpotentiale Berlin ist ein Projekt der kulturellen Schulentwicklung der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie. Gefördert wird das Projekt von der Stiftung Mercator. Praxispartner sind das Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg und die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung.

Niedersachsen: Zusammen mit der Stiftung Mercator haben das Niedersächsische Kultusministerium und das Ministerium für Wissenschaft und Kultur bereits 2014 das Modellprojekt SCHULE:KULTUR! initiiert. Das niedersächsische Programm zielt darauf ab, einen ganzheitlichen Schulentwicklungsprozess durch kulturelle Bildung anzustoßen. Dabei geht es darum, dass kulturelle Bildung lebendiges Lernprinzip und Gestaltungselement im gesamten Schulalltag wird und kulturelle Methoden in den Unterricht aller Fächer hineinwirken. Bei diesem Entwicklungsprozess werden die Programmschulen gezielt von außerschulischen Kulturpartnern unterstützt.

Nordrhein-Westfalen: Durch Förderprogramme und gezielte Projekte vor allem im Jugend-, Kultur- und Schulbereich unterstützt die Landesregierung den weiteren Ausbau der kulturellen Bildung in Nordrhein-Westfalen. Auch haben die für Jugend, Kultur und Schule zuständigen Landesministerien die gemeinsam getragene Arbeitsstelle Kulturelle Bildung NRW gebildet. Die Arbeitsstelle berät und begleitet Kommunen, Schulen und Einrichtungen der Jugendarbeit dabei, kulturelle Bildungsangebote für alle Kinder und Jugendlichen zu entwickeln und auf kommunaler Ebene sinnvoll zu vernetzen. Sie unterstützt landesweit Kommunen und Kreise u. a. dabei, ihre Gesamtkonzepte für kulturelle Bildung auszubauen.

Hessen: Das Büro Kulturelle Bildung des Hessischen Kultusministeriums unterstützt und vernetzt Schulen, die im kulturellen Bereich einen besonderen Schwerpunkt gesetzt haben (z. B. Musikalische Grundschulen, Schulen mit Schwerpunkt Musik, KulturSchulen), berät weitere Schulen auf dem Weg zur Entwicklung eines kulturellen Profils, bietet ein eigenes landesweites Programm zur Verbesserung der Unterrichtsqualität („Kreative Unterrichtspraxis") für alle Schulformen an, fördert künstlerische Aktivitäten von Schülerinnen und Schülern, berät und unterstützt Schulen bei Kooperationen mit Künstlerinnen und Künstlern sowie Kulturschaffenden und kooperiert mit Institutionen und Verbänden der kulturellen Bildung in Hessen. Außerdem werden über das Modellprojekt Kulturkoffer Fördermittel des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst (HMWK) zum flächendeckenden Ausbau der kulturellen Bildungslandschaft im gesamten Bundesland bereitgestellt, um allen Kindern und Jugendlichen in Hessen, unabhängig von ihrer Herkunft, ihres Wohnorts oder Umfelds Zugang zu Kunst und Kultur zu ermöglichen.

Brandenburg: Seit 2012 gibt es das „Konzept Kulturelle Bildung des Landes Brandenburg“, welches u. a. zur Stärkung und Vernetzung der bestehenden Träger, Einbindung von kulturellen Angeboten in Schulen und Schaffung eines eigenen Jugendkunstschulgesetzes versus Integration in das Musikschulgesetz beiträgt (vgl. MWFK 2012) (PDF 186 KB). Seit 2011 gibt es außerdem die Online-Plattform Kulturelle Bildung Brandenburg, eine Servicestelle für Akteure kultureller Bildung. Die Servicestelle vernetzt und qualifiziert Akteure und potenzielle Partner, initiiert und begleitet Projekte, berät zu verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten und bietet bedarfsorientierte Weiterbildungs- und Vernetzungsveranstaltungen an.

Baden-Württemberg: 2015 startete das landesweite Modellprojekt Kulturschule 2020 Baden-Württemberg des Kultusministeriums Baden-Württemberg und der Karl Schlecht Stiftung. Zehn verschiedene Schulen wurden in das Projekt aufgenommen und werden seit 2015 für insgesamt fünf Jahre jährlich mit 10 000 Euro gefördert, um ihr kulturelles Schulprofil auszubauen. Die Schulen erarbeiten einen „Kulturfahrplan“, der sie bei diesem Prozess unterstützt. Aus den Projekten soll ein Leitfaden mit Erfolgsbeispielen der kulturschaffenden Unterrichtspraxis entstehen, der anderen Schulen in Baden-Württemberg als Empfehlung für die eigene kulturelle Arbeit dienen soll (vgl. Staatsministerium Baden-Württemberg 2015).

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Dieser Artikel wurde auf www.youthwiki.eu in englischer Sprache erstveröffentlicht. Wir danken für die freundliche Genehmigung der Übernahme.

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