Beschäftigung und Unternehmergeist

Kompetenzprognose

Prognosesysteme

Für das staatliche Handeln sind Aussagen über das zukünftige Arbeitsangebot und Arbeitsnachfrage von Bedeutung, die auf der Basis von Prognosesystemen verschiedener Forschungseinrichtungen getroffen werden. Diese legen in ihren Analysen unterschiedliche Datenerhebungen und Methoden zugrunde und werden in Form von Berichten, Expertisen oder Studien veröffentlicht. 

Einen zentralen Stellenwert hat dabei der jährlich im Mai veröffentlichte Berufsbildungsbericht des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Dieser bildet die aktuelle Situation auf dem Ausbildungsmarkt ab und will der Öffentlichkeit als Diskussionsgrundlage zur beruflichen Bildung dienen. Ergänzt wird der Berufsbildungsbericht durch den Datenreport zum Berufsbildungsbericht, der vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) jährlich herausgegeben wird und in der Regel zeitgleich zur Veröffentlichung des Berufsbildungsberichts erscheint. Er bietet zahlreiche zusätzliche Informationen und
Analysen rund um die Entwicklung der beruflichen Bildung. 

Zuständig für den Bereich Arbeitsmarkt und Arbeitsmarktprognosen ist das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) (vgl. auch Kapitel Kompetenzentwicklung). Das BMAS ergänzt das Fachkräftekonzept der Bundesregierung durch ein Arbeitskräftemonitoring. Eingeschätzt wird die Entwicklung von Arbeitskräfteangebot und -nachfrage für Branchen, Regionen und Qualifikationen in einer digitalisierten Arbeitswelt für die kommenden zehn bis 20 Jahre. Sie wird für das BMAS vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) und der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS) erstellt. In regelmäßigen Abständen werden Aktualisierungen und Anpassungen zu aktuellen Entwicklungen vorgenommen. Eine aktuelle Fassung ist auf der Homepage des BMAS als Download verfügbar.

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) erfasst halbjährlich die Fachkräftesituation in Deutschland. In ihrem Arbeitsmarktmonitor werden regionale Strukturen analysiert und veröffentlicht. Er enthält Daten zu Berufen, Branchen, Arbeitsmarkt und Demografie in regionaler Gliederung. Dies hilft dabei, Chancen und Risiken des Arbeitsmarktes zu erkennen. Zudem erstellt die BA halbjährlich eine Fachkräfteengpassanalyse. Sie bildet die fachliche Grundlage für die Erstellung einer Übersicht von Berufen, in denen eine Betätigung ausländischer Fachkräfte in Deutschland grundsätzlich möglich ist (sogenannte „Positivliste“) gemäß § 6 Beschäftigungsverordnung. In ihrem Monatsbericht zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt erfasst die BA regelmäßig Daten zur wirtschaftlichen Entwicklung, zum Arbeits- und zum Ausbildungsmarkt. 

Das Projekt „Qualifikation und Beruf in der Zukunft (QuBe)“ wird unter der gemeinsamen Leitung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS) durchgeführt. Es gibt einen langfristigen Überblick über die voraussichtliche Entwicklung des Arbeitskräftebedarfs und -angebotes nach Qualifikationen und Berufen. Das Betriebspanel zu Qualifizierung und Kompetenzentwicklung des Bundesinstituts für Berufsbildung ist eine repräsentative, seit 2011 jährlich durchgeführte Wiederholungsbefragung von Betrieben in Deutschland. Ziel ist es, Informationen über die Strukturen, Entwicklungen und Zusammenhänge betrieblicher Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen zu erhalten und Trends in der betrieblichen Arbeitskraftnachfrage zu erkennen. 

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) als besondere Dienststelle der Bundesagentur für Arbeit erforscht den Arbeitsmarkt und schafft damit wissenschaftliche Grundlagen für fundierte Entscheidungen in der Arbeitsmarktpolitik. Es gibt das Arbeitsmarktbarometer heraus. Auf Basis einer monatlichen Umfrage der Bundesagentur für Arbeit unter allen lokalen Arbeitsagenturen wird der Gesamtwert des IAB-Arbeitsmarktbarometers gebildet. Dieser gibt einen Ausblick auf die Gesamtentwicklung des Arbeitsmarkts in Deutschland.

Informationen zur ressortübergreifenden Zusammenarbeit im Themenfeld Beschäftigung gibt es im Kapitel „Verwaltung und Steuerung“.

Kompetenzentwicklung

Die Erkenntnisse der Arbeitsmarktprognosen werden genutzt, um Programme und Angebote zur passgenauen Qualifizierung junger Menschen zu entwickeln und bestehende Förderangebote weiter zu entwickeln.

Formale Bildung

Der aktuelle Fachkräftebedarf im naturwissenschaftlich-technischen Bereich erfordert gezielte Aktivitäten, um bei Kindern und Jugendlichen schon früh das mathematisch-naturwissenschaftliche Interesse zu fördern, einen stärkeren Praxisbezug herzustellen und Lehrkräfte für die mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer zu gewinnen. Die Kultusministerkonferenz der Bundesländer hat sich wiederholt mit der Weiterentwicklung des mathematisch-naturwissenschaftlich-technischen Unterrichts auseinandergesetzt, um bundesweit geltende Bildungsstandards in diesem Bereich zu entwickeln und einzuführen. Dadurch ist es gelungen, anspruchsvolle und umsetzbare Bildungsziele in Form von Kompetenzen zu beschreiben. Hier sind die Bildungsinstitutionen gefordert, geeignete Unterrichtskonzeptionen, aber auch außerunterrichtliche Lern- und Erfahrungsmöglichkeiten zu entwickeln und zu nutzen. Zu diesem Zweck findet in den Ländern eine enge Kooperation mit zahlreichen außerschulischen Partnern statt. Umfang und Anforderungen des mathematisch-naturwissenschaftlich-technischen Unterrichts sind in den einschlägigen Vereinbarungen der Kultusministerkonferenz festgeschrieben.

Berufswahlapp

Portfolioinstrumente oder Berufswahlpässe sind Standardinstrumente zur Dokumentation beruflicher Orientierungsprozesse an Schulen bzw. beim Übergang von der Schule in Ausbildung und Beruf. Eine vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in Auftrag gegebene Evaluation hat gezeigt, dass der Berufswahlpass (BWP) an die veränderten Lern- und Informationsbedürfnisse der Jugendlichen angepasst werden muss und eine neue, digitale Weiterentwicklung sinnvoll ist.

Vor diesem Hintergrund wurde seit Oktober 2018 das Entwicklungsprojekt „Berufswahlpass 4.0“ durchgeführt, um ein internetbasiertes und auf mobilen sowie stationären Endgeräten bundesweit nutzbares E-Portfolio zu entwickeln und für die Nutzung in den jeweiligen Bundesländern zur Verfügung zu stellen. Diese Berufswahlapp kommt ab dem Schuljahr 2022/2023 in verschiedenen Bundesländern zum Einsatz. Der Berufswahlpass 4.0 gibt Schüler:innen ein digitales Lerninstrument an die Hand zur Dokumentation, Information, Kommunikation und Reflexion sowie Planung und Organisation ihrer beruflichen Orientierung. Der digitale Berufswahlpass knüpft an der Lebenswelt der Jugendlichen an. Durch die Nutzung der Vorteile der Digitalisierung wird die Attraktivität und Nutzung des Portfolioinstruments im Vergleich zu den bisher genutzten papierbasierten Varianten gesteigert. 

Die Entwicklung des neuen BWP 4.0 erfolgte im Rahmen eines Projektkonsortiums bestehend aus den folgenden Institutionen: dem Bundesinstitut für Berufsbildung, der Bundesagentur für Arbeit, der Bundesarbeitsgemeinschaft Berufswahlpass, den Ländern Baden-Württemberg, Berlin, Bremen, Hamburg, Hessen, Niedersachen, Nordrhein-Westfalen, Saarland und der Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung NRW. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert.  

Förderangebote für benachteiligte Jugendliche

Schulabbrecher:innen und Schulabgänger:innen ohne einen oder mit einem schlechten formellen Abschluss erhalten im Rahmen von speziellen Förderprogrammen der Bundesagentur für Arbeit wie der Einstiegsqualifizierung oder den ausbildungsbegleitenden Hilfen eine Chance auf eine Ausbildung. Viele Betriebe haben auch eigene Angebote, um Lehrlinge bei der Ausbildung zu unterstützen. Bei den Handwerksberufen werden aktuell verstärkt junge Geflüchtete angesprochen, um diesen eine Berufsausbildung anzubieten. Weitere Informationen zur Förderung von Praktika und Ausbildungsplätzen gibt es im Kapitel 3.5 „Beschäftigung und Unternehmergeist: Praktika und Ausbildung“. 

Non-formale Bildung

Jugendarbeit hat die Aufgabe, jungen Menschen die zur Förderung ihrer Entwicklung erforderlichen Angebote zur Verfügung zu stellen. Sie sollen an den Interessen junger Menschen anknüpfen, von ihnen mitbestimmt und mitgestaltet werden und sie zur Selbstbestimmung und zu gesellschaftlicher Mitverantwortung befähigen. Die Angebote der Jugendarbeit tragen auch dazu bei, unternehmerische und beschäftigungsrelevante Fähigkeiten und Fertigkeiten bei Jugendlichen zu entwickeln. Der § 11 des Sozialgesetzbuches - Achtes Buch - Kinder- und Jugendhilfe (SGB VIII) bietet dafür die gesetzliche Basis.

Medieninitiativen/-kampagnen

Da qualifizierte Fachkräfte dringend gesucht werden und kleine und mittlere Betriebe häufig Probleme haben, ihre freien Ausbildungsstellen zu besetzen, hat die Stärkung der dualen Berufsausbildung für das Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie für die zuständigen Länderministerien hohe Priorität. Die Informationskampagne „Du + Deine Ausbildung = Praktisch unschlagbar!“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung verfolgt das Ziel, junge Menschen für die berufliche Bildung zu gewinnen und das duale System aktiv zu bewerben.

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Dieser Artikel wurde auf www.youthwiki.eu in englischer Sprache erstveröffentlicht. Wir danken für die freundliche Genehmigung der Übernahme.

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