Allgemeine und berufliche Bildung

Kompetenzen für Innovation

Innovation in der formalen Bildung

Lehrpläne und Leitlinien

Für die meisten Bereiche der formalen Bildung liegt in Deutschland die Zuständigkeit bei den Bundesländern. Daher gibt es kein einheitliches, bundesweites Konzept für die Berücksichtigung des Themas „Kompetenzen für Innovationen“ in der formalen Bildung. Generelle Ansätze und Hinweise zu dem Thema bieten jedoch verschiedene Beschlüsse der KMK wie beispielsweise die Bildungsstandards zur Sicherung von Qualität und Innovation im föderalen Wettbewerb der Länder (PDF, 11,7 KB), der Beschluss der Kultusministerkonferenz zur kulturellen Jugendbildung (PDF, 206 KB) oder die Strategie der Kultusministerkonferenz 'Bildung in der digitalen Welt‘ (PDF, 2,4 MB) von 2017 beziehungsweise deren Ergänzung aus dem Jahr 2021. Die Strategie zur Bildung in der digitalen Welt betont dabei nicht nur die Bedeutung der Vermittlung digitaler und informatorischer Kompetenzen in der Bildung, sondern auch die Rolle, die übergreifende Kompetenzen wie das Finden von kreativen Lösungen, das kompetente Handeln, das kritische Denken oder die Fähigkeit, zusammenzuarbeiten, spielen.

In der schulischen Bildung findet die Vermittlung von Kompetenzen für Innovationen oft über jene Fächer Einbindung, in denen es auch um unternehmerisches Denken und Handeln geht. Hierzu gehören Fächer wie Wirtschaft, Politik, Sozialwissenschaften oder Arbeitslehre (zu mehr Informationen vgl. auch das Youth Wiki-Kapitel 'Beschäftigung und Unternehmertum: Entwicklung unternehmerischer Kompetenz'). Darüber hinaus vermitteln aber auch andere Fächer Kompetenzen, die für Innovationen wichtig sind. Exemplarisch seien hier der Kunst-, Musik- oder Theaterunterricht genannt, der insbesondere kreative Kompetenzen fördert (zu mehr Informationen vgl. auch das Youth Wiki-Kapitel Kreativität und Kultur). Das Verständnis für naturwissenschaftlich-technische Zusammenhänge sowie die Experimentierfreude sind zudem Kompetenzen, die in Fächern wie Chemie, Physik oder Biologie vermittelt werden.

Grundsätzlich ist zu beachten, dass sich die Lehrpläne für die einzelnen Fächer zwischen den Bundesländern sowie den Schularten unterscheiden. Neben der Vermittlung fachlicher Kompetenzen in den jeweiligen Unterrichtsfächern soll Schulbildung auch überfachliche Kompetenzen, beispielsweise im sozialen Bereich, vermitteln. Auch hier bestehen Unterschiede zwischen den Bundesländern; exemplarisch sei der Lehrplan Plus des Bayerischen Kultusministeriums genannt.

Im Bereich der beruflichen Bildung ist in Deutschland die duale Ausbildung am weitesten verbreitet, die sowohl im Lernort Betrieb als auch im Lernort Berufsschule stattfindet. Während die Ausbildung am Lernort Ausbildungsbetrieb durch den Bund geregelt wird, sind die Bundesländer beziehungsweise die KMK für den Lernort Berufsschule zuständig. Dabei betont die KMK unter anderem in der Rahmenvereinbarung über die Berufsschule von 2021 sowie in ihrem Beschluss zur „Weiterentwicklung von Innovationskraft und Integrationsleistung der beruflichen Schulen in Deutschland in der kommenden Dekade“ von 2017 die hohe Bedeutung, die der Vermittlung persönlicher Kompetenzen wie der Selbstständigkeit oder der Handlungsorientierung im Rahmen des Lernens an den Berufsschulen zukommt. Darüber hinaus enthalten auch die Rahmenlehrpläne für die einzelnen Ausbildungsberufe Aussagen zur Entwicklung von Handlungskompetenz in den Dimensionen Fachkompetenz, Personal- beziehungsweise Humankompetenz sowie Sozialkompetenz.

Für den Lernort Betrieb regelt die Ausbilder-Eignungsverordnung (AEVO) die Voraussetzungen, die Ausbilder:innen erfüllen müssen. Im Juli 2023 hat der Hauptausschuss des BIBB einen modernisierten Rahmenplan zum Erwerb der Ausbildereignung vorgelegt. Darin wird ein besonderer Fokus auf die Fähigkeit der Ausbilder:innen gelegt, die soziale und persönliche Entwicklung der Auszubildenden, das selbstorganisierte Lernen sowie die Zukunftsfähigkeit zu fördern. Die hohe Bedeutung, die den Ausbilder:innen bei der Vermittlung von Kompetenzen für die moderne Arbeitswelt zukommt, wird auch vom BMBF in der Exzellenzinitiative Bildung betont. Danach soll die Qualifizierung von Ausbildungspersonal vor allem von kleinen und mittelständigen Unternehmen gefördert werden.

Im Bereich der Hochschulbildung schließlich sind an verschiedenen Hochschulen Lehrangebote zu finden, die auch der Vermittlung von Innovationskompetenz oder unternehmerischem Denken dienen. Darüber hinaus gibt es Initiativen seitens des BMBF, die die Qualität der Lehre, aber auch den Wissenstransfer sowie Innovationen fördern sollen. Dies kann sich auch auf die Kompetenzen der Studierenden positiv auswirken. So will beispielsweise die Förderinitiative 'Innovative Hochschule' Hochschulen darin unterstützen, sich im Bereich Transfer und Innovation zu profilieren und ihre strategische Rolle im regionalen Innovationssystem zu stärken. Sie wird seit dem Jahr 2016 von Bund und Ländern initiiert und befindet sich derzeit in der zweiten Förderrunde. Über derartige Bundesinitiativen hinaus verfolgen auch die Bundesländer Strategien, um Innovationen sowie den Wissens- und Technologietransfer an Hochschulen voranzutreiben. Exemplarisch sei hier das Bayerische Hochschulinnovationsgesetz genannt.

Wettbewerbe und Initiativen

Verschiedene Akteure auf der Ebene des Bundes und der Länder sowie Stiftungen und privatwirtschaftliche Unternehmen fördern Kompetenzen für Innovationen durch das Angebot an Wettbewerben für junge Menschen. Im Folgenden wird eine Auswahl von Wettbewerben insbesondere aus dem MINT-Bereich sowie dem Bereich der kulturellen Bildung vorgestellt, die durch den Bund gefördert werden. Das BMBF sowie die KMK geben auf ihren Seiten einen Überblick über weitere Schüler:innenwettbewerbe.

Der Wettbewerb ‘Jugend forscht’ richtet sich an junge Forschende ab der 4. Klasse bis zum Alter von 21 Jahren. Er verfolgt das Ziel, Jugendliche für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) zu begeistern. Er wird zunächst auf Regional- und Landesebene und zum Abschluss auf Bundesebene ausgetragen. Die Sieger:innen erhalten Sach- und Geldpreise. Der Wettbewerb ist eine öffentlich-private Partnerschaft und gemeinsame Initiative von dem BMBF sowie Einrichtungen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Schulen. Schirmherr ist der Bundespräsident.

Seit dem Jahr 2007 verleiht die KMK darüber hinaus den Sonderpreis ‚Jugend forscht - Schule des Jahres‘. Damit sollen gezielt Schulen unterstützt werden, die nachhaltig Strukturen schaffen, welche alters- und zeitgemäß die Kompetenzen der Schüler:innen in den durch 'Jugend forscht' geförderten Fachgebieten stärken.

Die Internationale JuniorScienceOlympiade (IJSO), die seit dem Jahr 2006 unter anderem durch das BMBF sowie die KMK gefördert wird, richtet sich an junge Forschende, die gemeinsam oder im Team Aufgaben aus den Bereichen Biologie, Physik und Chemie lösen. Der Wettbewerb besteht aus vier Runden und zielt darauf ab, durch Experimente das Verständnis naturwissenschaftlicher Phänomene zu vertiefen und Begeisterung zu wecken.

Ebenfalls durch das BMBF gefördert werden die bundesweiten Informatikwettbewerbe, die sich an Jugendliche verschiedener Altersgruppen beziehungsweise mit unterschiedlichen Vorerfahrungen wenden. Das Einstiegsformat ist der Informatik-Biber, dem der Jugendwettbewerb Informatik und schließlich der Bundeswettbewerb Informatik folgen. Durch die Bundeswettbewerbe soll das Interesse junger Menschen am Thema Informatik geweckt und Begabungen gefördert werden.

Neben den Informatikwettbewerben fördert das BMBF auch bundesweite Mathematik-Wettbewerbe. Neben dem Bundeswettbewerb Mathematik, der sich an ältere Schüler:innen richtet, gibt es auch die Mathematik-Olympiaden, an denen Schüler:innen ab der 3. Klasse teilnehmen können. Die Wettbewerbe wollen Fähigkeiten wie kreatives und präzises Denken fördern und Begeisterung für das Thema Mathematik wecken.

Im Fokus des Schülerwettbewerbs „INVENT a CHIP“ steht das Thema Mikroelektronik. Er richtet sich an junge Elektronik-Fans der Klassen 9 bis 13, die unter anderem die Grundlagen des Chipdesigns näher kennenlernen und erste eigene Codes schreiben. Der Wettbewerb wird durch das BMBF gefördert.

Das Thema Umweltschutz steht im Mittelpunkt des BundesUmweltWettbewerbs (BUW), der vom BMBF gefördert wird. Teilnehmen können junge Leute zwischen 10 und 20 Jahren, die das Thema ihrer Projektarbeit frei wählen können.

Die Förderung kultureller Bildung steht im Fokus von 'Kinder zum Olymp!', der Bildungsinitiative der Kulturstiftung des Bundes, der Länder und der Bundeszentrale für politische Bildung. Sie möchte bei Kindern und Jugendlichen die Freude an der Kunst wecken, sie für kulturelle Vielfalt begeistern und ihnen den Zugang zu Kultur niederschwellig in ihrem schulischen Alltag ermöglichen. Seit 2004 wird der Wettbewerb 'DER OLYMP – Zukunftspreis für Kulturbildung' ausgeschrieben, in dessen Mittelpunkt die Weiterentwicklung der Kooperation zwischen Kultur und Schule steht.

Kein allgemeiner Schülerwettbewerb, sondern ein vielfältiges Angebot an Aktivitäten wie Rätseln, Tutorials oder Experimente steht im Fokus der „Allianz für MINT-Bildung zu Hause“. Hier haben sich im Frühjahr 2020 auf Initiative des BMBF und der KMK rund 50 MINT-Akteure zusammengeschlossen, um in Zeiten bundesweiter Schulschließungen in der Corona-Pandemie außerschulische digitale Lernangebote zu unterbreiten. Seitdem wächst die Mitgliederzahl der MINT-Allianz und damit auch die Anzahl von digitalen Angeboten aus dem MINT-Bereich weiter an.

Pädagogische Anleitungen und Unterstützung

Das BMBF fördert seit dem Jahr 2016 den Aufbau einer Informationsstelle OER (Open Educational Resources), die beim Deutschen Bildungsserver angesiedelt ist und die die zentrale Anlaufstelle für OER in Deutschland darstellt. Ziel der Bereitstellung von OER ist die breite Nutzung von digitalen Materialien, die andere zum Lehren und Lernen nutzen, verändern und (rechtssicher) teilen können. Wie das BMBF in seiner Richtlinie zur Förderung von Projekten zur Stärkung, Erweiterung und Vernetzung von OER-Communities vom Mai 2023 sowie in seiner OER-Strategie aus dem Jahr 2022 darlegt, sollen hierdurch die Entwicklung von Medienkompetenz, der notwendige Kulturwandel im Bildungssystem sowie die Chancengerechtigkeit in der Bildung unterstützt werden. Unterrichtsmaterialien für verschiedene Fächer und Schultypen sowie Materialien zu fachübergreifenden Themen, die auch auf die Förderung von persönlichen Kompetenzen der Schüler:innen abzielen, werden auf den Seiten des Bildungsservers bereitgestellt.

Impulse für die Vermittlung von persönlichen Kompetenzen, die auch für Innovationen wichtig sind, gehen zudem von der Lehrkräftefortbildung aus. Diese ist dezentral auf Ebene der Bundesländer organisiert; das KMK gibt einen Überblick über die jeweiligen Institute und Akademien. Zum Portfolio der einzelnen Einrichtungen gehören unter anderem Angebote im MINT-Bereich, die auch darauf abzielen, die Neugier und Aufgeschlossenheit der Schüler:innen für naturwissenschaftliche und technische Zusammenhänge zu wecken. Exemplarisch sei hier das entsprechende Angebot des Bayerischen Staatsinstituts für Schulqualität und Bildungsforschung genannt. Darüber hinaus gibt es auch zahlreiche Angebote für Fortbildungen, welche das kreative Potenzial der Schüler:innen stärken sollen. Beispielhaft seien hier die Angebote des Hamburger Instituts für Lehrerbildung und Schulentwicklung oder des Projektbüros Kulturelle Bildung, angesiedelt beim Hessischen Kultusministerium, erwähnt. Einen Überblick über weitere Angebote im Bereich der Lehrkräftefortbildung gibt es auch im Youth Wiki-Kapitel 'Kreativität und Kultur: Entwicklung kultureller und kreativer Kompetenzen'.

Innovation durch non-formales und informelles Lernen sowie Jugendarbeit fördern

Verschiedene Wettbewerbe, Initiativen und Angebote unterstützen und fördern Innovation, Neugier und Experimentierfreude im Bereich des non-formalen und informellen Lernens sowie der Jugendarbeit.

Mit dem Jugend-Budget hat das BMFSFJ im Jahr 2021 erstmals jungen Menschen zwischen 12 und 27 Jahren Mittel in Höhe von einer Million Euro bereitgestellt und damit insgesamt zehn Projekte aus den Handlungsfeldern der Jugendstrategie der Bundesregierung sowie aus dem Querschnittsthema "Jugendgerechte Kommunikation" gefördert. Dabei konnten Jugendliche in einem Online-Voting bestimmen, welche Projekte umgesetzt werden.

Die Stiftung Deutsche Jugendmarke unterstützt Vorhaben anerkannter freier Träger der Kinder- und Jugendhilfe, wobei ein besonderer Fokus auf zukunftsweisenden, innovativen Projekten liegt. Die Mittel der Stiftung stammen aus dem Zuschlagserlös des Verkaufs der Briefmarke FÜR DIE JUGEND, die vom Bundesfinanzministerium herausgegeben wird.

Die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) beziehungsweise ihre Mitgliedsorganisationen fördern mit ihren Projekten, Weiterbildungsangeboten und Wettbewerben die kulturelle Bildung, die ein hohes Potenzial für die Förderung kreativer Kompetenzen bietet. Exemplarisch sei hier der Bundeswettbewerb MIXED UP genannt, der vom BMFSFJ und BKJ durchgeführt wird. Dabei werden Kooperationsteams von Trägern der kulturellen Kinder- und Jugendbildung und Bildungseinrichtungen ausgezeichnet, die gemeinsam kulturelle Bildungsprojekte für Kinder und Jugendliche umsetzen.

Neben diesen Initiativen gibt es auch weitere Aktionen und Preise, die seitens von Verbänden oder Stiftungen organisiert werden und die oben aufgeführten, durch den Bund geförderten Wettbewerbe ergänzen. Exemplarisch seien hier die folgenden Wettbewerbe genannt, die sich an unterschiedliche Gruppen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen richten:

Das Programm Technovation Girls Germany richtet sich an Mädchen zwischen 10 und 18 Jahren, die dabei unterstützt werden, mit Hilfe von eigenen Apps Antworten auf soziale und ökologische Herausforderungen zu finden. Die Teilnehmerinnen sollen darin bestärkt werden, ihre Zukunft zu gestalten und hierfür digitale Technologien zielgerichtet einzusetzen. Projektträgerin ist die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung.

Generation-D ist ein Wettbewerb, der innovative und lösungsorientierte Ideen von heute und morgen sucht. Teilnehmen können alle Studierenden, die mit ihrem Projekt lokale und globale Herausforderungen in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Klima oder Soziale Gesellschaft angehen wollen. Generation-D ist ein Projekt von Stipendiat:innen der Bayerischen Eliteakademie.

Der kreati Fallstudienwettbewerb richtet sich an Studierende des Wirtschaftsingenieurwesens, die ihr theoretisches Wissen auf die unternehmerische Praxis anwenden möchten. Dabei werden reale oder fiktive Problemstellungen im unternehmerischen Kontext bearbeitet. Der Wettbewerb wird organisiert durch den Verband Deutscher Wirtschaftsingenieure.

Der Kreativwettbewerb "Die gute Form im Handwerk – Handwerker gestalten" richtet sich an Ausbildungsabsolvent:innen des Handwerks, die in verschiedenen Gewerken mit außergewöhnlichen Designlösungen ihre handwerkliche Experimentierfreude unter Beweis stellen können. Der Wettbewerb ist eine Initiative des Zentralverbands des Deutschen Handwerks.  

Die Seite Wettbewerbe für Schüler, Azubis und Studenten (einstieg.com) gibt einen Überblick über weitere Wettbewerbe für junge Menschen.

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Dieser Artikel wurde auf www.youthwiki.eu in englischer Sprache erstveröffentlicht. Wir danken für die freundliche Genehmigung der Übernahme.

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