Beschäftigung und Unternehmergeist

Allgemeiner Rahmen

Arbeitsmarktsituation im Land

Der deutsche Arbeitsmarkt

Der deutsche Arbeitsmarkt hat sich in den Krisen der letzten Jahre als relativ stabil erwiesen. Weder die Corona-Pandemie noch der Ukraine-Krieg und seine Folgen haben bisher zu einem starken Abbau der Beschäftigungszahlen geführt. Die offizielle Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) wies im Monat November 2022 eine Arbeitslosenquote von 5,3 % auf. Dies ist auch auf staatliche Interventionen wie z. B. ausgeweitete Bezugszeiten für das Kurzarbeitergeld zurückzuführen, das durch die Bundesagentur für Arbeit ausgezahlt wird.

Erwerbstätigkeit hat in der deutschen Gesellschaft einen hohen Stellenwert. Neben der Sicherung des Lebensunterhalts ist sie ein zentrales Element der gesellschaftlichen Integration des Einzelnen. Der Kündigungsschutz ist in Deutschland stark arbeitsrechtlich reguliert. Tarifparteien, auf der Arbeitgeberseite überwiegend Vereinigungen von Arbeitgebern (Arbeitgeberverbände), auf der Arbeitnehmerseite die Gewerkschaften, spielen eine zentrale Rolle bei der Festlegung von Löhnen, Arbeitszeiten und anderen Beschäftigungsbedingungen. Im Falle von Arbeitslosigkeit erhalten Arbeitnehmer:innen je nach Anspruchsberechtigung ein Arbeitslosengeld bzw. ein Bürgergeld.

Die Statistik der Bundesagentur für Arbeit weist für den Monat November 2022 eine Zahl von 2.434.000 Arbeitslosen auf, davon 203.000 in der Altersgruppe zwischen 15 und 25 Jahren. Damit liegt die Arbeitslosenquote der Altersgruppe unter 25 Jahren im Jahresdurchschnitt 2022 bei 4,3 % gegenüber 4,9 % im Vorjahr 2021. Allerdings gibt es erhebliche regionale Unterschiede zwischen den Bundesländern und den einzelnen Agenturbezirken. Unter den unter 25-jährigen Arbeitslosen ist der Anteil junger Menschen ohne einen Berufsabschluss weiterhin hoch, im Oktober 2021 weist die Statistik der BA hier einen Anteil von 50,8 % aus, eine fehlende Berufsausbildung ist also als Risikofaktor zu betrachten.

Ein gravierendes Problem auf dem Arbeitsmarkt ist der sich bereits seit längerem abzeichnende Facharbeitermangel in Folge des demographischen Wandels. Wirtschaftsbetriebe haben zunehmend Probleme, ihren Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften abzudecken. Dies betrifft nach einer Studie der Bertelsmann Stiftung nicht nur Handwerksbranchen, etwa in den Bereichen Heizung, Klima, Mechatronik und Automatisierung, sondern zunehmend auch Gesundheits-, Pflege- und Erziehungsberufe. Staatliche Gegenstrategien sind Qualifizierungsstrategien für Beschäftigte, der erleichterte Zuzug von qualifizierten Fachkräften aus dem Ausland, aber auch eine verbesserte berufliche Orientierung junger Menschen. Auch eine verbesserte    Ausbildungs- und Berufsintegration von geflüchteten jungen Menschen gewinnt im Kontext des Facharbeitermangels an Bedeutung.

Dabei spielen nach einer weiteren, von der Bertelsmann Stiftung und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung im September 2022 herausgegebenen Studie zu den Ausbildungsperspektiven von Jugendlichen mit niedriger Schulbildung die beruflichen Perspektiven von Schulabgänger:innen mit einem niedrigen Schulabschluss (Hauptschulabschluss) eine wichtige Rolle. Insgesamt 22,5 % der Schulabgänger:innen im Jahr 2020 verfügten über einen solchen Schulabschluss. Auch wenn etwa drei Viertel dieser Jugendlichen eine Ausbildung bzw. Lehre anstrebten, mündete ein erheblicher Teil von ihnen im sogenannten Übergangssystem, wo sie Berufsvorbereitungsangebote und schulische Angebote absolvierten. Angesichts einer wachsenden Zahl unbesetzter Ausbildungsstellen ist dies als Problem zu bewerten.

Nationale Erhebungen und Berichte

Die aktuelle Situation auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt wird in Deutschland regelmäßig erhoben und in den Berichten der Bundesagentur für Arbeit regelmäßig veröffentlicht, z. B. in der Veröffentlichung „Situation am Ausbildungsmarkt“, zuletzt veröffentlicht im Oktober 2022.

Durch eine breite Palette von Erhebungen und Fachveröffentlichungen werden die arbeitsmarkt- und bildungspolitischen Aktivitäten des Bundes unterstützt. Berufsbildungs- und arbeitsmarktrelevante Programme und Initiativen werden in Deutschland systematisch überwacht und evaluiert. Die Ergebnisse dieses Monitoringprozesses werden veröffentlicht, unter anderem im Berufsbildungsbericht, im Datenreport zum Berufsbildungsbericht und im Bildungsbericht.

  • Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) legt jährlich einen Berufsbildungsbericht vor, zuletzt im Mai 2022. Der Bericht beschreibt die aktuelle Ausbildungsmarktsituation und gibt einen Überblick über die berufsbildungspolitischen Aktivitäten und Programme der Bundesregierung.
  • Der Berufsbildungsbericht wird ergänzt vom Datenreport des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB), zuletzt erschienen 2022. Der Datenreport ist die zentrale Informationsquelle und Datengrundlage für den Berufsbildungsbericht und macht Entwicklungen in der beruflichen Bildung sichtbar.
  • Seit 2006 gibt das Bundesministerium für Bildung und Forschung alle zwei Jahre den Bericht zur „Bildung in Deutschland“ (Bildungsbericht) heraus, zuletzt erschienen 2022. Es handelt sich um einen indikatorengestützten Bericht, der das deutsche Bildungswesen als Ganzes abbildet und von der Frühen Bildung bis zur Weiterbildung im Erwachsenenalter reicht. Der aktuelle Bericht legt im Schwerpunktkapitel den Fokus auf das Thema „Bildungspersonal“.
  • Die jährliche Fachkräfteengpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit stellt dar, in welchen Berufen die Besetzung von gemeldeten Stellen aufgrund von Fachkräfteengpässen relativ schwerfällt. Für Deutschland insgesamt liegt die Analyse bis auf Ebene der Berufsgattungen vor.
  • Die jährlichen Geschäftsberichte der Bundesagentur für Arbeit geben Auskunft über die Wirkung arbeitsmarktpolitischer Instrumente. Zudem erstellt die BA monatlich einen Bericht zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt für unter 25-Jährige.
  • Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit erforscht den Arbeitsmarkt und die Berufswelt und schafft damit wissenschaftliche Grundlagen für fundierte Entscheidungen in der Arbeitsmarktpolitik.

Wichtige Konzepte

Die Fachkräftestrategie der Bundesregierung reagiert auf den Strukturwandel und die damit verbundenen Herausforderungen für die Fachkräftesicherung und den Arbeitsmarkt in Deutschland. Sie ist eine prioritäre Aufgabe der Arbeitsmarkt- und Bildungspolitik. Die gute Fachkräftebasis in Deutschland zu sichern und zu erweitern, ist daher entscheidend für die Innovations- und Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft. Ziel dieser Fachkräftestrategie der Bundesregierung ist es, Rahmenbedingungen zu setzen und konkrete Unterstützungsangebote zu entwickeln für den Arbeitsmarkt der Zukunft.

Von Bedeutung ist auch die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohnes in Deutschland im Jahr 2015, der seit Oktober 2022 auf den Betrag von 12,00 Euro pro Zeitstunde angehoben wurde. Der Mindestlohn definiert die Untergrenze des Entgelts, das vom Arbeitgeber zu zahlen ist. Der Mindestlohn ist im Mindestlohngesetzes geregelt.

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Dieser Artikel wurde auf www.youthwiki.eu in englischer Sprache erstveröffentlicht. Wir danken für die freundliche Genehmigung der Übernahme.

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