Allgemeine und berufliche Bildung

Allgemeiner Rahmen

Wichtigste Trends bei der Beteiligung junger Menschen an allgemeiner und beruflicher Bildung

Aktuelle Befunde zur Bildungsbeteiligung junger Menschen

Regelmäßige Informationen zur Bildungsbeteiligung junger Menschen im Bereich der allgemeinen und der beruflichen Bildung in Deutschland stellen der alle zwei Jahre erscheinende Bildungsbericht sowie der jährlich erscheinende Berufsbildungsbericht zur Verfügung.
Auf Basis dieser Datenquellen lassen sich die wichtigsten Trends zur Bildungsbeteiligung junger Menschen wie folgt zusammenfassen:

  • Im Jahr 2020 gab es mit einem Anteil von 7,7 Prozent aller Schüler:innen erneut mehr Kinder und Jugendliche mit sonderpädagogischer Förderung als in den Vorjahren. Die gemeinsame Beschulung von Lernenden mit und ohne Förderbedarf hat aktuell weiter zugenommen, doch bewegt sich die Anzahl an Schüler:innen in Förderschulen weiterhin auf einem relativ hohen Niveau. 
  • Nachdem die Zahl der Schulabgänger:innen ohne Abschluss über einige Jahre hinweg angestiegen war, ist sie zuletzt wieder gesunken. Dennoch verließen auch im Jahr 2020 rund 45.000 junge Menschen beziehungsweise 5,9 Prozent der gleichaltrigen Bevölkerung in Deutschland die Schule, ohne einen Abschluss erreicht zu haben. 
  • Beim Übergang von der Schule in die Ausbildung hat sich auch in der jüngeren Vergangenheit der Trend einer sinkenden Nachfrage nach einer beruflichen Ausbildung fortgesetzt. So hat sich die Anzahl der Neuzugänge in die berufliche Ausbildung im Zeitraum von 2019 bis 2021 um 7 Prozent reduziert. Dabei ist vor allem die Nachfrage der Jugendlichen nach einer dualen Ausbildung gesunken, wohingegen die Zahl der Ausbildungsanfänger:innen in der schulischen Ausbildung angestiegen ist. Dies gilt insbesondere für schulische Ausbildungen in den Bereichen Gesundheit, Soziales und Erziehung. 
  • Im Hinblick auf den Ausbildungsverlauf war im Jahr 2021 ein leichter Anstieg der sogenannten Vertragslösungsquote gegenüber dem Vorjahr festzustellen. Zuletzt wurden 26,7 Prozent aller Ausbildungsverträge vorzeitig gelöst. Allerdings handelt es sich nicht bei allen vorzeitigen Vertragslösungen um einen tatsächlichen Ausbildungsabbruch. Vielmehr geht rund die Hälfte aller Jugendlichen relativ zeitnah nach der Vertragslösung ein neues Ausbildungsverhältnis ein.
  • Für den Bereich der Hochschulbildung war zuletzt eine Stagnation der Zahl der Studienanfänger:innen zu beobachten, nachdem diese über viele Jahre hinweg angestiegen war. Dabei hat sich die Quote der inländischen Studienanfänger:innen auf einem Niveau von rund 45 Prozent stabilisiert. Aufgrund der demografischen Entwicklung wird für die kommenden Jahre von einem leichten Rückgang der Studienanfänger:innenzahlen ausgegangen. Während der Corona-Pandemie war die Zahl der internationalen Studienanfänger:innen infolge der Mobilitätsbeschränkungen rückläufig, ist zuletzt aber wieder angestiegen. Auffällig ist, dass sich zunehmend mehr junge Menschen für ein Studium an einer Fachhochschule oder die Aufnahme eines Dualen Studiums anstelle eines Studiums an einer Universität entscheiden. 
  • Betrachtet man den Studienverlauf, so bewegt sich die Studienabbruchquote in Bachelorstudiengängen mit einem Wert von rund 30 Prozent weiterhin auf einem relativ hohen Niveau. In den Masterstudiengängen ist die Studienabbruchquote geringer, doch ist sie auch hier in den vergangenen Jahren angestiegen. Weiterhin fortgesetzt hat sich der Trend zur Verlängerung der Studiendauern. So schließt nur rund ein Drittel aller Studierenden das Studium innerhalb der Regelstudienzeit ab.
  • Die Zahl junger Erwachsener ohne formalen Berufsabschluss ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich angestiegen. Den Angaben des Berufsbildungsberichts 2023 zufolge lag die Quote der 20- bis 34-Jährigen ohne formalen Berufsabschluss im Jahr 2021 bei 17,8 Prozent (2020: 15,5 Prozent). Hochgerechnet waren dies 2,64 Millionen nicht formal qualifizierte junge Erwachsene (2020: 2,33 Millionen).

Herausforderungen im Bildungsbereich

Eine der großen Herausforderungen im deutschen Bildungssystem ist die bereits seit vielen Jahren zu beobachtende soziale Ungleichheit der Teilhabechancen. So weist der Bildungsbericht 2022 darauf hin, dass in den vergangenen 20 Jahren keine nennenswerte Entkopplung von sozialer Herkunft, erreichten Kompetenzen sowie der Art der besuchten Schule erreicht wurde. Vielmehr besuchen Schüler:innen aus wirtschaftlich schwächeren Elternhäusern nach der Grundschule weiterhin deutlich seltener höherqualifizierende Schularten und Bildungsgänge als Gleichaltrige mit einem höheren Sozialstatus. Als problematisch ist es auch zu erachten, dass sich die sozialen Disparitäten beim Zugang zur Ausbildung sowie im Ausbildungsverlauf fortsetzen. 
Einen breiten Raum in der aktuellen Diskussion nehmen zudem die wachsenden Passungsprobleme am Ausbildungsmarkt ein. Wie der Bildungsbericht 2022 sowie der Berufsbildungsbericht 2023 darlegen, steht bereits seit einigen Jahren einer großen Zahl an unbesetzten Ausbildungsplätzen eine hohe Zahl an Jugendlichen gegenüber, die bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz erfolglos bleiben. Auffällig ist, dass am deutschen Ausbildungsmarkt erhebliche qualifikatorische, berufsspezifische und regionale Disparitäten bestehen. Während in manchen Berufen beziehungsweise Regionen die Anzahl der angebotenen Ausbildungsplätze, die der ausbildungsinteressierten jungen Menschen übersteigt, stellt sich die Situation in anderen Segmenten gerade umgekehrt dar. Generell ist zu beobachten, dass sich Jugendliche ohne Schulabschluss, mit einem (schlechten) Hauptschulabschluss oder einem Abschluss an einer Förderschule schwerer bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz tun als Jugendliche mit einem höheren Abschluss.
Eine weitere Herausforderung ist der steigende Anteil junger Menschen ohne formalen Berufsabschluss. Diese haben nicht nur schlechtere Einkommens- und Beschäftigungschancen als Personen mit Berufsabschluss – auch vor dem Hintergrund bestehender Fachkräfteengpässe am Arbeitsmarkt ist es unerlässlich, das vorhandene Potenzial besser als bislang auszuschöpfen und wieder mehr junge Erwachsene zu einem beruflichen Abschluss zu führen. 
Besondere Herausforderungen im Bildungsbereich haben sich in der jüngeren Vergangenheit schließlich auch im Kontext der Corona-Pandemie gestellt. Der Bildungsbericht 2022 thematisiert in diesem Zusammenhang unter anderem die folgenden Aspekte: 

  • Der Ausfall an Präsenzangeboten wurde nur teils durch digitale Lernformate kompensiert, auch wenn sich diese während der Pandemie dynamisch entwickelt haben. 
  • Der Kompetenzstand von Schüler:innen war insbesondere im ersten Jahr der Pandemie im Vergleich zu Gleichaltrigen der Vorjahre signifikant niedriger.
  • Die sozioemotionalen Beziehungen vieler Schüler:innen und Studierender haben aufgrund von Distanzunterricht und der Schließung von Freizeiteinrichtungen gelitten. Dies hat auch das seelische Wohlbefinden beeinträchtigt.
  • Der Umgang mit der Corona-Pandemie wurde in einigen Bildungsbereichen durch einen Mangel an Personalressourcen erschwert.
  • Die Pandemie hat zu einer erhöhten Unsicherheit bei Entscheidungen über den weiteren Bildungsweg geführt. Besonders deutlich wurde dies beim Übergang von der Schule in Ausbildung. Eine wichtige Rolle hat hierbei auch der Wegfall von Angeboten der Berufsorientierung gespielt.
  • Die pandemiebedingten Reisebeschränkungen haben die internationale Mobilität von Bildungsteilnehmer:innen reduziert. Betroffen war sowohl die Mobilität von Schüler:innen, Auszubildenden und Studierenden als auch die Beteiligung an internationalen Freiwilligendiensten.

Organisation des Bildungs- und Ausbildungssystem

Da das deutsche Schulsystem föderal geregelt ist, unterscheiden sich die Schulsysteme – und damit auch die Bestimmungen zur Schulpflicht – zwischen den einzelnen Bundesländern (zur Verteilung der Zuständigkeiten im Bildungsbereich zwischen Bund und Ländern vgl. den Abschnitt „Verwaltung und Steuerung“). Bundeslandübergreifend beginnt die allgemeine Schulpflicht mit dem 6. Lebensjahr, wobei sich die Stichtage für die Einschulung zwischen den Ländern unterscheiden. In den meisten Bundesländern beträgt die Schulpflicht neun Vollzeitschuljahre, in manchen Ländern zehn Jahre. Jugendliche, die im Sekundarbereich II keine allgemeinbildende oder berufliche Schule in Vollzeit besuchen, unterliegen der sogenannten Teilzeit- oder Berufsschulpflicht. Diese gilt im Wesentlichen für jene Jugendlichen, die eine duale Ausbildung durchlaufen; die Teilzeitschulpflicht beträgt in der Regel drei, teils aber auch nur zwei Jahre.
In den meisten Bundesländern gibt es im Anschluss an die Grundschule, also den Primarbereich, ein dreigliedriges Schulsystem, das aus Hauptschule, Realschule und Gymnasium besteht. In manchen Ländern sind die Haupt- und Realschule zu einem Schultyp zusammengeschlossen; zudem gibt es teils Schularten mit mehreren Bildungsgängen. Für Jugendliche mit sonderpädagogischem Förderbedarf gibt es spezielle sonderpädagogische Bildungseinrichtungen (Förderschulen), doch ist der Anteil der Schüler:innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf, die an Regelschulen unterrichtet werden, seit 2007 stark angestiegen.
Innerhalb des Systems der beruflichen Ausbildung ist die duale von der schulischen Ausbildung zu unterscheiden. Während die duale Ausbildung im Betrieb und in einer Berufsschule verortet ist, findet die schulische Ausbildung vorwiegend in der Schule statt. Daneben gibt es das sogenannte Übergangssystem, das Bildungsangebote umfasst, die zu keinem anerkannten Ausbildungsabschluss führen, sondern vielmehr eine Verbesserung der Kompetenzen der Jugendlichen anstreben. Zielgruppe sind in der Regel Jugendliche mit Hauptschulabschluss oder ohne Schulabschluss, die die Pflichtschulzeit noch nicht erreicht haben. Durch den Besuch einer einjährigen Bildungsmaßnahme im Rahmen des Übergangssystems sollen sie befähigt werden, eine Ausbildung oder Beschäftigung aufzunehmen oder einen allgemeinbildenden Schulabschluss nachzuholen. Der Begriff „Übergangssystem“ steht dabei für verschiedene Maßnahmen, die zum Beispiel das Berufsgrundbildungsjahr (BGJ) oder Berufsvorbereitende Bildungsgänge (BvB) umfassen.
Im tertiären Bildungsbereich schließlich lassen sich Universitäten und Fachhochschulen sowie weitere Einrichtungen wie etwa Musik- oder Kunsthochschulen unterscheiden. In den vergangenen Jahren hat das Duale Studium an Bedeutung gewonnen, das verschiedentlich ausgestaltet sein kann, in der Regel aber ein Hochschulstudium mit fest integrierten Praxiseinsätzen in einem Unternehmen bezeichnet.
Nähere Informationen zum deutschen Bildungssystem finden sich auch auf Eurydice sowie im Bericht „Das Bildungswesen in der Bundesrepublik Deutschland“ der Kultusministerkonferenz (KMK). Einen Überblick über die Bildungssysteme der einzelnen Bundesländer gibt zudem der Deutsche Bildungsserver.  
 

Wichtige Konzepte

Um das deutsche Bildungssystem zu verstehen, ist es insbesondere wichtig, die föderalen Zuständigkeiten im Blick zu haben. So liegen vor allem im Bereich der schulischen Bildung die Kompetenzen bei den Bundesländern – mit der Konsequenz, dass sich die Schullandschaft zwischen den Ländern zum Teil deutlich unterscheidet. Um dennoch ein gewisses Maß an Vergleichbarkeit und Gemeinsamkeiten herbeizuführen, koordiniert die Kultusministerkonferenz (KMK) als Ständige Vertretung der Kultusminister:innen der Länder die entsprechenden Aktivitäten.
Eine Besonderheit des deutschen Bildungssystems stellt auch die berufliche Ausbildung dar. Am weitesten verbreitet ist die duale Ausbildung, die das Lernen im Betrieb mit dem Lernen in der Berufsschule verbindet. Die Jugendlichen schließen einen Ausbildungsvertrag mit einem Unternehmen ab und beziehen während ihrer Ausbildung eine Ausbildungsvergütung. Während der betriebliche Teil der Ausbildung auf Bundesebene im Wesentlichen durch das Berufsbildungsgesetz geregelt wird, sind die Bundesländer für das Lernen in den Berufsschulen zuständig. Um mit den Änderungen der Arbeitswelt Schritt zu halten, werden die Ausbildungsordnungen kontinuierlich überarbeitet. Nach Angaben des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) gibt es aktuell 328 anerkannte duale Ausbildungsberufe.
Neben der dualen Ausbildung gibt es die schulische Ausbildung, bei der die Auszubildenden beziehungsweise Schüler:innen den größten Teil ihrer Ausbildung in einer Schule verbringen und das schulische Lernen durch betriebliche Praktika ergänzen. Anders als bei der dualen Ausbildung haben die Jugendlichen und jungen Erwachsenen hier keinen Ausbildungsvertrag mit einem Betrieb; vielmehr sind die jeweiligen Berufsfachschulen oder -kollegs Träger der Ausbildung. Die schulische Ausbildung spielt insbesondere in den Bereichen Gesundheit, Soziales und Erziehung eine Rolle. Wie die schulische Ausbildung konkret abläuft, unterscheidet sich dabei nicht nur zwischen den Berufen, sondern auch den Bundesländern, da der Großteil der schulischen Berufsausbildungen nach Landesrecht geregelt ist.
Eine berufliche Ausbildung kann auch mit einem Studium verbunden sein. Dies ist bei dem sogenannten ausbildungsintegrierenden dualen Studium der Fall, bei dem eine Berufsausbildung in einem Betrieb fest in den Studienverlaufsplan an einer Hochschule oder Berufsakademie verankert ist. Studierende, die ein ausbildungsintegrierendes Studium absolvieren, weisen nach drei bis vier Jahren einen Bachelorabschluss und eine abgeschlossene Ausbildung auf. Neben dem ausbildungsintegrierten dualen Studium gibt es auch das sogenannte praxisintegrierende duale Studium, das institutionell verankerte Praxisanteile in Unternehmen vorsieht. Im Unterschied zum ausbildungsintegrierenden Studium wird hier parallel zum Bachelor-Studium kein Ausbildungsberuf erlernt und es werden weniger Stunden im Betrieb verbracht. Die Praxistätigkeit im Unternehmen kann aber zum Teil im Studium angerechnet werden. Zusätzlich zum ausbildungs- und praxisintegrierenden dualen Studium existieren auch Mischformen, bei denen keine eindeutige Zuordnung erfolgen kann. 
Einer Studie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) aus dem Jahr 2022 zufolge sind knapp 60 Prozent der dualen Studiengänge praxisintegrierend und knapp 35 Prozent ausbildungsintegrierend. Danach können fast 10 Prozent aller Studiengänge dual studiert werden; am weitesten verbreitet ist das duale Studium in den Ingenieurwissenschaften sowie den Wirtschaftswissenschaften.
 

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Dieser Artikel wurde auf www.youthwiki.eu in englischer Sprache erstveröffentlicht. Wir danken für die freundliche Genehmigung der Übernahme.

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