Tagung

Wenn Kinder pflegen...

Statistiken zufolge lebten in Deutschland im Jahr 2011 insgesamt 2,5 Mio. pflegebedürftige Menschen. Hiervon werden 268.672 Pflegebedürftige im Alter von 15 bis 60 Jahren zu rund 87 % zu Hause versorgt (Statistisches Bundesamt 2013: 5ff.). Durch den Wandel der Familienformen (Einelternfamilien), der beruflichen Mobilität und anderen gesellschaftlichen Veränderungen zerfällt oft das familiale Stützgerüst, das bei Erkrankung von Familienmitgliedern im Idealfall greift.

Vor allem, wenn die Erkrankten nicht von den Eltern, den Partnern oder anderen Familienmitgliedern gepflegt werden können, müssen häufig die Kinder und Jugendlichen die Pflege und Unterstützung übernehmen. Sie werden im fachlichen Kontext definiert als „Kinder unter 18 Jahren, deren Leben und Kindheit durch die Notwendigkeit, sich um einen kranken oder behinderten Angehörigen zu kümmern, berührt oder gar eingeschränkt ist“. (Dearden/ Becker 1995 zit. Nach Metzing 2007: 23).

Die Tätigkeiten der pflegenden Kinder und Jugendlichen sind vielschichtig und hängen sowohl vom Alter des pflegenden Kindes oder Jugendlichen, als auch von der Erkrankung der zu pflegenden Person ab. Generell lassen sich Hilfen im Haushalt, Hilfen gegenüber gesunden Geschwistern und direkte Pflege (körperliche und emotionale Unterstützung; Körperpflege) differenzieren. Damit gehen bei betroffenen Kindern sowohl kurzfristige Folgen, wie etwa Erschöpfung, Schlafmangel oder Isolation, als auch langfristige wie beispielsweise Knochenschäden und schlechte Bildungs- beziehungsweise Berufsbiographie einher.

Laut Prävalenz-Berechnungen aus Großbritannien ist bei einer Übertragung der britischen Prävalenz (2,1 %) auf Deutschland von etwa 225.000 Kindern und Jugendlichen (Young Carers) auszugehen, die ein Elternteil oder beide pflegen. Dennoch sind pflegende Kinder eine Gruppe, die im öffentlichen Bewusstsein häufig nicht existiert und auch in der deutschen Forschung bisher nur marginal Berücksichtigung findet.

Die Fachtagung wirft einen Blick auf den aktuellen Forschungsstand und wird den Fragen nachgehen, wie viele betroffene Familien es tatsächlich gibt, welche Bedingungen zum Übernehmen der Pflege führen und welche kurz- und langfristigen Folgen zu beobachten sind.

Der Nachmittag ist der Praxis gewidmet. Es werden unterschiedliche Praxisprojekte für pflegende Kinder und betroffene Familien präsentiert. Wir möchten gemeinsam mit Ihnen diskutieren, inwieweit diese Personengruppe in der Praxis wahrgenommen wird, von welchen Signalen der betroffenen Kinder/Familien sich Unterstützungsbedarfe ableiten lassen und wie eine bedarfsgerechte, multiprofessionelle (pflegerisch, psychologisch, sozialpädagogisch, organisatorisch/ administrativ) Zusammenarbeit mit Betroffenen aussehen kann.

Veranstaltungsort

Hotel & Restaurant Kolpinghaus GmbH Lange Straße 26 Telefon: +49 (0) 69-2 99 06-0 Telefax: +49 (0) 69-2 99 06-100 E-Mail: info@kolpinghotel-frankfurt.de
60311 Frankfurt/Main
Deutschland

Beginn

- 10:00 Uhr

Ende

- 17:00 Uhr

Veranstalter

Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e.V.,

Kontakt

Anne Brinkmann
Telefon: 069 95789 142
E-Mail Adresse: anne.brinkmann@iss-ffm.de

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