Kinderarbeit
Plan International fordert mehr Schutz vor Ausbeutung
Angesicht des Anstiegs von Kinderarbeit fordert Plan International Deutschland mehr Schutz von Mädchen und Jungen vor Ausbeutung. „Diese Entwicklung ist besorgniserregend und hat sich durch die Corona-Pandemie nochmal deutlich verschärft“, sagt Kathrin Hartkopf, Sprecherin der Geschäftsführung der Kinderrechtsorganisation zu den Ergebnissen des entsprechenden Berichts der Internationalen Arbeitsorganisation ILO und Unicef.
15.06.2021
Danach hat die Kinderarbeit erstmals seit gut 20 Jahren wieder zugenommen. Die Zahl der betroffenen Kinder ist weltweit um 8,4 Millionen auf rund 160 Millionen angestiegen.
„160 Millionen Kinder verlieren ihr Recht darauf, unbeschwert aufzuwachsen, zu spielen und in die Kita oder zur Schule zu gehen. Stattdessen wird ihre körperliche und seelische Gesundheit sowie die Perspektive auf eine bessere Zukunft zerstört. Das ist ein massiver Bruch von Kinder- und Menschenrechten, den wir gemeinsam mit Regierungen und weiteren Partner/-innen stoppen müssen – denn es ist unsere Verpflichtung, Kinder zu schützen und ihnen eine Zukunftsperspektive zu geben,“ so die Sprecherin.
Folgen für Kinder verheerend
Die Folgen für die Kinder seien verheerend, so Kathrin Hartkopf. Ein großer Anteil von ihnen ginge nicht in die Schule. „Diese Kinder werden vermutlich auch als Erwachsene keinen Zugang zu existenzsichernder Arbeit haben, oft müssen dann auch wieder ihre eigenen Kinder arbeiten.“ Kinderarbeit ginge oft mit psychischen und physischen Belastungen einher: Viele Kinder litten unter Traumata, Perspektivlosigkeit, seien chronisch krank. Gebrochene Arme und Beine, Rückenschmerzen, Hauterkrankungen, Blindheit, Taubheit, Atemnot, Kopf- oder Magenschmerzen seien häufige Folgen von ausbeuterischer Kinderarbeit. Konkrete Beispiele seien etwa Luftmangel in Minenschächten, Staub auf Feldern oder bei Straßenarbeiten oder Baumwollfasern, die die Lungen beim Teppichknüpfen schädigen. „Viele Kinder sterben auch an mittelbaren und unmittelbaren Folgen von Kinderarbeit, zum Beispiel durch tödliche Arbeitsunfälle, Verätzungen durch Chemikalien oder HIV/Aids.“
Kathrin Hartkopf betont die Notwendigkeit von einem gleichberechtigten Zugang für Mädchen und Jungen zu qualitativ hochwertiger, inklusiver Bildung. „Das ist auch für arbeitende Kinder notwendig. Manchmal ist es nicht möglich, Kinder gleich aus der Kinderarbeit zu holen, deshalb ist es umso wichtiger, dass sie trotzdem Zugang zu Bildung haben. Aufklärung zu den Auswirkungen von Kinderarbeit, Kinderrechten und Gleichstellung im Allgemeinen in den Gemeinden gehört ebenfalls dazu. Dies tun wir von Plan International mit sogenannten Kinderschutzkomitees.“
Zudem schütze die Ausstellung von Geburtsurkunden Minderjährige und sichere ihre Identität. Denn wer eine Geburtsurkunde besitzt, kann sein Alter nachweisen.
„Wir haben etwa mit unserem Patenschaftsmodell nachgewiesen, dass in den Gemeinden, in denen Plan International arbeitet, 90 Prozent der Patenkinder registriert sind. Im Vergleich dazu haben weltweit nur 71 Prozent aller Kinder unter fünf Jahren eine Geburtsurkunde. In den am wenigsten entwickelten Ländern sind es sogar nur 40 Prozent.“
Geschlechtsspezifische Unterschiede auch bei Kinderarbeit
Wichtig sei auch, die geschlechtsspezifischen Unterschiede zu betrachten, so Kathrin Hartkopf. Mädchen etwa müssten viel mehr Arbeiten im und um den Haushalt verrichten. In anderen Sektoren seien eher die Jungen von Kinderarbeit betroffen, etwa in Minen. Auch das seien schädliche Geschlechternormen, weil es als hinnehmbar betrachtet werde, Jungen körperlich und Mädchen in der Haus- und Sorgearbeit arbeiten zu lassen.
Deutschland sei ein wichtiger Akteur, an den Stellschrauben der Ursachen für Kinderarbeit zu schrauben. Dazu gehörten neben Armut und mangelnder Schulbildung auch bewaffnete Konflikte.
Quelle: Plan International vom 10.06.2021
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