Internationaler Bericht

452 Millionen Kinder wachsen weltweit in Konflikten auf

Kriege und Konflikte zerstören weltweit immer mehr Kinderleben, das belegt der sechste Bericht „Krieg gegen Kinder: Rekrutierung im Fokus“ von Save the Children.

02.12.2021

Diese bisher umfassendste Datenhochrechnung, die gemeinsam mit dem Peace Research Institute Oslo (PRIO) erarbeitet wurde, zeigt, dass im Jahr 2020 weltweit rund 452 Millionen Mädchen und Jungen (eines von sechs Kindern) in einem Konfliktgebiet lebten und 193 Millionen Kinder unter gefährlichsten Lebensumständen aufwuchsen. Der starke Anstieg ist auf Gewaltausbrüche in Mosambik sowie auf die anhaltenden oder verschärften Konflikte in Afghanistan, der Demokratischen Republik Kongo, Nigeria und im Jemen zurückzuführen – alles Länder, die zugleich bereits mit schweren Auswirkungen des Klimawandels und wachsenden Hungerkrisen zu kämpfen haben.  

„452 Millionen Kinder wachsen in Konflikten auf. Ein Fakt, der uns alle beschämen muss. Wir müssen gemeinsam alles tun, um den Krieg gegen Kinder zu stoppen”, fordert Florian Westphal, Geschäftsführer von Save the Children Deutschland. „Staaten müssen Kinder vor schweren Verbrechen wie Rekrutierungen in Konflikten schützen und Verantwortliche für Kinderrechtsverletzungen müssen ohne Wenn und Aber zur Rechenschaft gezogen werden.”

Risiko für Rekrutierung von Kinder-Soldaten steigt

Die beunruhigenden Aussagen des Berichts: Weltweit steigt nach Hochrechnungen von PRIO und Save the Children das Risiko, dass Kinder von Streitkräften und bewaffneten Gruppen rekrutiert und eingesetzt werden. Rund 337 Millionen Kinder sind dadurch gefährdet. Das sind dreimal so viele wie noch 1990. Auch die Zahl der Länder, in denen Kinder in Konflikten rekrutiert werden, stieg an und erreichte mit 39 den Höchststand seit 30 Jahren. Rund 1.265 Milliarden Kinder lebten 2020 in diesen 39 Ländern – das sind 54 Prozent aller Kinder weltweit. In Syrien, Afghanistan und im Jemen ist die Gefahr einer Rekrutierung für Kinder statistisch am höchsten.

„Inmitten der Pandemie haben die Vereinten Nationen zu einem globalen Waffenstillstand aufgerufen – erfolglos. Ob Covid-19 oder die Klimakrise mit allen Auswirkungen: Kinder in Konflikten trifft es immer noch schwerer. Für sie besteht ein großes Risiko, getötet, verletzt oder in Konflikten rekrutiert zu werden. Diese Mädchen und Jungen kennen oft nichts als Gewalt und Kampf. Dabei haben sie das Recht auf eine unbeschwerte Kindheit. Seit unserer Gründung vor über 100 Jahren setzen wir uns für Kinder im Krieg ein – das werden wir auch in Zukunft tun“, so Florian Westphal.    

Save the Children appelliert an die Regierungen der Welt, Sicherheitsexperten, Geber, die Vereinten Nationen und Nichtregierungsorganisationen, zusammenzuarbeiten, um internationale Regeln und Standards einzuhalten. Verantwortliche für Verstöße müssen zur Rechenschaft gezogen und der Kinderschutz auf allen Ebenen priorisiert werden. Dabei muss sichergestellt werden, dass Geber und Regierungen Kinder in bewaffneten Konflikten mit konkreten Maßnahmen besser unterstützen und somit der Gefahr schwerer Verbrechen an Kindern entgegenwirken, einschließlich der Rekrutierung.

Hintergrund

Save the Children hat in Zusammenarbeit mit dem Peace Research Institute Oslo (PRIO) die Anzahl der Kinder (unter 18 Jahren) in Konfliktgebieten hochgerechnet, die sich im Zeitraum von 1990 bis 2020 in Gefahr befanden, von bewaffneten Gruppen oder Regierungskräften rekrutiert zu werden. Kinder gelten als „rekrutierungsgefährdet", wenn sie in einem Umkreis von 50 km von mindestens einem tödlichen Konflikt leben, in dem mindestens von einem rekrutierten Kind innerhalb eines Jahres auszugehen ist.

Im Gegensatz zu den Berichten der Vereinten Nationen, die nur verifizierte Fälle von Verbrechen an Kindern in Konflikten dokumentieren, liefert der Bericht von Save the Children eine globale Hochrechnung, wie viele Kinder in einem bewaffneten Konflikt gefährdet sind, von einer Konfliktpartei rekrutiert zu werden.

Quelle: Save the Children vom 30.11.2021

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