Recht
Respekt für Kinder!
Zum Weltkindertag am 20. September fordern UNICEF und das Deutsche Kinderhilfswerk, die Rechte der Kinder bei allen wichtigen Entscheidungen vorrangig zu beachten.
17.09.2010
„Kinder haben in unserer Gesellschaft immer noch nicht den Stellenwert, den sie verdienen und brauchen. Die Würde und die Rechte von Kindern müssen endlich einen gleichberechtigten Platz erhalten. Kinder dürfen nicht nur als Anhängsel von Familien und als Objekte elterlicher Entscheidungen gesehen werden“, sagte Marlene Rupprecht, Vorstandsmitglied des Deutschen Kinderhilfswerkes bei einer gemeinsamen Aktion mit UNICEF im Vorfeld des Weltkindertages am Freitag in Berlin.
„Die wachsende Kluft innerhalb der Kinder und Jugendlichen in Deutschland muss geschlossen werden - zwischen solchen, die gesund, abgesichert und gefördert aufwachsen und solchen, deren Alltag durch Hoffnungslosigkeit, Mangel und Ausschluss geprägt ist“, sagte Ekin Deligöz, Vorstandsmitglied von UNICEF Deutschland. „Wir brauchen bessere Bildungschancen und mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung für benachteiligte Kinder und Jugendliche.“
UNICEF und das Deutsche Kinderhilfswerk fordern unter anderem konkret:
- Bessere Bildungschancen für benachteiligte Kinder
- Einen Nationalen Aktionsplan gegen Kinderarmut
- Bessere Beteiligungsmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen
Unter dem Motto „Respekt für Kinder“ finden zum Weltkindertag 2010 bundesweit viele hundert Aktionen statt. Bei der zentralen Aktion von UNICEF und dem Deutschen Kinderhilfswerk vor dem Brandenburger Tor in Berlin unterstrichen 75 Kinder akrobatisch, lautstark und mit selbst gestalteten Plakaten ihre Forderung nach mehr „Respekt für Kinder“. Dabei erhielten sie zusätzlich prominente Unterstützung durch den Schauspieler und UNICEF-Paten Anatole Taubman und den Botschafter des Deutschen Kinderhilfswerkes Harald Glööckler.
„Die Interessen der Kinder müssen Vorrang haben“, sagte UNICEF- Pate Anatole Taubman. „So steht es in der UN-Kinderrechtskonvention, die auch in Deutschland gelten muss. Doch wenn Anwohner gegen Spiel- oder Bolzplätze klagen, haben Kinder oft das Nachsehen, obwohl sie dringend Platz zum Spielen brauchen. Kinder gehören in die Mitte der Gesellschaft - doch wenn es drauf ankommt, werden ihre Rechte und Bedürfnisse oft an den Rand gedrängt.“
„Es ist ein Skandal, dass Kinder in Deutschland häufiger in Armut leben müssen als Erwachsene“, sagte der Botschafter des Deutschen Kinderhilfswerkes Harald Glööckler. „Wir müssen diesen Kindern den nötigen Respekt entgegen bringen und ihnen die Möglichkeit geben, zuversichtlich in die Zukunft zu blicken. Hier sind Politik und Wirtschaft in der Pflicht, endlich vorzeigbare Ergebnisse zu präsentieren.“
Die Forderungen von UNICEF und dem Deutschen Kinderhilfswerk im Einzelnen:
- Bessere Bildungschancen: Bund, Länder und Kommunen müssen der Benachteiligung vieler Kinder bei der Bildung entgegenwirken und die Förderangebote insbesondere für Kinder aus Migrantenfamilien verbessern. Der Lernerfolg an deutschen Schulen hängt stark vom sozialen Status der Familie ab. Die Aussichten von Kindern aus wohlhabenden Familien ein Gymnasium zu besuchen sind dreimal so hoch wie die Gleichaltriger aus Arbeiterfamilien.
- Kinderarmut in Deutschland endlich ernst nehmen und bekämpfen: Bund, Länder und Kommunen müssen in einer gemeinsamen Kraftanstrengung eine nationale Strategie gegen Kinderarmut entwickeln und umsetzen.
- Kinder ernst nehmen und beteiligen: Bund, Länder und Kommunen müssen auf unterschiedlichen Ebenen für altersgemäße Möglichkeiten der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen sorgen.
- Besonderer Schutz von Flüchtlingskindern: Bund, Länder und Kommunen müssen gewährleisten, dass alle Kinder, unabhängig von ihrem ausländerrechtlichen Status, die gleichen Chancen auf Bildung und medizinische Hilfe haben. Für ca. 40.000 Flüchtlingskinder gilt die Sonderregelung des Asylbewerberleistungsgesetzes. Damit stehen ihnen Leistungen zu, die bis zu 35 Prozent unter dem Regelsatz des Sozialgesetzbuches und damit deutlich unter dem Hartz-IV-Satz liegen.
- Kinder und Jugendliche gehören in die Mitte der Gesellschaft: Staat und Zivilgesellschaft sind aufgerufen, der zunehmenden Verdrängung von Kindern aus Alltagsräumen entgegen zu wirken. Kinder und Jugendliche brauchen für ihr gesundes Aufwachsen Freiräume für Sport, Spiel und Kultur sowie Toleranz für ihre Bedürfnisse.
- Kinderrechte ins Grundgesetz: Als Signal an Staat und Gesellschaft müssen Kinderrechte eindeutig verfassungsrechtlich abgesichert werden.
Quelle: Pressemitteilung des Deutschen Kinderhilfswerkes und Unicef vom 17.09.2010
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