Sozialpolitik

Was bringen Gutscheinsysteme für arme Kinder?

Würden Teilhabegutscheine Kindern aus armen Familien wirklich helfen? In Stuttgart hat man mit dem Modell schon Erfahrung. Die Bilanz ist zwiespältig, wie die ZEIT in einem Artikel verrät.

11.08.2010

Arbeitsministerin Ursula von der Leyen hat vorgeschlagen, Kindern aus Hartz-IV-Familien Zugang zu Bildungs- und Freizeitangeboten über Gutscheine zu ermöglichen. Diese Idee trifft in der politischen Landschaft durchaus nicht nur auf Wohlwollen. Die CSU spricht von einem „kollektiven Misstrauensvotum gegen Langzeitarbeitslose".

Erste Erfahrungen mit einem solchen Gutscheinsystem gibt es bereits in der baden-württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart, wo seit 2000 eine sogenannte Familiencard im Einsatz ist. Diese bekommen alle Familien, deren Haushaltseinkommen 60.000 Euro brutto nicht übersteigt. 63 Prozent aller Kinder und Jugendlichen unter 16 Jahren profitieren von dieser Leistung. Das heißt, niemand muss eine Stigmatisierung fürchten.

Die Familiencard verfügt über ein Guthaben von 60 Euro im Jahr und wird von 240 Stellen akzeptiert, darunter Schwimmbädern, dem Zoo, Musikschulen, Sportvereinen und der Stadtbibliothek.

Darüber hinaus gibt es eine Bonuscard für Hartz-IV-Empfänger, Einkommensschwache und ihre Kinder. Dieser Ausweis verschafft weitere Vergünstigungen bei diversen Einrichtungen, aber auch beispielsweise für Landschulheimaufenthalte, das Schulessen, das mit der Karte nur noch einen Euro kostet, oder den öffentlichen Nahverkehr. Kindertagesstätten und Horte sind für Bonuscard-Inhaber zudem bis auf einen Essensbeitrag kostenfrei.

Die Stuttgarter Erfahrungen zeigen, dass es vor allem die handfesten Angebote sind, die für die ärmeren Familien interessant sind: die gebührenfreie Kinderbetreuung, das billige Mittagessen, der verbilligte Nahverkehr. Sportvereine und Musikschulen werden als Angebote kaum angenommen. Hier reichen verbilligte Angebote wohl nicht aus. Es bedarf auch der elterlichen Kompetenz, entsprechende Angebote aktiv zu ermöglichen und zu begleiten. 

Quelle: Die ZEIT, http://www.zeit.de/politik/deutschland/2010-08/gutscheine-hartz-IV-stuttgart?page=2

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