Sozialpolitik

Vom Landtag in den Kindergarten - Politikerinnen und Politiker machen Rollentausch in sozialen Einrichtungen in Bayern

Bayerns Politiker vom Gemeinderat bis zum Bundestag sollen sich ein direktes und ungeschminktes Bild von der sozialen Wirklichkeit im Freistaat machen. Die Landesarbeitsgemeinschaft der bayerischen Wohlfahrtsverbände bietet vom 23. April bis zum 2. Mai 2010 Politikerinnen und Politikern an, einen Tag lang in einer sozialen Einrichtung mitzuarbeiten.

26.03.2010

Der Vorsitzende der LAGFW, Landes-Caritasdirektor Prälat Karl-Heinz Zerrle sagte, der Rollentausch zahle sich für die Politiker aus: „Sie erleben unmittelbar die Notwendigkeit und den Nutzen sozialer Arbeit und Pflege. Sie müssen ja oft Entscheidungen fällen, die Menschen in Not unmittelbar berühren.“ 

Sozialministerin im Pflegeheim 

Bisher haben rund 200 Einrichtungen vom Kindergarten bis zum Pflegeheim ihre Beteiligung zugesagt. Auch Anmeldungen von Politikern liegen bereits vor. So wird Sozialministerin Christine Haderthauer in einem Pflegeheim der Diakonie in Ingolstadt zu Gast sein. Ebenfalls in Ingolstadt wird der Fraktionsvorsitzende der Landtags-SPD, Markus Rinderspacher in einer Behinderteneinrichtung der Caritas mitarbeiten. Staatssekretär Markus Sackmann wird einen Kindergarten im Landkreis Cham besuchen. Der Kitzinger Oberbürgermeister Siegfried Müller wird mit dem Rettungsdienst des Roten Kreuzes unterwegs sein.  

Landräte, Bürgermeister, Abgeordnete in Gemeinde- und Stadträten, im Landtag und Bundestag werden beim Rollentausch Krankenschwestern bei der häuslichen Pflege begleiten, im Pflegeheim Essen ausgeben, Menschen mit Behinderung im Rollstuhl begleiten, bei „Tafeln“ Essen an Bedürftige verteilen, mit Kindern im Kindergarten spielen, mit psychisch kranken Menschen einen Vormittag in der Tagesstätte verbringen und, so Prälat Zerrle, in unseren Beratungsstellen sich von Hartz-IV-Empfängern schildern lassen, „dass sie gerne arbeiten würden, wenn sie denn einen Arbeitsplatz hätten“.  

Soziale Einrichtungen sind Wirtschaftsmotoren 

Eingeladen sind auch Angestellte von Sozialbehörden und besonders Vertreterinnen und Vertreter aus der Wirtschaft. Ihnen, so Prälat Zerrle, wolle man vermitteln, dass der Sozialbereich auch ein Wirtschaftsbereich mit erheblichen positiven Effekten auf dem Arbeitsmarkt und den Konsumgütermärkten sei. Der Sozialbereich in Bayern ist ein Wirtschaftsfaktor. In Bayern unterhalten die Wohlfahrtsverbände und ihre angeschlossenen Organisationen rund 14.500 Facheinrichtungen und Projekte im gesamten sozialen Bereich. Sie beschäftigen rund 170.000 hauptberufliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Etwa 400.000 Menschen leisten ehrenamtliche soziale Dienste in den Einrichtungen oder Pfarrgemeinden. Prälat Zerrle: „Ein großer Teil des Geldes, das der Staat und die anderen Kostenträger für die soziale Arbeit und Pflege zur Verfügung stellten, fließt als Lohn- und Einkommenssteuern, Mehrwertsteuern und Beiträge über die Sozialversicherungen unmittelbar und sofort wieder in den Wirtschaftskreislauf zurück. Außerdem vergeben die Einrichtungen massenweise Aufträge an Unternehmen aus der Wirtschaft, angefangen vom kleinen Bäckermeister bis hin zu großen Bau- und Möbelfirmen.“  

Die Aktion Rollentausch ist eine Initiative des „Forum Soziales Bayern“, zu dem das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen Akteure des Sozialbereichs regelmäßig einlädt.  

Die LAGFW veröffentlicht auf ihrer Website www.lagfw.de  die Angebote der sozialen Einrichtungen und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Rollentausch.

Quelle: Diakonie Bayern

ik

 

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