Jugendpolitik
Regelsatzerhöhung für Hartz IV völlig unzureichend
Das Deutsche Kinderhilfswerk hält die geplante Regelsatzerhöhung für Kinder im Hartz IV-Bezug für völlig unzureichend und fordert ein Nationales Programm zur Bekämpfung der Kinderarmut.
10.09.2015
"Drei Euro mehr sind ein schlechter Witz. Um die Kinderarmut in Deutschland zu bekämpfen und die Lebenssituation von Kindern und Jugendlichen nachhaltig zu verbessern, brauchen wir umfassende Reformen der Sozialgesetze in Deutschland. Dabei sollten neben den Regelsätzen, Bildungsgerechtigkeit und die Möglichkeiten des gesunden Aufwachsens im Mittelpunkt der Reformen stehen. Soziale Sicherheit und Bildungsgerechtigkeit für Kinder sollten in einer der reichsten Industrienationen der Welt eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Die Zahl der von Armut betroffenen Kinder und Jugendlichen hat sich in den letzten zehn Jahren auf rund 2,8 Millionen mehr als verdoppelt. Hier brauchen wir endlich ein Nationales Programm zur Bekämpfung der Kinderarmut", betont Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes.
Entwicklung eigenständiger Persönlichkeiten und gesundes Aufwachsen für alle Kinder
Kinderarmut wirkt sich in vielen Bereichen des Alltags aus. Ein Nationales Programm zur Bekämpfung der Kinderarmut müsse dementsprechend interdisziplinär an verschiedensten Stellen ansetzen. Das fängt an bei der Beschäftigungspolitik, damit Eltern durch eigene Erwerbstätigkeit sich und ihren Kindern eine ausreichende finanzielle Lebensgrundlage bieten können. Bund, Länder und Kommunen müssen zudem gemeinsam dafür sorgen, dass Einrichtungen für Kinder und Jugendliche so ausgestattet werden, dass sie deren Entwicklung zu eigenständigen Persönlichkeiten adäquat fördern können, so das Deutsche Kinderhilfswerk. Ein gesundes Aufwachsen solle für alle Kinder, unabhängig vom Geldbeutel ihrer Eltern, ebenso eine Selbstverständlichkeit sein.
Staat und Gesellschaft engagieren sich zu wenig
Eine im Januar letzten Jahres vom Deutschen Kinderhilfswerk veröffentlichte repräsentative Umfrage hatte ergeben, dass 72 Prozent der Bundesbürger der Ansicht sind, staatliche und gesellschaftliche Verantwortungsträger würden "eher wenig" oder "sehr wenig" tun, um Kinderarmut wirkungsvoll entgegenzutreten. Dabei kommt eine große, die Parteigrenzen überschreitende Mehrheit zu der Aussage, Staat und Gesellschaft engagierten sich zu wenig gegen Kinderarmut. Zugleich wären 66 Prozent der Befragten bereit, mehr Steuern zu bezahlen, wenn damit das Problem der Kinderarmut in Deutschland wirksam bekämpft würde.
Quelle: Deutsches Kinderhilfswerk vom 10.09.2015
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