Sozialpolitik
"Prinzip Wohlfahrtspflege" immer mehr ausgehöhlt
Das „Prinzip Wohlfahrtspflege“ mit seinem Vorrang freier Träger vor staatlicher Fürsorge gehört zu den Besonderheiten des deutschen Sozialstaates. Wie sehr dieses Prinzip inzwischen ausgehöhlt ist, beleuchtet die neue Ausgabe der Zeitschrift „Caritas in NRW“. Immer häufiger betrachte der Staat die Wohlfahrtsverbände als „ausführende Organe“, beklagt darin der Paderborner Diözesan-Caritasdirektor Josef Lüttig.
29.09.2009
Die Verbände sollten nach diesem Modell die Bürger testen und überprüfen, ob sie tatsächlich bereit sind, eine Erwerbstätigkeit aufzunehmen. Die Freie Wohlfahrtspflege werde in eine Rolle als „Marktbeschicker“ auf dem sozialen Markt gedrängt. „Und hier herrschen bekanntlich Marktgesetze: Verdrängung durch Dumpingangebote, Angebote, deren Haltbarkeitsdatum rasch ablaufen“, schreibt Lüttig. Die Freie Wohlfahrtspflege wolle sich jedoch nicht auf die Rolle eines Ausfallbürgen für einen versagenden Sozialstaat, der sich mehr und mehr aus seiner Verantwortung zurückziehe, beschränken lassen.
Für eine bewusste Distanz der Caritas sowohl zum Staat als auch zur Zivilgesellschaft plädiert in dem Heft auch Thomas Wagner vom Frankfurter Nell-Breuning-Institut. „Politische Anwaltschaft, die sich der biblischen Option für die Armen verdankt, bedarf des öffentlichen kritischen Einspruchs, wo der Staat seinen Aufgaben nicht oder nur ungenügend nachkommt“, fordert Wagner.
Caritas in NRW ist die gemeinsame Zeitschrift der Diözesan-Caritasverbände Aachen, Essen, Köln, Münster und Paderborn mit Sitz in Düsseldorf. Die 52seitige Zeitschrift kann kostenlos angefordert werden bei Caritas in NRW, Lindenstr. 178, 40233 Düsseldorf, Fax: 0211/51606625, oder per E-Mail: <link mail window for sending>vertrieb@caritas-nrw.de.
Quelle: Caritasverband für das Erzbistum Paderborn e.V.
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