Sozialpolitik
Neues Vergaberecht bei Bildungsmaßnahmen gefordert
Die Bundesregierung muss das Vergabeverfahren arbeitsmarktpolitischer Bildungsmaßnahmen grundlegend verändern. Das haben die Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelische Jugendsozialarbeit (BAG EJSA) sowie die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) gefordert.
17.10.2014
Kaum ein Bereich im Bildungswesen unterliege dem Preisdruck des Marktes so stark wie die öffentlich finanzierte Aus- und Weiterbildung. Das bisherige Vergabeverfahren habe zu erheblichen Verlusten der Qualität der Bildungsangebote und der Arbeitsbedingungen der Beschäftigten geführt, begründeten die beiden Organisationen ihren Vorstoß.
"Das ruinöse Ausschreibungsverfahren muss so schnell wie möglich beendet werden", verlangten BAG EJSA und GEW von der Bundesregierung sowie den zuständigen Ministerien Wirtschaft und Arbeit. Ein neues Vergaberecht - auf der Grundlage der im April 2014 verabschiedeten europäischen Vergaberichtlinie - müsse den hohen Qualitätsanforderungen des Bildungsbereichs gerecht werden.
"Prekäre Arbeitsbedingungen, Entlohnung für hochqualifizierte pädagogische Arbeit auf Hartz-IV-Niveau, Wettbewerb, der zu einem schleichenden Qualitätsverfall führt, und ein Überlebenskampf der Träger sind die Folgen politischer Fehlentscheidungen zur Vergabe von Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen. Das muss ein Ende haben", sagte Ansgar Klinger, im GEW-Vorstand für Berufliche Bildung und Weiterbildung verantwortlich.
Doris Beneke, Vorstandsprecherin der BAG EJSA und Sprecherin des Kooperationsverbundes Jugendsozialarbeit fügte hinzu: "Für GEW und BAG EJSA ist es besonders wichtig, dass die Folgen des Vergabeverfahrens nicht auf dem Rücken der Teilnehmenden an den Bildungsmaßnahmen und der Fachkräfte ausgetragen werden. Auch sollte die aktuelle Lage nicht allein der Bundesagentur für Arbeit angelastet werden. Denn das zugrunde liegende Recht passt nicht zur Situation der sozialen Dienstleistungen und muss geändert werden."
BAG EJSA und GEW forderten die entschiedene Wende in der Vergabepraxis im Interesse der Beschäftigten, Lernenden und Träger. Es sei höchste Zeit, dass die Sozialpartner, Träger- und Bundesverbände die Chancen nutzen und mit den Verantwortlichen in Politik und Ministerien zu gemeinsam getragenen Verbesserungen kommen, stellten die beiden Organisationen fest.
Hintergrundinformationen
Dieses Anliegen wird erstmals öffentlich mitgetragen von einem breiten Bündnis aus DGB, ver.di, GEW und Trägerorganisationen sowie BAG Arbeit, Bundesarbeitsgemeinschaft der Berufsbildungswerke (BAG BBW), Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (BAG FW), Bundesverband der Träger beruflicher Bildung – Bildungsverband e.V. (BBB), Evangelischer Fachverband für Arbeit und Soziale Integration e.V. (EFAS) und Kooperationsverbund Jugendsozialarbeit.
Arbeitsmarktdienstleistungen im Bereich der Aus- und Weiterbildung unterscheiden sich von den meisten anderen Gütern und Leistungen, die öffentliche Auftraggeber im Rahmen der Vergabepraxis einkaufen, zum Beispiel Baumaßnahmen. Es handelt sich um personale Dienstleistungen, die durch ein hohes Maß an Heterogenität und Individualität in Verbindung mit persönlichen Interaktionen geprägt sind. Qualitativ hochwertige Aus- und Weiterbildung braucht gute rechtliche Rahmenbedingungen. Dazu gehören neben einer kostendeckenden Finanzierung von Bildungsmaßnahmen auch gesetzlich festzuschreibende Sozialkriterien.
Quelle: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft vom 16.10.2014
Termine zum Thema
-
11.04.2024
„Das bringe ich wieder in Ordnung!“ Die Wiedergutmachung im Kontext der Schule und Jugendhilfe
-
12.04.2024
Fortbildung Smarte Jugendarbeit
-
22.04.2024
Leitungskompetenzen entwickeln und professionalisieren – Know-how für die Lust an Leitung in den Erziehungshilfen
-
06.05.2024
Gespräche mit Kindern und Jugendlichen in Krisensituationen
-
28.05.2024
Neu in der SPFH Ein Weiterbildungsangebot für Fachkräfte der Sozialen Arbeit, Berufs- und Quereinsteiger*innen in der Sozialpädagogischen Familienhilfe (SPFH)
Materialien zum Thema
-
Zeitschrift / Periodikum
Schuldistanz - die Rolle der Jugendsozialarbeit
-
Broschüre
Was Grundschulkinder brauchen
-
Stellungnahme / Diskussionspapier
Jugendsozialarbeit stärken – Ausbildung garantieren! Stellungnahme der BAG ÖRT zur Ausbildungsgarantie im Rahmen des Weiterbildungsgesetzes
-
Expertise / Gutachten
Wie gelingen Weiterbildungen für Kita-Fachkräfte zum Ansatz „Bildung für nachhaltige Entwicklung“?
-
Artikel / Aufsatz
Übergänge gestalten – Junge Menschen mit Migrationserfahrungen zwischen Schulsystem und Arbeitswelt
Projekte zum Thema
-
JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis
GenderONline – Geschlechterbilder und Social Media zum Thema machen
-
Bundesagentur für Arbeit
planet-beruf.de – Meine Zukunft. Meine Ausbildung.
-
Minor – Projektkontor für Bildung und Forschung
Demokratieförderung im Übergangssystem
-
IJAB - Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e.V.
Learning by doing - Qualifizierungsprogramm für Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe zu Internationaler Jugendarbeit
-
KVJS-Landesjugendamt Baden-Württemberg
Jugendarbeit / Jugendsozialarbeit auf kommunaler Ebene in Baden-Württemberg
Institutionen zum Thema
-
Fort-/Weiterbildungsanbieter
Berliner Institut für Soziale Kompetenz & Gewaltprävention e.V.
-
Fort-/Weiterbildungsanbieter
Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen
-
Fort-/Weiterbildungsanbieter
Gesellschaft für Interkulturelles Zusammenleben (gGmbH)
-
Träger der freien Kinder- und Jugendhilfe
Landesarbeitsgemeinschaft Jungenarbeit (LAGJ) Baden-Württemberg e.V.
-
Sonstige
cultures interactive e.V.