Sozialpolitik
Mit Zahlen belegt: Sportverein und Musikschule hängen auch bei jungen Kindern von Einkommen und Bildung der Eltern ab
Gutscheine für den Sportverein oder die Musikschule statt höhere Hartz IV-Sätze? Die Vorschläge der Bundesregierung für eine bessere Förderung von Kindern haben eine heftige Debatte ausgelöst.
10.11.2010
Umstritten ist vor allem, ob Gutscheine, Bonus- oder Chipkarten Kinder aus sozial schwachen Haushalten überhaupt erreichen. Eine jetzt vom DIW Berlin vorgelegte Untersuchung legt Zahlen zu der Nutzung entsprechender Angebote durch junge - noch nicht schulpflichtige - Kinder vor. Demnach nimmt fast jedes zweite Kind im Vorschulalter an Eltern-Kind-Gruppen, sportlichen oder musischen Angeboten außer Haus teil. Das Ausmaß dieser frühkindlichen Aktivitäten hängt jedoch stark vom familiären Umfeld ab: „Insbesondere das Haushaltseinkommen, der Bildungsstand der Mutter und ein Migrationshintergrund spielen eine entscheidende Rolle“, sagt C. Katharina Spieß, Forschungsdirektorin für Bildung am DIW Berlin.
Die auf Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) beruhende Studie zeigt: Angebote wie Kinderturnen, frühkindliche Musikerziehung, Malen oder Eltern-Kind-Gruppen werden bereits ab dem sechsten Lebensmonat der Kinder häufig genutzt. Bei den Kindern unter drei sind es 40 Prozent, die daran teilnehmen.
Für die Debatte über die anstehenden Hartz IV-Reformen wichtig: Insbesondere bei sehr jungen Kindern sind oft das Haushaltseinkommen und andere soziale Faktoren ausschlaggebend, ob sie entsprechende Angebote außer Haus wahrnehmen: So nutzen Vorschulkinder in Hartz IV-Haushalten nur zu 22 Prozent entsprechende Bildungsangebote außer Haus. Mit steigendem Haushaltseinkommen nimmt die Zahl der Nutzer stark zu: von 27 Prozent im untersten Fünftel der Einkommen bis auf 62 Prozent im obersten Fünftel der Einkommen. Der Zusammenhang zwischen sozio-ökonomischem Status und der Teilnahme am Musik- oder Sportkurs ist auch unter anderen Aspekten eindeutig:
- Kinder von Müttern mit Hochschulabschluss nutzen außerhäusige Aktivitäten zu 56 Prozent, Kinder von Müttern ohne Berufsabschluss nur zu 21 Prozent,
- Kinder von Müttern, die mit einem Partner zusammenleben, nutzen außerhäusige Aktivitäten zu 50 Prozent, Kinder von alleinerziehenden Müttern nur zu 35 Prozent,
- Kinder ohne Migrationshintergrund nutzen außerhäusige Aktivitäten zu 55 Prozent, Kinder mit Migrationshintergrund nur zu 32 Prozent.
„Dass bestimmte Kinder bei Sport-, Musik- oder Eltern-Kind-Kursen außer Haus unterrepräsentiert sind, ist aus sozial-, familien und bildungspolitischer Sicht bedenklich,“ sagt DIW-Bildungsökonomin C. Katharina Spieß. „Die Teilnahme an diesen Angeboten kann sich positiv auf die kindliche Entwicklung auswirken und kann Eltern oft eine soziale Teilhabe ermöglichen. Bildungsgutscheine könnten ein wirksames Instrument sein, um mehr Kinder aus bildungsfernen und einkommensschwachen Elternhäusern dafür zu gewinnen.“
Dieser Hyperlink führt zum Artikel "Einkommen und Bildung beeinflussen die Nutzung frühkindlicher Aktivitäten außer Haus." von Nicole Schmiade und C. Katharina Spieß: http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.363489.de/10-45-3.pdf
Quelle: DIW Berlin
Termine zum Thema
-
09.04.2024
Beteiligung von Kindern im Kinderschutz – wie kann das gehen?
-
18.04.2024
Jugendbeteiligung kompetent moderieren und gestalten
-
18.04.2024
Ein Gewinn für Alle – Teilhabe wirkt!
-
25.04.2024
KI in der Kinder- und Jugendarbeit
-
23.05.2024
Neue Anforderungen an politische Bildung in der Kinder- und Jugendarbeit. Erkenntnisse und Perspektiven
Materialien zum Thema
-
Zeitschrift / Periodikum
Außerschulische Bildung 1/2024: Meinungsfreiheit und Protest
-
Bericht / Dokumentation
Zukunftsplan Bildungslandschaft NRW 2023-2027
-
Bericht / Dokumentation
Videos mit Vorträgen zur Thematik "Digitalisierung und Inklusion in der Kinder- und Jugendhilfe"
-
Expertise / Gutachten
JAdigital-Expertise: "Digitale Kommunikation, Beratung und Beziehungsgestaltung im Kontext der Kinder- und Jugendhilfe"
-
Expertise / Gutachten
Neue Publikation im Rahmen des Projekts "JAdigital": Expertise zum Thema "Digitalisierung und Teilhabe: Chancen und Risiken in der Kinder- und Jugendhilfe"
Projekte zum Thema
-
Hoschule für Soziale Arbeit – Fachhochschule Nordwestschweiz
Hausbesuche im Kindes- und Erwachsenenschutz in der Schweiz
-
Deutsches Jugendinstitut | Gesellschaft für innovative Sozialforschung und Sozialplanung | Internationale Gesellschaft für erzieherische Hilfen | Universität Hildesheim, Institut für Sozial- und Organisationspädagogik
CLS | Soziale Teilhabe im Lebensverlauf junger Erwachsener – Eine Langzeitstudie
-
labconcepts GmbH
Generationen im Gespräch
-
Philipps-Universität Marburg
Corona-Befragung für Familien
-
Diakonie Wuppertal – Soziale Teilhabe gGmbH
„Do it! - Transfer Bund“
Institutionen zum Thema
-
Sonstige
Gesundheit Berlin-Brandenburg e. V.
-
Stiftung / Fördereinrichtung
IMPULS Deutschland Stiftung e.V.
-
Sonstige
Netzwerk Chancen NC gUG (haftungsbeschränkt)
-
Fort-/Weiterbildungsanbieter
Bundesarbeitsgemeinschaft für Bildung und Erziehung in der Kindheit e. V. c/o Hochschule Koblenz
-
Sonstige
Verstärker – Netzwerk aktivierende Bildungsarbeit