Sozialpolitik

Jeder fünfte Sachsen-Anhalter ist arm - Wohlfahrtsverband fordert Politik zum Handeln auf

Der Paritätische Wohlfahrtsverband - Landesverband Sachsen-Anhalt e.V. befürchtet, dass die zu erwartenden Kürzungen in der Landesregierung zu Lasten der Beratungs- und Hilfsangebote im Land gehen und damit die Prävention sowie Kinder-, Senioren- und Behindertenbetreuung in ihrer Qualität abnehmen oder gar ganz gestrichen werden.

14.09.2009

Mit 353 Organisationen, Einrichtungen und Vereinen ist der PARITÄTISCHE der größte Wohlfahrtsverband in Sachsen-Anhalt und stabiler Arbeitgeber. 27000 Mitarbeiter und Freiwillige leisten täglich Hilfe oder betreuen Menschen mit Behinderungen, Senioren, Kranke. Damit sichert er eine verlässliche und flächendeckende Infrastruktur. Doch wird dies auch künftig noch möglich sein?

Die zu erwartenden Kürzungen in der Landesregierung lassen die Befürchtung zu, dass Beratungs- und Hilfsangebote, Prävention, Kinder-, Senioren- und Behindertenbetreuung in ihrer Qualität abnehmen oder gar ganz gestrichen werden. „Das können wir nicht ungefragt hinnehmen. Die Kürzungen sind willkürlich und ohne Strategie“, erklärt Dr. Gabriele Girke, Landesgeschäftsführerin des PARITÄTISCHEN. Und gerade in Sachsen-Anhalt leben mehr Menschen, die auf Hilfen angewiesen als in vergleichbaren Bundesländern. Das beweist der Anfang 2009 erschiene Armutsatlas, der auf Daten der statistischen Landesämter beruht. Danach lebt in Sachsen-Anhalt jeder Fünfte unterhalb der Armutsgrenze. Mit 21,5 Prozent ist das zweihöchste Armutsquote in Deutschland - nach Mecklenburg-Vorpommern. Eine Verschärfung der Situation schließt der Verband nicht aus. Immer mehr Menschen können von ihrem Verdienst nicht leben. Das heißt: Sie sind auf finanzielle Hilfe vom Staat angewiesen, obwohl sie arbeiten gehen!

Armut hat viele Gesichter: Manche können sich den Weg zum Arzt nicht leisten, nicht alle Menschen bekommen die gleichen Bildungschancen. Wer schon in Armut aufwächst, hat oft auch Probleme beim Lernen in der Schule. Deshalb spricht sich der Verband für beharrliche Lösungen aus. „Jedes Kind sollte den Anspruch auf eine Ganztagsbetreuung in der Kitas haben. „Außerdem setzen wir uns für qualitative Verbesserung frühkindlicher Bildung ein“ erklärt Girke.

Gerade für Sachsen-Anhalt ist die Schaffung eines „Integrationsarbeitsmarkt“ notwendig, der Langzeitarbeitslosen dauerhaft eine öffentlich geförderte Beschäftigung sichert. „Sachsen-Anhalt ist von Armut und demografischem Wandel besonders betroffen. Gerade im Hinblick auf deren Auswirkungen, sollte das Land genau hinschauen, wo der Rotstift angesetzt wird“, appelliert Gabriele Girke an den Landtag. 

Der PARITÄTISCHE will sich in den nächsten Jahren verstärkt dafür einsetzen, Menschen für soziale Berufe zu gewinnen. Gerade im Pflege, Betreuungs- und Erziehungsbereich sind qualifizierte Mitarbeiter heute schon Mangelware. Ein Grund: Die Vergütung hierzulande liegt immer noch 30 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt. „Wir wollen, dass junge Leute in sozialen Berufen Fuß fassen, gut dafür bezahlt werden und das Land nicht verlassen“, so Girke.

Quelle: Paritätischer Wohlfahrtsverband - Landesverband Sachsen-Anhalt e.V.

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