Sozialpolitik

„Gemeinsam gegen Armut“ – Regionalveranstaltung in Niedersachsen

Das Niedersächsische Sozialministerium und der Landkreis Gifhorn bündelten mit einer gemeinsamen Regionalveranstaltung ihre Anstrengungen gegen Armut. Schwerpunkte lagen dabei auf der Intensivierung von Austausch und Abstimmung zwischen Akteuren, der Vorstellung von regionalen und landesweiten Projekten gegen Kinderarmut und für mehr Chancengleichheit sowie dem aktuellen HSBN-Bericht.

11.09.2017

Mit einer gemeinsamen Veranstaltung wollen das Niedersächsische Sozialministerium und der Landkreis Gifhorn ihre Anstrengungen im Kampf gegen Armut bündeln. Sozialministerin Cornelia Rundt: „Nur wenn wir gemeinsam handeln und unsere Aktivitäten aufeinander abstimmen, können das Land und die Kommunen wirksam gegen Armut vorgehen." Besonders die Kinderarmut läge ihr dabei am Herzen, so die Ministerin, denn jedes fünfte Kind in Niedersachsen sei von Armut bedroht. Doch das fehlende Geld sei nur ein Teil des Problems, unterstrich Ministerin Rundt: „Betroffene Kinder weisen häufig einen schlechteren Gesundheitszustand auf und haben weniger Chancen in unserem Bildungssystem. Es ist mir wichtig, ein Problembewusstsein für dieses brisante Thema zu schaffen und auf einer breiten gesellschaftlichen Basis für gemeinsame Aktionen und Projekte gegen Armut und soziale Ausgrenzung zu werben.“

Austausch und Abstimmung zwischen Akteuren intensivieren

„Die Regionalveranstaltung bietet eine hervorragende Gelegenheit, den Organisationen und Initiativen im Einsatz für benachteiligte Kinder und deren Familien ein Forum für ihre vielfältigen Aktivitäten zu geben“, sagte Landrat Dr. Andreas Ebel. „Aufgrund der Vorstellung der verschiedenen Projekte sowie durch die fachlichen Vorträge und Diskussionen werden die im Landkreis Gifhorn bereits eingeleiteten Bemühungen, sich zukünftig unter den einzelnen Akteuren noch besser auszutauschen und abzustimmen, weiter intensiviert. Dies hat zum Ziel, identifizierte Angebotslücken schnell und bedarfsgerecht zu schließen und somit noch stärker zur Linderung der Folgen von Kinderarmut beizutragen“, so der Landrat.

Regionale und landesweite Projekte gegen Kinderarmut und für mehr Chancengleichheit

Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Politik, Verwaltung, Verbänden und anderen gesellschaftlichen Gruppen sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger haben sich über aktuelle Forschungsergebnisse zur Kinderarmut und zu Präventionsmöglichkeiten informiert und ausgetauscht. Auf dem Markt der Möglichkeiten und in den Foren der Veranstaltung präsentierten sich regionale und landesweite Projekte, die sich erfolgreich gegen Kinderarmut und für mehr Chancengleichheit engagieren.

Beispielhaft zu nennen sind der Gifhorner Kinderfonds „Kleine Kinder immer satt“ mit dem Ziel, dass sich alle Kinder und Jugendliche in Gifhorn wohlfühlen und möglichst chancengleich aufwachsen sowie die Volksbank BraWo Stiftung / United Kids Foundation, die sich in den Bereichen Bildungs- und Begabtenförderung, gesunde Ernährung, Armutsbekämpfung und Gewaltprävention einsetzt. Daneben stellte unter anderem der Deutsche Kinderschutzbund die Initiative „Mittendrin 1.1 - jung und aktiv in Niedersachsen“ vor. Ziel der Initiative ist es, benachteiligte Mädchen und Jungen zu fördern und zu ermutigen ihr Lebensumfeld aktiv zu gestalten. „Mittendrin“ zielt besonders auf die Förderung von sozialen, emotionalen und sprachlichen Kompetenzen der betroffenen Kinder und Jugendlichen ab. Erlebte positive Erfahrungen und die Stärkung eigener Fähigkeiten sind wesentlich, um Benachteiligung entgegen zu wirken. Land Niedersachsen fördert die landesweite Initiative mit insgesamt 800.000 Euro für weitere zwei Jahre.

Aktuelle Forschungsergebnisse des HSBN-Berichts

Thema war auch die aktuelle „Handlungsorientierte Sozialberichtserstattung Niedersachsen“ (HSBN). Der Bericht wird jährlich vom Sozialministerium und dem Landesamt für Statistik herausgegeben. Er liefert eine umfassende Datengrundlage und Analyse zur sozialen Lange im Land sowie den Regionen und bietet Planungsgrundlagen für die Sozialplanung und Armutsbekämpfung vor Ort. In Workshops wurden Erfahrungen und Erkenntnisse bei der Bekämpfung von Kinderarmut mit Blick auf die Arbeit in den Kommunen, der freien Wohlfahrtspflege und des Ehrenamts diskutiert. Ziel war es, gute Beispiele zu veranschaulichen und im Dialog weitere Handlungsansätze zu entwickeln.

Passgenaue Maßnahmen und Projekte zur Armutsbekämpfung

Sozialministerin Rundt: „Armut hat viele Gesichter und vielfältige Ursachen. Wir entwickeln daher passgenaue Maßnahmen und Projekte, um die Betroffenen zu erreichen. Es freut mich, dass es schon viele gute Initiativen und sehr viel Engagement im Land gibt, um Armut zu bekämpfen. Darauf müssen wir weiter aufbauen.“

Die Regionalveranstaltung ist Teil einer Veranstaltungsreihe rund um das Thema Sozialberichtserstattung und Armutsbekämpfung. Sie dient dem Zweck, eine landesweite Vernetzung aufzubauen sowie „Best-Practice-Beispiele“ in der Armutsbekämpfung bekannt zu machen, weiterzuentwickeln und diesen eine Plattform zu geben.

Meilensteine für mehr Chancengleichheit und Teilhabe

Ziel der Landesregierung ist es, mehr Chancengerechtigkeit und Teilhabe im Land zu ermöglichen und gegen Armut, insbesondere Kinderarmut einzustehen. Neben einer Vielzahl an Projekten, frühen Hilfen, Förderprogrammen und Veranstaltungen hat das Land eine konzertierte Aktion gestartet, um Armut zu bekämpfen. Als Meilensteine hierfür sind beispielhaft folgende Programme und Initiativen zu nennen:

  • Das Programm zur Bekämpfung von Langzeitarbeitslosigkeit: Gemeinsam mit dem Wirtschaftsministerium fördert das Sozialministerium 1000 Plätze öffentlicher Beschäftigung. Dadurch können Langzeitarbeitslose wieder Arbeitserfahrungen sammeln und langfristig in den Arbeitsmarkt integriert werden. Begleitend hierzu werden umfassende Coachingprogramme zur Arbeitsintegration angeboten. Hierbei werden auch Familienmitglieder bei gesundheitlichen oder psychosozialen Problemen unterstützt, um eine soziale Integration der gesamten Familie zu fördern und Armutsgefährdung zu verhindern. In den nächsten zwei Jahren stellt das Land hierfür insgesamt 20 Millionen Euro zur Verfügung.
  • Verbesserung der Einkommenssituation von Erwerbstätigen: Die Landesregierung hat die Bundesratsinitiative zur Einführung des gesetzlichen Mindestlohns mit initiiert, wodurch sich die Einkommenssituation der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer verbessert hat. Daneben hat sich das Land gegen die Ausweitung von Minijobs und für das Entgelttransparenzgesetz zum Abbau von Lohnungleichheit ausgesprochen.
  • Finanzielle Absicherung von Kindern und Jugendlichen: Das Sozialministerium hat sich durch entsprechende Initiativen erfolgreich für eine Erhöhung des Kindergelds, Kinderzuschlags, des Wohngelds und die Ausweitung des Unterhaltsvorschusses eingesetzt. Diese Erhöhungen können nur als ein erster Schritt bei der Bekämpfung von Kinderarmut betrachtet werden. Unter Federführung des Niedersächsischen Sozialministeriums wurde daher eine Bund- Länder - Arbeitsgruppe eingesetzt, die die Möglichkeiten wirksamerer Leistungssysteme für Kinder wie z.B. das System einer „Kindergrundsicherung" untersucht. Ziel ist es, dass zukünftig jedem Kind unabhängig vom Einkommen der Eltern ein auskömmlicher Betrag zur Verfügung gestellt wird, der ihm ein gesichertes und gleichberechtigtes Leben ermöglicht.
  • Bezahlbarer Wohnraum: Die Höhe der Mieten belastet zunehmend die Haushalte, insbesondere die von armutsgefährdeten Personen. Um für Haushalte mit kleinem oder mittlerem Einkommen Entlastung zu schaffen, wurden die Mittel für den sozialen Wohnungsbau deutlich erhöht. Bis 2019 werden in Niedersachsen 800 Millionen Euro für den Bau von sozialgebundenem Wohnraum zur Verfügung gestellt. Zudem haben sich die Ausgaben für die von Niedersachsen unterstützte Erhöhung des Wohngeldes um mehr als 50 Prozent auf 115 Millionen Euro gesteigert. Dies trägt entscheidend dazu bei, Menschen mit niedrigem Einkommen direkt zu helfen und gutes Wohnen zu ermöglichen.

Die <link http: www.ms.niedersachsen.de themen soziales handlungsorientierte_sozialberichterstattung handlungsorientierte-sozialberichterstattung-niedersachsen-19243.html external-link-new-window auf der website des niedersächsischen>aktuellen sowie frühere HSBN-Berichte finden Sie auf der Webseite des niedersächsischen Miniterium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung.

Quelle: Niedersächsischen Miniterium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung vom 30.08.2017

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