Sozialpolitik

Drohende Kürzungen: Wohlfahrtsverband fordert Mitspracherecht und will Image für soziale Berufe verbessern

Die zu erwartenden Kürzungen in der Landesregierung Sachsen-Anhalt lassen aus Sicht des Paritätischen die Befürchtung zu, dass Beratungs- und Hilfsangebote, Prävention, Kinder-, Senioren- und Behindertenbetreuung in ihrer Qualität abnehmen oder gar ganz gestrichen werden. „Das können wir nicht ungefragt hinnehmen. Die Kürzungen sind willkürlich und ohne Strategie“, erklärt Vorsitzende des Paritätischen.

15.09.2009

Mit 353 Organisationen, Einrichtungen und Vereinen ist der PARITÄTISCHE der größte Wohlfahrtsverband in Sachsen-Anhalt und stabiler Arbeitgeber. 27000 Mitarbeiter und Freiwillige leisten täglich Hilfe oder betreuen Menschen mit Behinderungen, Senioren, Kranke. Damit sichert er eine verlässliche und flächendeckende Infrastruktur. Doch wird dies auch künftig noch möglich sein?

Die zu erwartenden Kürzungen in der Landesregierung lassen die Befürchtung zu, dass Beratungs- und Hilfsangebote, Prävention, Kinder-, Senioren- und Behindertenbetreuung in ihrer Qualität abnehmen oder gar ganz gestrichen werden. „Das können wir nicht ungefragt hinnehmen. Die Kürzungen sind willkürlich und ohne Strategie“, erklärt Dr. Eberhard Jüttner, Vorsitzender des PARITÄTISCHEN. „Wir fordern ganz klar ein Mitspracherecht. Wir sollten gemeinsam mit dem Sozialministerium die Bedarfe und Möglichkeiten ausloten und dann festlegen“, so Jüttner weiter. „Schließlich sind wir mit fast 15000 Mitarbeitern ein großer Arbeitgeber in Sachsen-Anhalt und damit eine nicht zu unterschätzende wirtschaftliche Kraft!“

Gerade in Sachsen-Anhalt leben mehr Menschen, die auf Hilfen angewiesen als in vergleichbaren Bundesländern. Das beweist der Anfang 2009 erschiene Armutsatlas, der auf Daten der statistischen Landesämter beruht. Danach lebt in Sachsen-Anhalt jeder Fünfte unterhalb der Armutsgrenze. Als arm gilt, wer weniger als 764 Euro brutto monatlich verdient. Mit 21,5 Prozent hat Sachsen-Anhalt die zweihöchste Armutsquote in Deutschland - nach Mecklenburg-Vorpommern. Eine Verschärfung der Situation schließt der Verband nicht aus. Immer mehr Menschen können von ihrem Verdienst nicht leben. Das heißt: Sie sind auf finanzielle Hilfe vom Staat angewiesen, obwohl sie arbeiten gehen!

„Sachsen-Anhalt ist von Armut und demografischem Wandel besonders betroffen. Gerade im Hinblick auf deren Auswirkungen, sollte das Land genau hinschauen, wo der Rotstift angesetzt wird“, appelliert Eberhard Jüttner an den Landtag. Für Sachsen-Anhalt wäre die Schaffung eines „Integrationsarbeitsmarktes“ notwendig, der Langzeitarbeitslosen dauerhaft eine öffentlich geförderte Beschäftigung sichert. 

Die Mitgliedsverbände und -organisationen sprachen sich zudem dafür aus, in den nächsten Jahren mehr Menschen für soziale Berufe zu begeistern. Gerade im Pflege, Betreuungs- und Erziehungsbereich sind qualifizierte Mitarbeiter heute schon Mangelware. Ein Grund: Die Vergütung hierzulande liegt immer noch 30 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt. Das Gehalt eines Altenpflegers liegt in den alten Bundesländern um rund 500 Euro monatlich höher. „Wir wollen, dass junge Leute in sozialen Berufen Fuß fassen, gut dafür bezahlt werden und das Land nicht verlassen“, so Jüttner. Auch das Image der sozialen Berufe muss verbessert werden. Ein Mechaniker oder Informatiker genießt höheres gesellschaftliches Ansehen als eine Erzieherin oder Pflegekraft. „Das müssen und werden wir ändern“, sagte Eberhard Jüttner.

Quelle: Paritätischer Wohlfahrtsverband - Landesverband Sachsen-Anhalt e.V.

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