Sozialpolitik

Bayerischer Sozialbericht 2010: Wohlfahrtsverbände fordern, Benachteiligte nicht aus dem Blick zu verlieren

Der Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in Bayern (LAGFW), Landes- Caritasdirektor Prälat Karl-Heinz Zerrle sagte, der Bericht des Bayerischen Sozialministeriums „Soziale Lage in Bayern 2010“ zeige, dass Bayern kein Armenhaus sei und es im Vergleich zu anderen Bundesländern nach wie vor besser dastehe. Allerdings gebe es auch in Bayern soziale Lücken und Probleme, die die Staatsregierung schnellstens angehen müsse.

25.06.2010

Prälat Karl-Heinz Zerrle warnte die Staatsregierung davor, „unter dem Dogma eines ausgeglichenen Haushalts Sparmaßnahmen im Sozialbereich zu ergreifen. Dem werden sich die Wohlfahrtsverbände widersetzen.“ Zerrle sagte, in den letzten beiden Jahren hätte sich nach den täglichen Erfahrungen der Wohlfahrtsverbände die Armutsentwicklung als Folge der Wirtschafts-und Finanzkrise in Bayern verstärkt. Diese Entwicklung werde allerdings im Sozialbericht noch nicht ausreichend abgebildet, es sei „ein Bericht zur Lage vor der Krise.“ Besorgniserregend seien aber auch Trends, die sich schon in den Vorjahren abzeichneten, wie ein erhöhtes Armutsrisiko bei älteren Menschen, Alleinerziehenden, Langzeitarbeitslosen und Menschen mit Migrationshintergrund. Dramatisch sei auch die steigende Armutsrisikoquote bei Paaren mit Kindern. „In dieser Hinsicht wirkt es geradezu armutsfördernd, dass die Bundesregierung bei Hartz-IV-Empfängern das Elterngeld und die Rentenbeiträge streichen will“, sagte Zerrle . Eine Ursache für die Armutsentwicklung sei die Zunahme des Niedriglohnbereichs auch in Bayern. Im Bildungsbereich macht den Wohlfahrtsverbänden die nach wie vor mit fünf Prozent zu hohe Zahl der Schüler ohne Schulabschluss Sorge. „Man weiß doch in den Schulen, wer Probleme hat. Man muss jedem Einzelnen nachgehen. Dazu muss zum Beispiel die Schulsozialarbeit noch schneller ausgebaut werden“, sagte Zerrle. Bayern könne stolz sein auf das gute seiner Schüler bei den jüngsten Leistungstests, aber nun müsse man sich um die kümmern, die den Anschluss völlig zu verlieren drohten. Dass vier Prozent der Schüler mit Migrationshintergrund nicht in eine Ausbildung vermittelt werden könnten, sei durch verstärkte Maßnahmen ebenfalls schnell anzugehen. Insgesamt zeige der Sozialbericht, dass der „Dreiklang“ der Staatsregierung „Familie, Bildung, Innovation“ ergänzt werden müsse durch die Hilfe auch für andere Gruppen von Menschen, wie wohnungslose, suchtkranke und behinderte Menschen. Die Wohlfahrtsverbände würden den Sozialbericht ausführlich analysieren und ihre Forderungen und Vorschläge der Staatsregierung unterbreiten.

Quelle: Landes-Caritasverband Bayern

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