Jugendpolitik

Zehn Jahre nach dem UN-Kindergipfel in New York: Deutsches Kinderhilfswerk zieht enttäuschende Bilanz

Zehn Jahre nach dem UN-Kindergipfel in New York (08.05. – 10.05.2002) zieht das Deutsche Kinderhilfswerk mit Blick auf die Kinderrechte in Deutschland eine enttäuschende Bilanz.

07.05.2012

„Wir müssen leider feststellen, dass sich trotz zahlreicher Versprechungen nur sehr wenig in Richtung eines kinderfreundlichen Deutschlands getan hat. Insbesondere auf den Handlungsfeldern Chancengerechtigkeit durch Bildung, Beteiligung von Kindern und Jugendlichen sowie Entwicklung eines angemessenen Lebensstandards für alle Kinder sind bis heute kaum messbare Fortschritte erkennbar. An vielen Stellen sind sogar gegenläufige Tendenzen zu verzeichnen. So ist beispielsweise in den letzten zehn Jahren die Kinderarmut in Deutschland dramatisch gestiegen“, betont der Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes, Thomas Krüger.

„Zu den in New York festgelegten Zielen gehörte es auch, die Vorrangstellung des Kindeswohls als Leitziel allen staatlichen und privaten Handelns zu etablieren. Davon sind wir in Deutschland noch immer meilenweit entfernt. Wir haben es vielmehr mit einer rückläufigen Infrastruktur in der Kinder- und Jugendarbeit, mit sinkenden Qualitäten von öffentlichen Spielräumen und einer teils dramatisch schlechten Situation von Flüchtlingskindern in Deutschland zu tun. Und auch bezüglich einer Chancengerechtigkeit in der Bildung ist noch kein Silberstreif am Horizont zu erkennen. Noch immer entscheiden vielfach der soziale Status der Eltern und die Herkunft über die Bildungschancen von Kindern. Bei der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen stehen wir in Deutschland trotz zahlreicher guter Beispiele in einzelnen Bundesländern vor einem Flickenteppich, der nicht den Ansprüchen der UN-Kinderrechtskonvention genügt“, so Krüger weiter.

Nach Ansicht des Deutschen Kinderhilfswerkes muss Deutschland endlich seinen kinderrechtlichen Verpflichtungen nachkommen. Der Nationale Aktionsplan für ein kindergerechtes Deutschland 2005 – 2010 hatte in dieser Hinsicht an einigen Stellen gute Arbeit geleistet. Leider wurde der Aktionsplan von der jetzigen Bundesregierung nach dessen Auslaufen nicht verlängert. Hier ist insbesondere die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Kristina Schröder gefordert, sich für eine Neuauflage des Aktionsplans einzusetzen. Mit einem solchen Aktionsplan sollten sich Bund, Länder und Kommunen verpflichten, mehr als bisher Kinder in den Mittelpunkt ihrer Politik zu stellen.

An der Sondergeneralversammlung „A world fit for children“, der Nachfolgekonferenz des Weltkindergipfels von 1990, nahmen über 180 Regierungsdelegationen, 70 Staats- und Regierungschefs und erstmals in der Geschichte der Vereinten Nationen offiziell auch ca. 360 Kinder und Jugendliche teil. Ziel der Konferenz war eine weltweite Bilanz der Lebenssituation von Kindern und Jugendlichen. Im Abschlussdokument „A world fit for children“ wurden Ziele und Strategien für das nächste Jahrzehnt festgelegt.

Redaktion: Uwe Kamp

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