Jugendpolitik

UNICEF: Zugang zu Bildung auch in Krisenregionen ermöglichen

Im Vorfeld des G20-Gipels in Hamburg warnt UNICEF davor, dass weiterhin Millionen Kinder keinen Zugang zu Bildung haben und macht auf große Finanzierungslücken aufmerksam. Ihr Risiko einer Kinderehe, von Kinderarbeit oder als Kindersoldat zwangsrekrutiert zu werden steigt erheblich. Der Wunsch nach Bildung für ihre Kinder ist auch ein Hauptgrund für viele Familien nach Europa zu flüchten.

07.07.2017

Laut einer aktuellen UNICEF-Analyse können mehr als 25 Millionen Kinder im Alter von sechs bis 15 Jahren in Konfliktregionen in insgesamt 22 Ländern nicht zur Schule gehen. UNICEF benötigt dieses Jahr 932 Millionen US-Dollar, um insgesamt 9,2 Millionen Kinder in humanitären Krisen Zugang zu Bildung zu verschaffen – davon erhielt UNICEF bisher jedoch erst 115 Millionen US-Dollar durch freiwillige Zuwendungen.

Kinder in Konfliktregionen

„Ohne Zugang zu Bildung wachsen Kinder ohne das Wissen und die Fähigkeiten auf, die sie so dringend bräuchten, um einen Beitrag zu leisten für den Frieden und die Entwicklung ihrer Heimatländer. Dies verschlechtert die Situation für Millionen von Kindern”, sagte die neue und mit 19 Jahren jüngste UNICEF-Botschafterin Muzoon Almellehan heute in Hamburg, wo sie UNICEF im Rahmen des G20-Gipfels vertritt. „Besonders gefährdet sind die Millionen von Kinder, die in Konfliktregionen aufwachsen: Wenn sie nicht zur Schule gehen, sind sie einem weitaus höheren Risiko ausgesetzt, früh verheiratet, Opfer von Kinderarbeit oder durch bewaffnete Gruppen zwangsrekrutiert zu werden.“

Das Streben nach besseren Bildungsmöglichkeiten ist auch ein entscheidender Grund für Familien und ihre Kinder, ihre Heimat zu verlassen. Dabei riskieren sie oft ihr Leben. Eine Umfrage unter geflüchteten und migrierten Kindern in Italien hat ergeben, dass 38 Prozent von ihnen nach Europa gekommen sind, um hier Zugang zu Bildungsangeboten zu erhalten. Im Rahmen einer ähnlichen Umfrage in Griechenland, sagte ein Drittel der befragten Eltern, dass der Wunsch nach Bildung für ihre Kinder der Hauptgrund für sie gewesen sei, ihr Heimatland zu verlassen und sich auf den Weg nach Europa zu machen.

Stärkerer politischer und finanzieller Einsatz 

„Die Entscheidungen der G20 haben große Auswirkungen auf die über zwei Milliarden Kinder und Jugendlichen auf der Welt“, sagte Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland. „Wenn die Not der jungen Generationen ignoriert wird, kann es keine friedliche Entwicklung geben. Deshalb ruft UNICEF zu einem stärkeren politische und finanzielle Einsatz auf, um insbesondere Kindern in und aus Krisenländern Zugang zu Bildung zu ermöglichen.“

Zum Schutz von geflüchteten und migrierten Kindern hat UNICEF einen Sechs-Punkte-Plan vorgelegt. Dieser umfasst folgende Maßnahmen:

  1. Kinder auf der Flucht müssen vor Ausbeutung und Gewalt geschützt werden.
  2. Die Inhaftierung von geflüchteten oder migrierten Kindern muss aufhören.
  3. Die Einheit der Familie muss gewahrt bleiben und jedes Kind braucht einen legalen Aufenthaltsstatus.
  4. Alle geflüchteten und migrierten Kinder müssen Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung haben.
  5. Die Ursachen für die Flucht von Kindern und Jugendlichen aus ihrer Heimat müssen bekämpft werden.
  6. Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung müssen bekämpft werden.

Fakten zur Bildung in Krisenregionen

  • Mehr als 25 Millionen Kinder zwischen sechs und 15 Jahre können in Konfliktregionen in insgesamt 22 Ländern nicht zur Schule gehen. Das entspricht 22 Prozent der Kinder in dieser Altersgruppe.
  • Weltweit wachsen fast 50 Millionen Kinder fernab ihrer Heimat auf. Mehr als die Hälfte von ihnen – rund 28 Millionen – sind aufgrund von Konflikten auf der Flucht und Millionen weitere Kinder migrieren, in der Hoffnung auf eine bessere, sichere Zukunft.
  • Im Vergleich zu anderen Kindern ist die Wahrscheinlichkeit, von Bildung ausgeschlossen zu sein, bei geflüchteten Kindern fünfmal so groß.
  • Die Hälfte aller geflüchteten Kinder weltweit hat nicht die Möglichkeit, ihre Schulausbildung aufzunehmen oder fortzusetzen
  • Im Jahr 2016 wurden nur 3,6 Prozent der weltweiten humanitären Hilfe in Bildung investiert. 8,5 Milliarden US-Dollar würden jährlich benötigt, um diese Finanzierungslücke zu schließen. Verfügbare Finanzierungen sind jedoch oftmals nur kurzfristig und ihr Einsatz nicht im Voraus planbar. Hierdurch wird ein großer Anteil der Kinder von Bildungsmöglichkeiten ausgegrenzt.
  • Auf dem ersten Weltgipfel für humanitäre Hilfe im Mai 2016 hat UNICEF gemeinsam mit Partnern den Fonds „Education Cannot Wait“ ins Leben gerufen, um in den nächsten fünf Jahren die Finanzierungslücke so weit zu schließen, dass 13,6 Millionen Kinder zur Schule gehen können. Bis zum Jahr 2030 sollen hierdurch 75 Millionen Kinder erreicht werden.
  • Im Jahr 2016 konnte UNICEF durch den Einsatz in humanitären Notsituationen insgesamt für 11,7 Millionen Kinder den Zugang zu Bildung ermöglichen. 

Quelle: UNICEF vom 07.07.2017

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