Jugendpolitik

terre des hommes zum Koalitionsvertrag: Große Worte, kleine Schritte

terre des hommes kritisiert in seiner Stellungnahme, dass der am 27.11.2013 verabschiedete Koalitionsvertrag den entwicklungspolitischen und menschenrechtlichen Herausforderungen kaum gerecht werde. Angesprochen werden Kinderrechte, der Schutz minderjähriger Flüchtlinge und das Rekrutierungsalter der Bundeswehr.

29.11.2013

"Der Koalitionsvertrag lässt nicht erkennen, dass die neue Regierung das Ministerium für Entwicklungszusammenarbeit zur Schaltstelle für die globalen Herausforderungen nachhaltiger Entwicklung machen will", erklärte Danuta Sacher, Vorstandsvorsitzende von terre des hommes. "Damit wird die neue Regierung ihrem eigenen Verständnis von Entwicklungspolitik als globaler Strukturpolitik nicht gerecht."

Positiv zu bewerten sei, dass Nachhaltigkeit Maßstab und Zielrichtung des Regierungshandelns sein soll. Die vor der Wahl von der CDU angekündigte Absicht, den Interessen zukünftiger Generationen mehr Gewicht zu geben, hätte die Regierung einlösen können, indem sie nationale und kommunale Ombudsstellen für die Interessen zukünftiger Generationen schafft. Davon sei im Koalitionsvertrag allerdings nicht die Rede.
 
"Und auch die in Aussicht gestellten zusätzlichen Mittel für die Entwicklungspolitik in Höhe von zwei Milliarden Euro für die gesamten nächsten vier Jahre sind ein zu kurzer Schritt in die richtige Richtung. Um das von der Regierung bestätigte Ziel zu erfüllen, 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens für Entwicklungszusammenarbeit aufzubringen, wäre mindestens eine weitere Milliarde pro Jahr erforderlich", so Danuta Sacher.
 
Neben den internationalen entwicklungspolitischen Verpflichtungen analysiert terre des hommes die im Wahlkampf getroffenen Aussagen zur Sicherung und Stärkung der Kinderrechte. Es sei bedauerlich, dass die Kinderrechte nicht im Grundgesetz verankern werden. Zu begrüßen sei, dass bei Gesetzesvorhaben zukünftig sichergestellt sein soll, dass sie im Einklang mit den Kinderrechten stehen. Die geplante Anhebung der Verfahrensmündigkeit von Flüchtlingskindern auf 18 Jahre sei ein überfälliger Schritt, damit unbegleitete jugendliche Flüchtlinge in die Obhut des Jugendamtes aufgenommen werden und das Kindeswohl bei allen weiteren Schritten im Vordergrund steht. Die neue Regierung sei aufgefordert, die Verfahrensmündigkeit in den ersten 100 Tagen umzusetzen. terre des hommes kritisiert scharf, dass die Koalition an der EU-weiten Abschottungspolitik gegenüber Flüchtlingen und den Dublin-Abkommen festhalten will.
 
Das Wahlversprechen der SPD, sich wie von den Vereinten Nationen gefordert für eine Anhebung des Rekrutierungsalters der Bundeswehr auf 18 Jahre einzusetzen, finde sich im Koalitionsvertrag nicht. Stattdessen solle die Bundeswehr an möglichst vielen Schulen Zugang bekommen, um für den Militärdienst und für Auslandseinsätze zu werben. Statt mit zweistelligen Millionenbeträgen aus Steuergeldern Bundeswehr-Werbekampagnen bei Kindern und Jugendlichen zu finanzieren, solle die Bundesregierung die Friedensbildung an Schulen systematisch fördern.

Quelle: terre des hommes vom 28.11.2013

Redaktion: Astrid Bache

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