Jugendpolitik

Protest, Frust, Existenznot – Bäuerliche Familien blicken ungewisser Zukunft entgegen

Auf den Straßen der Niederlande, Frankreichs und Deutschlands herrscht Unruhe. Diesmal sind es allerdings nicht Schüler/-innen, die ihrem Frust Luft machen, sondern Landwirte und Landwirtinnen, die sich um ihre Existenz sorgen. Die Katholische Landjugendbewegung Deutschlands (KLJB) beobachtet mit Sorge, dass weitere bäuerliche Familienbetriebe vor dem Aus stehen.

18.10.2019

„Die Bundesregierung hat in diesem Jahr viele Veränderungen angekündigt, die zahlreiche Betriebe vor große Herausforderungen stellen werden“, erläutert KLJB-Bundesvorsitzende Sarah Schulte-Döinghaus. „Dass die Landwirtschaft vor großen Umbrüchen steht, ist nicht neu. Viele Landwirt*innen wollen den Wandel selbst mitgestalten und den Anforderungen an Tierhaltung, Ackerbau oder Grünlandnutzung gerecht werden, stehen wirtschaftlich aber mit dem Rücken zur Wand.“

Die Gemeinsame Agrarpolitik soll bäuerliche Familien stärker unterstützen

Die nationale Gesetzgebung sei dabei aus Sicht der KLJB nur eine Seite der Medaille: Um gleichwertige und gute Lebens- und Arbeitsbedingungen für Landwirt*innen in ganz Europa zu schaffen, müsse auch die Gemeinsame Agrarpolitik der EU eine regionale, klein- und mittelstrukturierte Agrarlandschaft unterstützen. Mit Blick auf die Handelspolitik der EU, die weiterhin stark auf den Abschluss neuer Freihandelsabkommen ausgerichtet sei, sieht die KLJB die Gefahr der gegenseitigen Anerkennung niedrigerer Standards, wodurch insbesondere in der Lebensmittelproduktion eine deutlich größere Konkurrenz von Produkten auf dem Markt zu erwarten sei. Dieser verschärfte Wettbewerb werde auf dem Rücken der Bäuer*innen ausgetragen. Mit dem Wegfall gewachsener regionaler Wirtschaftskreisläufe und daran gekoppelter Arbeitsplätze, einem Verlust von Perspektiven der Landbevölkerung und einer Zunahme der Landflucht müsse in der Folge gerechnet werden. „Als demokratisch und partizipativ organisierter Jugendverband setzen wir uns für unsere Schöpfung ein, achten Menschenrechte, haben Generationengerechtigkeit im Blick und handeln nach ökologischen, fairen, saisonalen sowie regionalen Kriterien. Dies muss sich auch in der europäischen Handelspolitik widerspiegeln, damit bäuerliche Familien nicht zusätzlich belastet werden“, so Sarah Schulte-Döinghaus weiter.

„Die Proteste zeigen die Not der Bäuer*innen. Deshalb ist der Dialog zwischen Landwirt*innen, Politik*innen und Verbraucher*innen von großer Bedeutung. Nur so erreichen wir ein gegenseitiges Verständnis und können negative Entwicklungen, wie das sogenannte „Bauern-Bashing“ verhindern“, ergänzt Sarah Schulte-Döinghaus. Die KLJB setzt sich deshalb für ein stärkeres Verantwortungsbewusstsein bei Produzent*innen, verarbeitenden Betrieben, dem Einzelhandel sowie bei Verbraucher*innen ein und möchte die Rolle der Landwirtschaft in der Gesellschaft noch stärker hervorheben. „Dazu gehören für uns eine faire Entlohnung und in der Konsequenz höhere Lebensmittelpreise sowie ein verantwortungsvoller Umgang aller Beteiligten mit den eingesetzten Ressourcen wie Boden, Luft, Wasser, Tiere und Pflanzen sowie den arbeitenden Menschen“, macht Sarah Schulte-Döinghaus abschließend deutlich.

Über die KLJB

Die KLJB (Katholische Landjugendbewegung Deutschlands) ist ein Jugendverband mit bundesweit 70.000 Mitgliedern. Sie vertritt die Interessen Jugendlicher in ländlichen Räumen und engagiert sich für eine aktive und lebendige Kirche. Als engagierte Christinnen und Christen gestalten Jugendliche in der KLJB mit an der Zukunft der Gesellschaft und setzen sich für eine gerechte und zukunftsfähige Welt ein. Im Rahmen der MIJARC (Mouvement International de la Jeunesse Agricole et Rurale Catholique) setzt sich die KLJB auch weltweit für Solidarität und eine nachhaltige ländliche Entwicklung ein.

Quelle: Katholische Landjugendbewegung Deutschlands (KLJB) e.V.

Redaktion: Kerstin Boller

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