Kinder- und Jugendarbeit

KJR LSA: Erste Jugendclubs und Jugendhäuser in Halle müssen schließen

„So oft, wie in den letzten Tagen, habe ich mir lange nicht mehr gewünscht, aus einem bösen Traum aufzuwachen,“ kommentiert Nicole Stelzer, Geschäftsführerin des Kinder- und Jugendring Sachsen-Anhalt die aktuellen Entwicklungen in Halle. Vor wenigen Tagen hatten die ersten Jugendclubs und Jugendhäuser die Schließung ihrer Einrichtungen und die sofortige Kündigung des Personals angekündigt, am 7.11. wurde dies dann zur Realität.

09.11.2011

„Hier wird innerhalb von Tagen kaputt gemacht, was über Jahre gewachsen ist.“ Der Kinder- und Jugendring Sachsen-Anhalt e.V. (KJR LSA) bewundere, wie besonnen die Mitarbeiter und Vorstände derzeit versuchten, mit der Situation umzugehen. „Mir wäre schon längst der Kragen geplatzt,“ gibt Stelzer zu. 

Besonders brisant ist laut KJR LSA die aktuelle Lage für die Kinder und Jugendlichen in Halle. Sie würden in den nächsten Tagen vor vielen verschlossenen Türen stehen. "Wer mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet hat, der weiß, wie wichtig es ist, dass diese feste Ansprechpartner haben“, berichtet Stelzer. „Diese Gesprächspartner sind von heute auf morgen weg.“ Dazu komme, dass Kinder- und Jugendclubs insbesondere im Herbst und Winter für Kinder und Jugendliche wichtige Treffpunkte sind. „Um sich im Park oder an der Straßenbahnhaltestelle zu treffen, ist es inzwischen einfach zu kalt“.

Mit ihrem Vorgehen schade die Stadt Halle zudem im besonderen Maße sich selbst. „Wir vermitteln Kindern und Jugendlichen, dass es wichtig, richtig und möglich ist, sich in die Gesellschaft einzubringen,“ erläutert Stelzer. Kinder und Jugendliche könnten sich mit ihren Ideen in den Jugendclubs beteiligen, zum Beispiel auch an Projekten wie der U18-Wahl. Jetzt müssten die Fachkräfte in den Jugendclubs erklären, warum Gelder nicht da seien, Projekte nicht stattfänden und Häuser komplett geschlossen würden. „Wenn Kinder und Jugendliche solche Situation erleben, dann verändert dass ihr Blick auf die Politik und auf die Erwachsenen,“ erklärt Stelzer. „Und diese Veränderungen sind nicht gerade positiv“.

Verwundert ist der KJR LSA zudem über die Auslegung des Kinder- und Jugendhilfegesetzes durch die Stadt Halle. „Es ist korrekt, dass die Stadt Halle ein gewissen Ermessenspielraum hat, was die Höhe und die Art und Weise der Förderung der Kinder- und Jugendarbeit angeht,“ erläutert Stelzer. Dass bedeute aber nicht, dass man im laufenden Jahr einfach mal eben mit einem Fingerstreich die ursprünglich vorgesehenen Summe um zwanzig Prozent kürzen könne. Der KJR LSA setzt sich zudem zusammen mit dem Deutschen Bundesjugendring für eine Konkretisierung des Kinder- und Jugendhilfegesetzes ein. „Es kann nicht sein, dass Kinder und Jugendliche darunter leiden, dass Kinder- und Jugendarbeit überall fälschlicher Weise als freiwillige Leistung angesehen wird,“ erläutert Stelzer diese Initiative. „Kinder und Jugendliche haben mehr verdient, als Politik nach Kassenlage!“

Quelle: Kinder- und Jugendring Sachsen-Anhalt e. V.

Redaktion: Astrid Bache

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