Jugendpolitik

„Jugendliche sind Würdenträger“

Als einen Skandal bewertet die Katholische Kirche die Situation von Armut betroffener, junger Menschen.

19.03.2010

Düsseldorf, 19. März.  „Es ist für uns nicht hinnehmbar und auszuhalten, dass so viele Jugendliche in Deutschland in Armut leben“, so Bischof Dr. Franz-Josef am Freitag zur Bilanz des vierten bundesweiten „Josefstages“. Während die Gesellschaft Kinderarmut schon als Problem erkannt habe, sei sie in Sachen Jugendarmut fast blind. Bischof Bode ruft Politik und Gesellschaft dazu auf, Jugendarmut stärker zu bekämpfen. Beim heutigen bundesweiten Aktionstag besuchten kirchliche Würdenträger mehr als 60 Einrichtungen der katholischen Jugendsozialarbeit und machten damit auf die Situation junger Menschen aufmerksam. 

In Deutschland leben mehr als 1 Million Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren unterhalb der Armutsgrenze; mit 25 Prozent sind sie die Altersgruppe mit der höchsten Armutsquote. Derzeit rufe nur das Thema Kinderarmut Betroffenheit in Gesellschaft und Politik hervor, so Bode, und das völlig zu Recht. "Aber was, wenn die Armut älter wird, wenn aus dem erbarmungswürdigen Fünfjährigen ein enttäuschter, resignierter und vielleicht auch zorniger Fünfzehnjähriger geworden ist?" Dann habe der Sozialgedanke in der öffentlichen Diskussion meist ausgedient, und der Ruf nach Ordnungspolitik werde lauter. Jedoch gebühre gerade Jugendlichen, die vielleicht in sozial schwachen Familien aufgewachsen seien, Respekt und Unterstützung. Bode macht deutlich, dass es der Kirche dabei immer um den ganzen Menschen gehe. „Jugendliche dürfen nicht nur als zukünftige künftige Arbeitskräfte gesehen, sondern müssen ganzheitlich gefördert werden.“ Andreas Lorenz ergänzt für die drei Träger des Josefstages: „Die Jugendlichen in unseren Einrichtungen sind nicht überflüssig. Im Gegenteil: Sie sind für uns ganz wichtige Würdenträger. Das muss die Gesellschaft auch so sehen.“

„Die Kirche muss sich für junge Menschen - egal ob Christen oder nicht - einsetzen und zu ihrem Engagement in den Einrichtungen der Jugendsozialarbeit stehen“, erläutert Bischof Bode, der lange Jahre die Jugendkommission der Deutschen Bischofskonferenz leitete. Die katholische Kirche ermöglicht in ihren über 300 Einrichtungen der Jungendsozialarbeit jährlich rund 30.000 Jugendlichen einen Einstieg in Ausbildung oder Berufsleben. Mit dem Motto „Jugendarmut - Jugendmut“ hat der Josefstag ein starkes Zeichen gegen Jugendarmut gesetzt.

In mehr als 60 Einrichtungen waren Bischöfe, Verantwortungsträger und Jugendliche gemeinsam aktiv. In Augsburg nutzte etwa Bischof Dr. Walter Mixa die Gelegenheit, nach Wünschen der Jugendlichen zu fragen: „Mal auf eigenen Beinen stehen, das Leben selbst in die Hand nehmen“, bekam er zur Antwort. Die Jugendlichen im Essener Franz-Sales-Haus stellten ihr Projekt „Jugendarmut, das tut nicht not“ vor, das Förderband Siegen baut mit Prominenten eine Karriereleiter, in Köln verbindet die Christliche Arbeiter Jugend eine alternative, soziale Stadtführung mit dem Verkauf von „Arbeits-Losen“.

Der Heilige Josef ist Schutzpatron der Arbeiter und Jugendlichen. Seinen Gedenktag begeht die Kirche am 19. März. Der Josefstag fand zum vierten Mal statt und ist eine Aktion des „arbeit für alle“ e.V., einer Initiative des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz (afj) und der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS). 

Herausgeber: Bund der Deutschen Katholischen Jugend

 

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