Kinderschutzbund
Investitionsvorrang für Kinder und Jugendliche nach der Pandemie gefordert
Der Deutsche Kinderschutzbund ist nicht bereit, eine „Generation Corona“ in Kauf zu nehmen. Deshalb fordert er eine gemeinsame Kraftanstrengung und einen Investitionsvorrang, um insbesondere benachteiligte Kinder zu unterstützen.
24.03.2021
Am 16. März 2020 beschloss die Bundesregierung gemeinsam mit den Ministerpräsident(inn)en der Länder weitreichende Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Das erste Mal in der Geschichte der Bundesrepublik wurde das öffentliche Leben fast vollständig heruntergefahren. Schulen und Kindergärten wurden geschlossen. Anlässlich dieses Jahrestages erklärt Kinderschutzbund-Präsident Heinz Hilgers:
„Studien belegen, dass die Akzeptanz für die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie bei Jugendlichen hoch ist, auch wenn sie ihnen besonders viel abverlangen. Dennoch sind sie besorgt: Jugendliche plagen Zukunftsängste und Einsamkeit. Mehr als Zweidrittel fühlen sich von der Politik nicht wahrgenommen. Kinder- und Jugendpsychiater warnen außerdem vor steigenden psychischen Belastungen bei Kindern und Jugendlichen.“
Insbesondere die Gruppe der Kinder, die in armen oder belasteten Familien leben, drohen, im Dunkeln zu verschwinden. Heinz Hilgers warnt deshalb:
„Kinder aus Flüchtlingsfamilien fallen bei geschlossenen Kitas im Spracherwerb zurück, Kinder aus armen Familien im Hartz-IV-Bezug brauchen Kita-Förderung oftmals besonders, dürfen nach Schließungen aber erst als letzte in die Kita zurückkehren. Fernunterricht für Kinder mit Lernbehinderungen ist nicht zu leisten. Kinder in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe haben seit einem Jahr nur sehr eingeschränkten Kontakt zu ihren leiblichen Eltern. All diese Kinder werden im Moment nicht gesehen.“
Hilgers fügt außerdem hinzu, dass angesichts der Zahlen zu Inobhutnahmen im Jahr 2020 ein großes Dunkelfeld von Gewalt, die Kindern im Lockdown-Jahr angetan wurde, zu befürchten sei.“
Forderungen zum Investitionsvorrang
Um insbesondere benachteiligte Kinder zu unterstützen, fordert der Kinderschutzbund:
- Sommerschulen und Samstagsunterricht für alle Kinder, die Lernstoff nachzuholen haben.
- Einen Ausbildungspakt der Bundesregierung und der Arbeitgeberverbände, um jedem Jugendlichen nach diesem besonderen Jahr einen Ausbildungsplatz zu garantieren.
- Ein Corona-Ferienprogramm der Bundesregierung, um nachzuholen, was im letzten Jahr versäumt wurde: Schwimmkurse, Trainingslager, Sprachlernkurse, Musikunterricht und andere Angebote
- Ein Bekenntnis von Bund, Ländern und Kommunen zu den Strukturen der Kinder- und Jugendhilfe. Nach der Corona-Krise sollen Freizeit- und Unterstützungsangebote ausgebaut werden. Sie dürfen, so der Kinderschutzbund, keinesfalls dem – sicher aufkommenden – Spardruck zum Opfer fallen.
Kinderschutzbund Präsident Heinz Hilgers sei nicht bereit, eine „Generation Corona“ in Kauf zu nehmen. Mit einer gemeinsamen Kraftanstrengung ließe sich das verhindern: „Ich rufe deshalb sowohl Politik, Wirtschaft als auch Zivilgesellschaft auf, Investitionen in Kinder und Jugendliche Vorrang einzuräumen.“
Quelle: Deutscher Kinderschutzbund Bundesverband e. V. vom 12.03.2021
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