Jugendpolitik

Ergebnisse der Studie "Raum für Kinderspiel!" veröffentlicht

Welchen Einfluss hat das Wohnumfeld auf Spiel und Alltag von Kindern? Dies untersucht eine Studie der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg und des Freiburger Instituts für angewandte Sozialwissenschaft (FIFAS), die mit dem Deutschen Kinderhilfswerk und fünf Städten Baden-Württembergs durchgeführt wurde.

19.03.2015

Fazit: Die Rechte der UN-Kinderrechtskonvention auf Spiel (Art. 31) sind bisher nicht ausreichend für alle Kinder gewährleistet und bedürfen einer weiteren Umsetzung.

  • Welchen Einfluss hat die Gestaltung des Wohnumfeldes auf die Spielmöglichkeiten und auf den Alltag von Kindern?
  • Wie können Stadtgebiete im Hinblick auf ihre Wohnumfeldqualitäten für Kinder beschrieben und bewertet werden?
  • Welche Handlungsmöglichkeiten ergeben sich für die kommunale Kinderpolitik und die Stadtplanung?

Diesen Fragen ging eine gemeinsam durchgeführte Studie der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg, des Freiburger Instituts für angewandte Sozialwissenschaft (FIFAS) und des Deutschen Kinderhilfswerks nach. In fünf baden-württembergischen Städten wurden für die Studie "Raum für Kinderspiel!" Eltern von über 5.000 Kindern im Alter von fünf bis neun Jahren befragt, rund 2.000 Wohnumfelder mit Hilfe standardisierter Beobachtung unter die Lupe genommen und über 100 Kinder als Expertinnen und Experten in eigener Sache unterwegs in ihren Wohngebieten begleitet.

Die Ergebnisse der Studie sind deutlich: Die im Rahmen der UN-Kinderrechtskonvention formulierten Rechte auf Spiel (Art. 31) und auf Beteiligung (Art. 12) sind bisher nicht ausreichend für alle Kinder gewährleistet und bedürfen eine weiteren Umsetzung vor Ort. Die Studienergebnisse geben jedoch nicht nur Hinweise auf Defizite, sondern auch Anregungen für eine zielgerichtete und attraktive Ausgestaltung des öffentlichen Raums für Kinder.

Die wesentlichen Ergebnisse der Studie

  • Die Zeit, die 5-9-jährige Kinder mit freiem Spielen im Umfeld ihrer Wohnung verbringen können, hängt vor allem von dessen Beschaffenheit, also von der Aktionsraumqualität ab. Ist die Aktionsraumqualität sehr schlecht, können rund drei Viertel der Kinder überhaupt nicht draußen spielen und über 80% müssen beim draußen Spielen beaufsichtigt werden.
  • Die den Eltern zur Verfügung stehenden Ressourcen (Schulbildung, Migrationshintergrund, Erwerbsstatus, Alleinerziehendenstatus) haben – über einen Selektionseffekt – Einfluss darauf, in welchem Wohnumfeld Kinder aufwachsen. Familien mit einer günstigen Ressourcensituation leben sehr viel häufiger in einem für Kinder günstigen Wohnumfeld.
  • Ob Kinder eine organisierte Nachmittagsbetreuung benötigen, hängt vor allem von der Familiensituation, unter anderem der Erwerbstätigkeit ab. In den allermeisten Familien arbeitet ein Elternteil Vollzeit und der andere Teilzeit oder gar nicht. Unter dieser Konstellation sinkt der Betreuungsbedarf mit steigender Aktionsraumqualität deutlich von 50% auf 31%.
  • Die Nutzung elektronischer Medien hängt vom Bildungsniveau der Eltern und vom Wohnumfeld ab. Eine intensive Mediennutzung von mehr als 2 Std./Tag ist vor allem bei Kindern von Eltern mit niedrigem Bildungsabschluss und bei ungünstigem Wohnumfeld zu konstatieren.
  • Kinder wünschen sich vor allem sicherere Wege durch ihr Wohngebiet, vor allem eine Reduzierung der Gefahren durch Verkehr (insbesondere in den Innenstädten). Sie wollen saubere Spielorte, mehr altersgemäße Herausforderungen auf den Spielflächen, mehr Einfluss auf die Gestaltung der Spielflächen und mehr Gestaltbarkeit insgesamt.
  • Zusammenfassend lässt sich beobachten, dass ein ungünstiges Wohnumfeld zu einer deutlichen Verzögerung in der mit dem Alter der Kinder zunehmenden normalen Entwicklung hin zu einer „autonomen“ Kindheit führt – dem Bedürfnis nach Selbständigkeit und neuen Erfahrungen.

Ansprechpartner

Institut für Angewandte Forschung: Prof. Dr. Peter Höfflin
Telefon: 07141 9745-213

Quelle: Evangelische Hochschule Ludwigsburg vom 19.03.2015

Redaktion: Kerstin Boller

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