Jugendpolitik

Eine Stimme für politische Partizipation von Jugendlichen

Das Fachkräfteportal der Kinder- und Jugendhilfe hat mit Moritz Kirchner, einem jungen Parteimitglied, darüber gesprochen, welche Erfahrungen als Mitglied einer politischen Partei von Bedeutung sind und warum gerade als junger Mensch politische Partizipation sinnvoll und wichtig ist.

11.02.2014

Moritz Kirchner ist Diplom-Psychologe, Politikberater und Doktorand der Politikwissenschaften. Er trat selbst im Alter von 19 Jahren einer politischen Partei bei und ist dort bis heute aktiv. Er blickt auf die eigenen Erfahrungen zurück und erklärt warum er denkt, dass sich eine frühe Mitgliedschaft und Teilhabe an parteiinternen Prozessen lohnt.

Ist politische Partizipation unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen weit verbreitet?

Politische Parteien gelten, vielleicht mit der zwischenzeitlichen Ausnahme der Piraten, unter jungen Menschen als besonders uncool. Menschen, die wie ich in Wahlkämpfen und dazwischen am Infostand stehen, beobachten mit Sorge, dass insbesondere junge Menschen einen großen Bogen um Parteien, aber damit letztlich auch die Demokratie machen. Dies ist jedoch ein besorgniserregender Zustand, denn: Demokratinnen und Demokraten werden nicht geboren. Und gerade die deutsche Historie zeigt, dass die Demokratie überzeugter Demokratinnen und Demokraten bedarf. Und natürlich besteht demokratische Teilhabe nicht nur aus Parteien, sondern auch aus Initiativen, Netzwerken, Nichtregierungsorganisationen etc. Allerdings bilden politische Parteien schon so etwas wie den Prototyp politischer Teilhabe.

Woran könnte die fehlende Begeisterung liegen?

Die Art und Weise, wie Politik derzeit betrieben wird, vor allem aber die Sprache, in der sie kommuniziert, sind wirklich nur bedingt jugendkompatibel. Und es werden auch nicht selten politische Entscheidungen getroffen, die den Interessen junger Menschen diametral widersprechen, z.b. die Streichung freiwilliger kommunaler Leistungen wie Jugendklubs. Trotzdem: Die Aufgabe der Jugend war es schon immer, sich einzumischen. Die Gesellschaft zu verändern.

Was aber hat ein junger Mensch davon, sich in politischen Parteien zu engagieren?

Auf den ersten, oberflächlichen Blick kostet dies nur Zeit und Mitgliedsbeiträge. Auf den zweiten Blick aber wird es deutlich interessanter. Man lernt die unterschiedlichsten Menschen kennen. Und für gewöhnlich sind diese Menschen dann in einer Partei auch alle gleichberechtigt. Trotz der teils unterschiedlichen Auffassungen dieser Parteimitglieder gelingt es für gewöhnlich, eine gemeinsame Position, eine politische Aktion hinzubekommen. Folglich zeigt sich: Konflikte können gelöst, sie können durch Kommunikation und Kooperation hin zu gemeinsamem Handeln aufgelöst werden.

Worin sehen Sie konkret den Wert von politischer Partizipation für die Jugendlichen?

Die innerhalb der Parteien stattfindenden Diskussionen und damit letztlich das Nachdenken über die Gestaltung der Gesellschaft hat natürlich viele Lerneffekte und ist eben somit politische Bildung. Viel wichtiger aber: Als junger Mensch in einer politischen Partei lernt man, für bestimmte Positionen einzustehen. Sie zu erklären, sie auch argumentativ zu verteidigen. Und wie bei allem im Leben wird man mit zunehmender Übung besser. Und damit entwickelt sich auch: Selbstvertrauen. Jede und jeder kann für sich immer wieder ausloten: wie weit versuche ich mich durchzusetzen, wie weit gebe ich nach? In genau diesem Sinne sind Parteien auch Schulen sozialer Kompetenz.

Hat eine Mitgliedschaft in einer politischen Partei dann überhaupt noch Nachteile?

Natürlich haben politische Parteien auch ihre Schattenseiten, und es wäre unaufrichtig, nicht auch darüber zu sprechen. Die besondere Volte ist jedoch: Gerade die Schattenseiten von Parteien sind Schulen für das Leben, da sie wie in einem Brennglas unschöne Dinge bündeln, welche sowohl dem Menschen als auch der Gesellschaft insgesamt innewohnen. Und gerade als junger Mensch kann man sich beruhigt zurücklehnen: Die Erwachsenen kochen zwischenmenschlich auch nur mit Wasser.

In Bezug auf die Schattenseiten politischer Parteien sprechen Sie von Parteien als Schulen für das Leben. Wie meinen Sie das?

Politik gibt es nicht nur in der Politik, oder in Parteien, sondern in der gesamten Gesellschaft. Insbesondere in allen gesellschaftlichen Institutionen. Ob Behörden, Vereine oder Unternehmen: In allen wird Politik gemacht: Personalpolitik, Kommunikationspolitik etc. Und auch hier gibt es Spielchen, Intrigen etc. Die Rationalität, welche angeblich immer in der freien Wirtschaft oder in Organisationen herrscht, ist ein Mythos. Für all diese Prozesse, in denen Interessen, Koalitionen, Netzwerke, aber letztlich auch Macht eine Rolle spielen, hat sich in der Organisationspsychologie der Begriff „Mikropolitik“ eingebürgert. Und nun kommt das aus meiner Sicht entscheidende: Junge Menschen, welche durch die manchmal harte Schule der Parteipolitik gingen, sind auf genau diese Mikropolitik bestens vorbereitet. Sie verstehen die Prozesse, sie durchschauen die Argumentationsmuster, sie können die Konflikte lösen, zumindest präzise analysieren, und sie können souveräner agieren.

Schlussendlich: Parteien sind Gesellschaften im Kleinen. Die Gesellschaft im Großen aber kommt, zumindest bisher, ohne Parteien nicht aus. Parteien brauchen den Druck und den Idealismus der Jugend, um sich zu verändern. Und junge Menschen sollten überlegen, ob die Mitgliedschaft in einer politischen Partei nicht doch etwas für sie ist.

Weitere Informationen zu <link http: www.dielinke-potsdam.de partei kreisvorstand moritz_kirchner>Moritz Kirchner.

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