Jugendpolitik

Deutsches Kinderhilfswerk und UNICEF Deutschland starten bundesweite Initiative „Kinderfreundliche Kommunen“

Ausgewählte Städte und Gemeinden in Deutschland können erstmals das Siegel „Kinderfreundliche Kommune“ beantragen. Auf der heutigen bundesweiten Auftaktveranstaltung des Vorhabens in Berlin wurden dazu die erforderlichen Standards und Bausteine vorgestellt.

31.01.2013

Mit dem Siegel unterstützen das Deutsche Kinderhilfswerk und UNICEF Deutschland das Engagement zur Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention auf lokaler Ebene. Der dazu gegründete Verein „Kinderfreundliche Kommunen e.V.“ wird das Siegel an Städte und Gemeinden vergeben, die unter der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen einen Aktionsplan für die lokale Umsetzung von Kinderrechten verabschiedet haben. Das Siegel „Kinderfreundliche Kommune“ bietet den Kommunen die Möglichkeit, die Rechte von Kindern und damit den besonderen Schutz, die Förderung und die Beteiligung von jungen Menschen zu stärken. Die Pilotphase ist auf vier Jahre begrenzt, in dieser Zeit nehmen sieben Kommunen teil. Das Konzept der Initiative setzt folgende Schwerpunkte: die breite Beteiligung von Kindern und Jugendlichen, ein international erprobtes und vergleichbares Verfahren anhand klarer Kriterien sowie die Nachhaltigkeit durch eine langfristig angelegte Prozessbegleitung. Bisher haben Hanau, Regensburg, Senftenberg, Weil am Rhein und Wolfsburg die entsprechenden Vereinbarungen unterzeichnet, weitere teilnehmende Städte sind voraussichtlich Halle (Saale) und Köln.

„In den Kommunen werden Kinderrechte konkret. Wir freuen uns, dass sich zunächst sieben Kommunen aus verschiedenen Regionen Deutschlands zur Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention auf lokaler Ebene verpflichtet haben. Sie haben damit die Chance, mit dem Siegel ‚Kinderfreundliche Kommune‘ ausgezeichnet zu werden und sind Vorreiter bei der Verwirklichung der Kinderrechte“, betont Anne Lütkes, Vorstandsvorsitzende des Vereins „Kinderfreundliche Kommunen e.V.“

Das Siegelverfahren erfolgt auf der Grundlage internationaler Standards. Bereits seit 1996 setzt sich die Child Friendly Cities Initiative dafür ein, dass Kommunen kinderfreundlicher gestaltet werden. Dazu hat das UNICEF Innocenti Research Centre in Florenz Standards und Instrumente entwickelt, die ein partizipatives kommunales Management unterstützen. Die Grundlage bilden neun Bausteine: die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen, die kinderfreundliche Rahmengebung, der übergreifende Aktionsplan, die Interessenvertretung für Kinder, der Vorrang des Kindeswohls, ein ausgewiesener Kinder- und Jugendetat, der regelmäßige Bericht der Kommune, die Information über Kinderrechte und die Unterstützung von Kinderrechtsorganisationen. Zu diesen neun Bausteinen müssen sich die Kommunen bekennen.

Der Prozess beginnt mit einer Standortbestimmung anhand eines Fragebogens. Die Entwicklung und Auswertung der Indikatoren wurde gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Workshops mit Kindern und Jugendlichen ermitteln ihre Wünsche und Vorschläge, die in einen Aktionsplan einfließen. Darin sind die Ziele, Zeitpläne und Verantwortlichkeiten festgehalten. Der Aktionsplan wird vom Stadtrat beschlossen. Aus dem Aktionsplan wird eine Zielvereinbarung entwickelt, die zwischen der Verwaltung und dem Verein abgeschlossen wird und zur Vergabe des Siegels führt. In dem Vorhaben wird also kein Ergebnis zertifiziert, sondern ein Prozess. Dieser wird vom Verein begleitet und von einer Sachverständigenkommission aus Experten unterstützt und nach zwei und vier Jahren evaluiert.

Das Siegel wird für vier Jahre vergeben und kann danach durch einen neuen Aktionsplan verlängert werden. Der Vorteil für eine Kommune besteht darin, dass sie an einem international erprobten Verfahren teilnimmt. In Abgrenzung zu ähnlichen Verfahren verfolgt diese neue Initiative einen kinderrechtlichen Ansatz, der die Meinung von Kindern und Jugendlichen explizit mit einbezieht. Die Kommunen werden in der lokalen und nationalen Öffentlichkeitsarbeit unterstützt und können das Siegel für das Stadtmarketing nutzen. Die Teilnahme am Verfahren bietet die Möglichkeit der Vernetzung und des Erfahrungsaustausches.

Redaktion: Uwe Kamp

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