Jugendpolitik

Deutsches Kinderhilfswerk: Betreuungsgeld abschaffen, Kita-Qualität steigern

Das Deutsche Kinderhilfswerk spricht sich dafür aus, das Betreuungsgeld zugunsten einer umfassenden Qualitätsoffensive in deutschen Kitas abzuschaffen.

31.07.2014

Aus Sicht des Deutschen Kinderhilfswerkes zeigen aktuelle Studien wie beispielsweise der TU Dortmund und des Deutschen Jugendinstituts, dass das Betreuungsgeld zentrale Zielstellungen der Bildungs- und Sozialpolitik konterkariert und die soziale Schere zwischen Arm und Reich verstärkt. Statt des Betreuungsgeldes brauchen wir ein Investitionsprogramm in Höhe von mindestens 50 Milliarden Euro für die nächsten zehn Jahre im Bereich der frühkindlichen Bildung.  

„Das Betreuungsgeld untergräbt viele familien- und kinderpolitische Ziele gleichzeitig. Es setzt besonders für finanziell benachteiligte Familien falsche Anreize und hält gerade Kinder aus bildungsfernen Familien von der Kinderbetreuung fern. Unsere Befürchtungen, dass es durch das Betreuungsgeld zu einer sozial ungleichen Inanspruchnahme von frühkindlicher Bildung kommt und damit die Bemühungen zur Steigerung der Chancengerechtigkeit in Deutschland erschwert werden, sehen wir leider bestätigt“, erklärt Thomas Krüger, Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes.

Das Deutsche Kindeshilfswerk fordert eine umfassende Qualitäts-Offensive in deutschen Kitas. Denn das frühkindliche Bildungssystem in Deutschland zeichnet sich immer noch vor allem durch extreme Unterschiede in Qualität und Verfügbarkeit von Kindertagesbetreuung in einzelnen Bundesländern und Gemeinden aus. Die frühkindlichen Bildungschancen von Kindern hängen stark davon ab, wo sie zufällig wohnen. Aus Sicht des Deutschen Kinderhilfswerkes brauchen wir in Deutschland gut ausgestattete Kitas, in vielen Einrichtungen einen besseren Betreuungsschlüssel und eine weitere Professionalisierung der Fachkräfte. Zudem muss im Bereich der Kindertagespflege durch umfangreiche Zertifizierungskurse die Qualifikation gesichert werden.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung hat unlängst festgestellt, dass zu wenig Kitapersonal die Kinder krank macht. Hier gilt es durch quantitative Mindeststandards bei den Fachkräften entgegen zu wirken. Außerdem ist eine fortlaufende Professionalisierung und Weiterbildung der Fachkräfte dringend geboten. Das Personal braucht neben pädagogischen Kernkompetenzen auch Diagnosefähigkeiten, um sowohl Defizite als auch Fähigkeiten von Kindern zu erkennen.

Das Deutsche Kinderhilfswerk fordert außerdem deutlich mehr akademisch ausgebildete Fachkräfte in den Kindertageseinrichtungen. Es muss sichergestellt werden, dass pädagogische Fachkräfte in ihrer Ausbildung auch auf die Vermittlung relativ neuer Wissensbereiche, wie zum Beispiel Medienbildung oder interkulturelle Pädagogik ausreichend vorbereitet werden. Dazu gehört auch, die Mitbestimmung von Kindern in Kindertageseinrichtungen mehr als bisher ins Zentrum der Arbeit zu rücken. Denn die frühe Beteiligung von Kindern durchbricht den Kreislauf der Vererbung von Armut. So hat der Kinderreport 2012 des Deutschen Kinderhilfswerkes gezeigt, dass Kinder durch Mitbestimmung schon in jungem Alter soziale Kompetenzen entwickeln, die sie stark machen. Dadurch können die Kinder erfolgreich mit aversiven Reizen umgehen. Für Kinder aus benachteiligten sozialen Lagen ist es also von besonderer Bedeutung, schon im jungen Alter in der Kita entsprechende Erfahrungen machen zu können. Durch frühe Mitbestimmung können die Kinder die Folgen von sozialer Benachteiligung kompensieren.

Redaktion: Uwe Kamp

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