Politische Bildung

Der Wahl-O-Mat zur Bundestagswahl 2021 ist online

Der Wahl-O-Mat 2021 der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) zur Bundestagswahl am 26. September ist online. Auf einer Pressekonferenz am 02.09.2021 wurde das Informationstool vorgestellt. Das Fachkräfteportal der Kinder- und Jugendhilfe war bei der Pressekonferenz dabei und zeigt den Entstehungsprozess, kritische Stimmen und die vorgestellten neuen Funktionen bzw. Änderungen auf.

02.09.2021

„Der Wahl-O-Mat gibt keine Wahlempfehlung“, betonte Thomas Krüger, Präsident der bpb, „aber er zeigt, wie die Parteien zu aktuellen Sachfragen stehen. Und er macht Lust darauf, sich auf unterhaltsame Weise mit politischen Inhalten zu befassen. Der Wahl-O-Mat ist mittlerweile zum Volkssport geworden.“

Thesen des Wahl-O-Maten

In den 38 Thesen des Wahl-O-Maten können sich alle Wählerinnen und Wähler spielerisch über die Wahlprogramme der politischen Parteien informieren. Die Positionen und Begründungen der Parteien zu den Thesen stammen dabei ausschließlich von den Parteien selbst und sind das Ergebnis eines intensiven Redaktionsprozesses mit rund 30 Beteiligten – Expertinnen und Experten aus Politikwissenschaft, Journalismus und politischer Bildung sowie jungen Wählerinnen und Wählern.

Während der Pressekonferenz wurde betont, dass junge Menschen eine große Gruppe der Nutzenden des Wahl-O-Maten darstellen. Die ausgewählten Thesen bilden deshalb auch politische Themen ab, die für die Lebenswelten der Kinder und Jugendlichen bedeutend sind. Die Bundeszentrale für politische Bildung erarbeitete unter anderem diese für die Kinder- und Jugendhilfe relevanten Thesen:

  • Bei Bundestagswahlen sollen auch Jugendliche ab 16 Jahren wählen dürfen.
  • Das Recht anerkannter Flüchtlinge auf Familiennachzug soll abgeschafft werden.
  • Die traditionelle Familie aus Vater, Mutter und Kindern soll stärker als andere Lebensgemeinschaften gefördert werden.

Entstehungsprozess des Wahl-O-Maten

Neben dem Wahl-O-Mat für die Bundestagswahl, gibt es auch Tools für die Landtagswahlen in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern. Alle Wahl-O-Mat-Versionen 2021 entstanden – coronabedingt – in rein digitalen Workshops. Der Umgang mit den Antworten der Nutzenden auf die Thesen zeichnet den Wahl-O-Mat aus. Er verwendet die Eingaben nur zur Berechnung und Anzeige des persönlichen Ergebnisses, sie werden darüber hinaus weder verwendet noch gespeichert. Zum Superwahljahr erscheint der Wahl-O-Mat dabei nicht nur in einem neuen Design, sondern mit zahlreichen neuen Features, die alle dazu einladen, sich noch intensiver mit den Inhalten und den Positionen der Parteien auseinander zu setzen. Thomas Krüger: „Der Wahl-O-Mat vermittelt Politik jenseits des ‚Nasenfaktors‘. Hier geht es 10 Minuten nur um Inhalte und politische Positionen.“

Der Wahl-O-Mat ging erstmals 2002 an den Start und wurde seither vor über 50 Wahlen rund 85 Millionen Mal gespielt. Zur Bundestagswahl 2017 wurde er 15,7 Millionen Mal genutzt.

Thomas Krüger prognostizierte: „Der Wahl-O-Mat ist neben den Triellen das wohl wichtigste Informationsangebote im Vorfeld dieser Bundestagswahl.“ Und er rechnet mit einer großen Nachfrage: „Gerade wenn es spannend wird, schauen viele Wählerinnen und Wählern nochmals genauer auf die Positionen der Parteien. Mit dem Wahl-O-Mat macht das auch noch Spaß!“

Neu bei dem diesjährigen Wahl-O-Maten ist, dass die Nutzenden sich die Ergebnisse differenzierter anzeigen lassen können, als bei vorherigen Versionen. Es ist möglich zwischen den Begründungen der Parteien zu wählen, welche bereits im Bundestag vertreten sind bzw. denen, die es nicht sind. Außerdem lässt sich die Gewichtung der Ergebnisse im Nachgang verändern, wodurch transparenter ist, welche Gewichtung welche Veränderung in den Ergebnissen bringt. Die Begründungen der einzelnen Parteien zu den jeweiligen Thesen lassen sich auch im Nachhinein anschauen und ein Vergleich der Begründungen zwischen der eigenen Wahl und einer Auswahl von bis zu drei Parteien lässt sich anzeigen.

Wissenschaftliche Begleitung durch die Universität Düsseldorf

Die bpb betonte in der Pressekonfernz, dass durch das Informationstool Wahl-O-Mat keine Datenspeicherung stattfindet. Umfragen der Universität Düsseldorf aus dem Jahr 2021 zeigen jedoch, dass das beliebte Informationsangebot nicht nur Spaß macht, sondern auch wirkt: fast drei Viertel der Befragten gaben an, dass sie über ihr Spielergebnis mit anderen sprechen würden, etwa zwei Drittel hat das Tool motiviert, sich politisch weiter zu informieren. Etwa 60 Prozent der Nutzenden, die nicht geplant hatten zur Wahl zu gehen, konnte die Beschäftigung mit dem Wahl-O-Mat davon überzeugen, es doch zu tun.

Die Forschungsergebnisse der letzten Bundestagswahl 2017 zeigte außerdem auf, dass die Ergebnisse des Wahl-O-Maten eine hohe Treffgenauigkeit erzielten. So waren 70 % der Ergebnisse ungefähr deckungsgleich mit den vorherigen Positionierungen der Nutzenden und 23,5 % genau. Lediglich 6,6 % der befragten Nutzenden waren von dem kotrahierenden Ergebnis überrascht.

An der Forschung zum Wahl-O-Mat wird auch die junge Generation beteiligt. Die Universität Düsseldorf beteiligt unter anderem ihre Studentischen Hilfskräfte und unterstützt explizit Abschlussarbeiten der Studiengänge Sozialwissenschaften und politische Kommunikation in diesem Kontext.

Kritische Stimmen und Anmerkungen während der Pressekonferenz

Nachdem die Änderungen, Funktionen und Forschungsvorhaben erläutert wurden, fand eine offene Diskussionsrunde statt. Unter anderem wurde kritisiert, dass der Wahl-O-Mat nicht in leichter Sprache zur Verfügung stehe. Die bpb wies darauf hin, dass dies zu dem jetzigen Zeitpunkt aufgrund der Komplexität der Thesen und Antworten nicht möglich sei. Das Wording beeinflusse die Ergebnisse, wodurch die Nuancen der Sinnhaftigkeit in Thesen und Antworten nicht deckungsgleich mit den Originalen sei. Die bpb sei aber im Gespräch mit Aktion Mensch und arbeite vehement an einer Lösung. Ein ähnliches Problem bestehe mit den Übersetzungen in andere Sprachen, weshalb der Wahl-O-Mat ausschließlich in deutscher Sprache angeboten werden könne.

Hervorgehoben wurde während der Pressekonferenz, dass der Wahl-O-Mat auf technischer Ebene Barrierefreiheit sicherstelle. Es werden zwar Zusatzprogramme benötigt, aber die technischen Voraussetzungen seien gegeben und eine Vorlesefunktion vorhanden.

Zuletzt wurde aus den Reihen des Publikums gefragt, ob der Wahl-O-Mat die kleineren Parteien benachteilige. Die bpb wies diesen Vorwurf zurück und betonte, dass der Wahl-O-Mat den kleinen Parteien eine Plattform biete, auf der sie sich gleichberechtigt mit den großen Parteien repräsentieren können.

Da die Zielgruppe des Wahl-O-Maten hauptsachlich aus jungen Erwachsenen besteht, sah das Publikum handlungsbedarf in Bezug auf die Generationengerechtigkeit. Die Auswahl der Thesen sei auch auf die relevanten Themen für ältere Generationen abzustimmen, um das Tool für diese interessanter zu gestalten. Insgesamt sei der Wahl-O-Mat jedoch ein beliebtes Informationstool zu Bundes- und Landtagswahlen.

Quelle: Pressekonferenz und Medienmitteilung der Bundeszentrale für politische Bildung vom 02.09.2021

Redaktion: Pia Kamratzki

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