Jugendpolitik
Bürgernahes Bayern ohne Jugend? – BJR enttäuscht von Koalitionsvertrag
„Für die Jugend ist außer Defizitbeschreibungen leider wenig Platz“ – der Bayerische Jugendring (BJR) zeigt sich enttäuscht vom Koalitionsvertrag der CSU und den Freien Wählern. Er versäume jungen Menschen eine Stimme zu geben. Beispielsweise werde die Förderung von Jugendbeteiligung sowie der nonformalen und informellen Bildung nicht erwähnt.
07.11.2018
Enttäuscht hat sich der Bayerische Jugendring (BJR) von den Ergebnissen zur Jugendarbeit und Jugendpolitik im Koalitionsvertrag von CSU und Freien Wählern gezeigt. Matthias Fack, BJR-Präsident betont: „Die Passagen zur Demokratiebildung, Europapolitik und zu gleichwertigen Lebensverhältnissen mögen im ersten Moment gut klingen, sind aber völlig unzureichend. Es ist inzwischen seit langem bekannt, dass nonformale und informelle Bildung wesentliche und zentrale Orte in diesen Feldern sind. Es wurde versäumt, Jugendverbände, Jugendringe und Jugendbildungsstätten zum Bestandteil bayerischer Politik zu machen und damit jungen Menschen eine Stimme zu geben.“
Stichwort Internationaler Jugendaustausch
Der Koalitionsvertrag erkennt den europäischen und internationalen Jugendaustausch an und will mit einem neuen bayerischen Auslandsinstitut ein internationales Netzwerk für den Jugendaustausch gründen, u.a. mit Tschechien. Für den BJR ist der internationale Jugend- und Schüleraustausch seit langem eine zentrale Säule seiner Arbeit. Er orientiert sich dabei an den grundlegenden Werten, auf die er seit seiner Gründung im Jahr 1947 baut: Völkerverständigung und die Förderung von Toleranz, der Abbau von Vorurteilen und ein respektvoller Umgang miteinander. Bereits seit 1997 schafft das Koordinierungszentrum Deutsch-Tschechischer Jugendaustausch Tandem in Regensburg – eine Einrichtung des BJR – grenzüberschreitende Begegnungen zwischen jungen Menschen in Deutschland und Tschechien, finanziert durch Bundesregierung, Frei-staat Bayern und Freistaat Sachsen.
Bestehende Strukturen stärken
Matthias Fack, der sich derzeit in Israel befindet, um den Jugendaustausch und Partnerschaften von Jugendorganisationen zu festigen: „Der BJR hat in Bayern in diesem wichtigen Feld seit Jahrzehnten eine zentrale Funktion inne, nicht zuletzt durch übertragene staatliche Aufgaben. Es ist bizarr, dass ein neues Auslandsinstitut gegründet werden soll. Statt Parallelstrukturen zu schaffen, sollte die neue Regierung bestehende stärken. Der internationale Jugend- und Schüleraustausch beim BJR ist seit vielen Jahren unterausgestattet. Und wer meint, es bräuchte ein neues Institut zur Vernetzung, hat keine Ahnung von der praktischen Arbeit, die auf jahrelange vertrauensvolle Zusammenarbeit aufbaut und längst bestens vernetzt ist.“
Stichwort gleichwertige Lebensverhältnisse
Die Ankündigung der Verhandlungspartner, gleichwertige Lebensverhältnisse in Bayern zu gewährleisten, blendet eine attraktive, zukunftsfähige kommunale Jugendpolitik aus. Jenseits von Straßenbau, Militärkonversion und Behördenverlagerung brauchen junge Menschen Lebensräume, die sie selbst mitgestalten können und in denen ihre Interessen berücksichtigt werden – vom Bolzplatz bis zur angemessenen Förderung von Jugendarbeit vor Ort. An keiner Stelle erwähnt der Koalitionsvertrag, was sie vorhat, um Jugendbeteiligung zu fördern. Junge Menschen wollen mitbestimmen und mitgestalten, das zeigen etwa erfolgreiche Jugendparlamente oder der enorme Erfolg der U18-Wahlen. „Anscheinend gibt es für die neue Regierung nur eine bayerische Gesellschaft aus Kleinkindern, Eltern und Senioren. Für die Jugend ist außer Defizitbeschreibungen leider wenig Platz in einer solchen Gesellschaft“, so Fack weiter.
Quelle: Bayerische Jugendring vom 05.11.2018
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