Jugendpolitik

AWO lehnt einen staatlich organisierten Freiwilligendienst entschieden ab

"Der angekündigte bundesweite Freiwilligendienst wirft mehr Fragen auf als er Antworten gibt", kritisiert der AWO Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler. So habe Ministerin Kristina Schröder angekündigt, sie wolle die negativen Effekte eines Endes des bisherigen Zivildienstes auf die soziale Infrastruktur minimieren.

24.08.2010

"Es fragt sich allerdings, wieso dann eine Doppelstruktur installiert werden soll, indem ein neuer bundesweiter Freiwilliger Zivildienst geschaffen wird, statt die bestehenden Strukturen für die Jugendfreiwilligendienste zu nutzen und für ihren Ausbau die frei werdende Mittel einzusetzen", erklärt Stadler. "Freiwilliges Engagement lässt sich nicht wie der bisherige Zivildienst staatlich verordnen und verwalten." Dies würde das Wesen von freiwilligem Engagement in sein Gegenteil verkehren, denn dieses Engagement beruhe auf den Prinzipien der Freiwilligkeit und Unabhängigkeit.

Die Arbeiterwohlfahrt kritisiert, dass in der Pressemitteilung von Ministerin Schröder vom Montag die zuvor angekündigte Stärkung der Jugendfreiwilligendienste - auch durch den Transfer der im Zivildienst frei werdenden Mittel - mit keinem Wort erwähnt würde. Stattdessen ergäbe sich durch die nun angestrebte Doppelstruktur eine Schwächung der der erfolgreichen Jugendfreiwilligendienste, wie der der AWO Bundesverband befürchtet. Es entstehe der Eindruck, dem Bundesamt für Zivildienst werde eine Art Bestandschutz eingeräumt und neue Aufgaben zugewiesen, die bisher von unabhängigen Sozialverbänden nach dem Subsidiaritätsprinzip wahrgenommen wurden.

Es klingte alarmierend, wenn die Ministerin meine, "unabdingbare Voraussetzung" dafür, genügend Freiwillige zu gewinnen, sei "eine klare Bundeszuständigkeit". "Mit dieser Argumentation diskreditiert die Ministerin die bisher so erfolgreich von unabhängigen Trägern gesteuerte und gestaltete Freiwilligenarbeit", kritisiert Stadler. Die staatliche Steuerung von zivilgesellschaftlichem Engagement sei ein Widerspruch in sich. 

Zudem sei völlig unklar, was die Ministerin meint, wenn sie sagt, "um funktionierende Strukturen zu erhalten, müssten etwa 35 000 Freiwillige pro Jahr für den freiwilligen Zivildienst gewonnen werden" - das sei nur ein knappes Drittel der derzeit jährlich 90 000 "Zivis". "Dieses Konzept der Ministerin enthält mehr Fragen als Antworten", betont Stadler. "Das ist insbesondere für die Zigtausend jungen Leute ein untragbarer Zustand. 

Quelle: Arbeiterwohlfahrt Bundesverband

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